4-Schichtenmodell der IT-Organisation: Die IT der Zukunft

Wie IT-Trends die IT-Organisation signifikant verändern und wie das die Rolle des CIOs beeinflusst, erläutern die Analysten von KuppingerCole. [...]

Schon die diesjährige Jahresprognose der IT-Trends zeigte eine weitreichende Einigkeit in der Analystenwelt. Megatrends wie Mobile IT, Social Media und Cloud Computing geben demnach die Richtung vor, in die sich die IT der Zukunft bewegt. Auch die Analysten von KuppingerCole schließen sich dieser Sicht an. In einer aktuellen Studie arbeitet Gründer Martin Kuppinger heraus, wohin die signifikanten Veränderungen die IT-Organisation führen und inwieweit das die Rolle des CIOs berührt.
Am fundamentalen Charakter des Wandels lässt Kuppinger keinen Zweifel. Die genannten Trends fügen sich auch in seiner Wahrnehmung zu einem Phänomen zusammen, dass er unter dem bekannten Begriff der Konsumerisierung fasst. Kuppinger verwendet daneben die Bezeichnung Entgrenzung, weil sich die starren Grenzen zwischen IT, Business und Außenwelt aufzulösen scheinen.
CLOUD KONKURRIERT MIT INTERNER IT
Schlüsselcharakter aus Sicht des Analysten hat Cloud Computing. Interne On-Premise-IT stehe in wachsender Konkurrenz zu externen Service-Angeboten. Aus Business-Sicht sei die Nutzung der internen Ressourcen nur noch eine Option unter vielen. „Cloud Computing hat ein neues Wettbewerbsniveau für die interne IT gebracht, das weit über frühere Outsourcing-Diskussionen und andere Konkurrenzsituationen hinausgeht“, heißt es in der Studie.
Wie in anderen Branchen sei nun auch in der IT eine Phase der Industrialisierung angebrochen. Kuppinger macht ein strukturelles Spannungsfeld zwischen Business und IT aus. Während aus Business-Sicht Geschwindigkeit, Tempo, Agilität, Flexibilität und kurzfristige Aspekte zählten, hätten aus IT-Sicht langfristige Betrachtungen höheres Gewicht. Es gehe dabei vor allem um Sicherheit, Stabilität, Kontrolle und Standards. Alles in allem sei die IT gefordert, bessere Lösungen für die Business-Anforderungen zu liefern. Voraussetzung dafür sei eine tiefgreifende Transformation, die die IT wie an den Steuerhebel zurückbringe. Bremserargumente mögen die Anwender nämlich nicht mehr hören – unabhängig von ihrer Richtigkeit.
Diesen Veränderungsprozess beschreibt Kuppinger in einem recht klar strukturierten Modell. Basis dafür sind die beiden Dinge, die das Business laut Analyse wirklich von der IT will: die für die jeweiligen Aufgaben nötigen Services sowie einen angemessenen Schutz für die Unternehmensdaten. Laut Kuppinger sollte sich die IT deshalb darauf besinnen, diese Anforderungen zu erfüllen. Das bedeute erstens eine agile und kosteneffiziente Bereitstellung der Services, zweitens eine Durchsetzung von IT-Sicherheit und drittens Risikomanagement und Compliance im Rahmen einer unternehmensweiten Governance.
FINGER WEG VON GOVERNANCE-HÄPPCHEN
Auf dieser Grundlage formuliert Kuppinger sein IT-Paradigma, das den Weg zur Neustrukturierung der IT weisen soll. Es besteht aus den Schichten Business Service Delivery, IT Service & Security Management sowie IT Service Production auf Basis eines Mixes aus On-Premise und Cloud Computing. Die Brücke wird geschlagen durch den vierten Aspekt Governance, der sich splitten lässt in Information Governance und Service Governance. Kuppinger empfiehlt hier, auf umfassende Governance zu setzen und nicht auf die oft angebotenen Häppchen.
In aller Ausführlichkeit stellt Kuppinger in seiner Studie dar, welche Konsequenzen sich daraus für den Umbau der IT ableiten lassen. Ein Gesichtspunkt dabei ist erfolgreiches Marketing nach innen und außen. „Die IT der Zukunft ist durch die Nachfrage getrieben“, so Kuppinger. Es gelte einerseits, die IT-Abteilung intern als die alleinige Service-Quelle zu positionieren. Basis dafür soll wie erwähnt eine Mischung aus Cloud und On-Premise sein. Andererseits sollten die eigenen On-Premise-Services auch außerhalb des Unternehmens verkauft werden.
ERP FOR IT
Für die Orchestrierung der IT-Produktion empfiehlt Kuppinger die Nutzung von Tools für Business Process Management (BPM). Für Effizienz könne „ERP for IT“ sorgen. Die IT soll Enterprise Resource Planning also nicht nur für die Business-Anwender bereitstellen, sondern für sich selbst anwenden. „Es ist tatsächlich irgendetwas zwischen lächerlich und tragisch, dass es ERP-Lösungen für jede Branche, für jede Abteilung und jede Funktion im Unternehmen gibt – nur nicht für die IT“, heißt es in der Studie.
Die angeratenen Veränderungen führen auch zu einem fundamentalen Wandel der Rolle des CIOs. „Der CIO ist definitiv nicht länger technisch“, so Kuppinger. „Er muss Service Management und Informationssicherheit managen; er ist verantwortlich für ERP for IT; er hat sicherzustellen, dass die Verbindung zwischen Business und IT funktioniert.“
Eine Menge Arbeit, die nach Einschätzung Kuppingers eines Ausgleichs bedarf. Übernehme ein moderner CIO die skizzierten Aufgaben, gebe es keinen Grund mehr, ihm einen Sitz in der Vorstandsetage zu verwehren. Dies sei nicht mehr zu rechtfertigen angesichts einer Verantwortlichkeit für die gesamte IT-Produktion, ohne die ein agiles Business nicht laufen könne, für IT-Sicherheit und Governance sowie für die finanziellen Aspekte einer effizienten IT. „Zusätzlich muss er eng mit dem CFO zusammenarbeiten, der typischerweise für Enterprise Governance verantwortlich ist“, so Kuppinger.
DIE 5 WICHTIGSTEN MITARBEITER
Unterhalb des CIO braucht es laut Studie in etwa ein Korsett aus fünf weiteren Führungskräften: Business Service Manager, IT Service Manager, Information Security Manager, IT Governance Manager und Production Manager. „Unternehmen sind zu verschieden für eine Standardlösung“, kommentiert Kuppinger. „Aber diese Struktur liefert einen guten Anfangspunkt für die Entwicklung der eigenen Firma.“
Die Studie „The Future of IT Organizations” ist bei KuppingerCole erhältlich.
* Der Autor ist Redakteur des deutschen CIO.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*