6 Ratschläge für eine Automatisierungsstrategie

Laut Forrester sorgt Automatisierung bis 2027 allein in den USA für rund 25 Millionen Jobverluste. Dafür entstehen 15 Millionen neue Stellen. Wie Unternehmen den Wandel mitgestalten können. [...]

Bangemachen gilt nicht, findet J.P. Gownder. Der Analyst von Forrester Research widerspricht entschieden jenen Unkenrufern, die durch Automatisierung und Roboter alleine in den USA 69 Millionen Jobs auf der Kippe sehen. In seiner Studie „The Future Of Jobs, 2027: Working Side By Side With Robots“ proklamiert Gownder, dass Albtraumszenarien nicht eintreten werden. Eine Formulierung dazu lautet: „Roboter werden eine soziale Revolution vorantreiben – aber keine, die wir fürchten.“

  • Das Kundenerlebnis steht im Mittelpunkt
  • Operative Technologien im Backend verändern sich
  • Unternehmen sollten darauf achten, Mitarbeiter nicht zu vergrätzen
  • Nötig sind Brücken zu betroffenen Führungskräften
  • Bewährte Best Practices sollten genutzt werden

Die Automatisierung frisst Jobs. Diese Forrester-Grafik zeigt, welche Lösungen wo knabbern. Sie tun es bei physischen Tätigkeiten, bei geistigen Tätigkeiten und beim Kundenservice. (c) Forrester Research
KEINE FURCHT VOR SOZIALER REVOLUTION
Netto werden durch Automatisierung in den Vereinigten Staaten bis 2027 rund 9,8 Millionen Jobs verloren gehen, kalkuliert der Analyst auf Basis offizieller Arbeitsmarktdaten. Das entspricht in etwa 7 Prozent der derzeit vorhandenen Stellen und ist nach Forrester-Einordnung ein zwar gewaltiger Verlust. Aber eben doch einer, der sich im Rahmen dessen bewege, was in den USA seit 2007 im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise an Stellen wegautomatisiert wurde.
Gownders Analyse besteht im Kern aus zwei Teilen. Auf einer allgemeinen Ebene setzt er sich mit diversen Prognosen auseinander, die das Horrorszenario eines singulären Jobverlusts malen. Ein zentrales Problem dabei sei, dass die durch Automatisierung in Zukunft geschaffenen neuen Stellen eben noch unbekannt seien. Der Analyst lädt seine Leser dazu ein, sich für die kommenden Jahre eine heute noch vollkommen unbekannte Branche vorzustellen – ein in der Tat schwieriges Unterfangen. Auf einer konkreteren Ebene arbeitet Forrester aus, wie sich Unternehmen auf den bevorstehenden Wandel einstellen können. Geliefert werden sechs Empfehlungen, die sich zumindest in der englischen Sprache prägnant verkürzen lassen: I&O PACT.
JOHN MAYNARD KEYNES WARNTE SCHON 1930
Bereits 1930 habe der Ökonom John Maynard Keynes der Begriff der durch Technologie bedingten Massenarbeitslosigkeit geprägt, so Gownder. Roboter seien seither auch Auslöser sozial und kulturell codierter Ängste. Und selbstverständlich finden diese Nahrung in Zeiten, in denen es neben physischen Robotern wie Aloft Hotels‘ Botlr und Rethink Robotics‘ Baxter auch Software-Roboter wie Amazons virtuelle Assistentin Alexa, kognitive Rechner-Intelligenz wie IBM Watson und Automatisierungslösungen wie Blue Prism gibt.
Forrester führt die Oxford-Professoren Carl Frey und Michael Osborne als Auguren einer möglicherweise fatalen Entwicklung an. Von ihnen stammt die These, dass die Hälfte der US-amerikanischen Jobs hochgradig und weitere 19 Prozent mittelmäßig gefährdet seien. Der Autor Martin Fordargumentiere, dass IBM’s Watson Oncology bald unabhängig Diagnosen und Therapievorschläge liefern werde.
„Und wenn selbst Ärzte automatisiert werden können, ist nach dieser These kein White-Collar-Job sicher“, kommentiert Forrester. Paradoxerweise falle es Robotern leichter, Schachweltmeister zu besiegen als Treppen zu steigen. Aber auch das könne gelernt werden – mit entsprechendem Risiko für manuelle Arbeit.
STRATEGISCHE ENTSCHEIDUNGEN AUF DREI EBENEN
Das mag in gewisser Weise so kommen. Aber laut Forrester sollte sich deshalb niemand ins Bockshorn jagen lassen. Sämtliche Unternehmen müssten allerdings schwierige strategische Entscheidungen treffen und dabei drei Ebenen im Blick haben:
1. Die Umgestaltung des Kundenerlebnisses: Im Dienste der Kunden verändere die Automatisierung etwa die operativen Technologien im Backend. Forrester nennt als Beispiel einen Flugzeugzulieferer, der für fehlerfreie und pünktliche Lieferungen Lastwagenfahrer durch Aethon Roboter ersetzt habe. Außerdem sei direkte Interaktion der Kunden mit Maschinen zu erwarten – dank Machine Learning, Natural Language Processing und andere Formen Künstlicher Intelligenz.
2. Auswirkungen auf die Arbeitnehmer: Damit Mitarbeiter gut und erfolgreich arbeiten, benötigen sie Anerkennung. Ein hauruckartiger Robotereinsatz, der die Mitarbeiter vom Unternehmen entfremde, dürfte sich deshalb kontraproduktiv auswirken.
3. Die gesamte Belegschaft ist betroffen: Die Integration von Automatisierungstechnologien wird laut Forrester Jahre dauern. Deshalb sei es alternativlos, sich in bestehenden Jobrollen um die besten verfügbaren Mitarbeiter zu bemühen. Falls irgendwann Stellen wegfallen, könne man die betroffenen Mitarbeiter hoffentlich anderweitig einsetzen. Man werde aber sowohl im technischen Bereich als auch anderswo – etwa in der Personalabteilung – neue Skill-Kombinationen benötigen, um erfolgreich zu sein. In jedem Fall werde die gesamte Personalstrategie von der Automatisierung betroffen sein.


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