7 Ideen aus der Gehirnforschung für ein wirksames E-Learning

Wenn Sie Lerninhalte mit diesen sieben Ideen von easyclipr vermitteln, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie nachhaltig und langfristig verinnerlicht werden. [...]

Die Idee, Storytelling zu verwenden, um Inhalte und Botschaften zu vermitteln, kommt ursprünglich aus dem Marketing. (c) Antrey - Fotolia
Die Idee, Storytelling zu verwenden, um Inhalte und Botschaften zu vermitteln, kommt ursprünglich aus dem Marketing. (c) Antrey - Fotolia

Halten Sie die Zielgruppe im Blick

Jeden Tag werden wir mit Informationen überflutet und unser Gehirn selektiert automatisch. Das passiert zum größten Teil unterbewusst, aber natürlich auch ganz gezielt. Und zwar immer dann, wenn wir uns diese Fragen stellen: Interessiert mich das? Lohnt es sich hinzuhören? Was spricht dafür, das zu lernen? Welchen Sinn hat es, das zu üben?

Wenn Sie Wissen vermitteln möchten, dann entscheiden nicht Sie, was die Lernenden im Kopf behalten werden, sondern das entscheiden die Lernenden selbst. Wir sprechen hier von intrinsischer Motivation. Also der Motivation, die Ihre Lernenden aus sich heraus mitbringen. Das Wichtige ist demnach, sich in Ihre Zielgruppe genau hineinzuversetzen. Also zu fragen: Warum sollte das meine Zielgruppe interessieren? Warum lohnt es für sie hinzuhören? Welchen Mehrwert hat meine Zielgruppe, meine Inhalte zu lernen und zu üben?

Wenn Sie bei der Erstellung Ihrer Lerninhalte diese Fragen für Ihre Zielgruppe beantworten können, sind Sie ein enormes Stück weiter.

Halten Sie es einfach und übersichtlich

Durch die Gehirnforschung wissen wir, dass unser Arbeitsgedächtnis 7 Informationseinheiten gleichzeitig aufnehmen kann – und zwar für 10 bis 20 Sekunden. Das bedeutet, dass Sie Ihre Botschaften und Lerninhalte sehr gezielt auf den Punkt bringen müssen. Denn sonst ist der Arbeitsspeicher des Gehirns voll, noch bevor Sie Ihre Kernbotschaft vermittelt haben. Ihre aufwändig vermittelten Inhalte sind nach 20 Sekunden schon wieder vergessen – und Sie müssten alles wiederholen.

Sie können Ihre Lerninhalte aber auch so aufbereiten, dass das Wissen, das Sie vermitteln wollen, an schon vorhandenes Wissen anknüpft. Das geht, in dem Sie Ihre komplexen Inhalte zunächst in kleinere Lerneinheiten zerlegen und diese so strukturieren, dass sie aufeinander aufbauen.

Fangen Sie mit den Grundlagen an und finden Sie immer wieder Beispiele, die Ihre Lernenden schon kennen. Sogenannte Microlearnings von circa 3 bis 5 Minuten sind Lerneinheiten mit einer guten Länge.

Verbinden Sie Bekanntes mit Unbekanntem, so schaffen Sie im Gehirn Anknüpfungspunkte. Diese erleichtern nicht nur das Lernen, sondern erhöhen auch die Bereitschaft, sich mit Ihren Inhalten auseinanderzusetzen.

Erzählen Sie Geschichten

Die Idee, Storytelling zu verwenden, um Inhalte und Botschaften zu vermitteln, kommt ursprünglich aus dem Marketing. Doch es hat sich gezeigt, dass auch in der Wissensvermittlung das Erzählen von Geschichten hilfreich ist.

Doch warum ist das so? Es gibt im menschlichen Gehirn eine Region die nennt sich Cortex. Dieser Cortex ist unser Langzeitgedächtnis, in dem unser Wissen abgespeichert wird. Ihr Ziel als Wissensvermittelnde muss es sein, dass Ihre Inhalte dort abgespeichert werden. Allerdings ist der Hippocampus im Gehrin dafür zuständig, die Inhalte für den Cortex zu filtern und im Langzeitgedächtnis zu verankern.

Der Hippocampus ist wie ein Türsteher, der ganz genau schaut, wer auf die Party darf und wer nicht. Bei jeder einzelnen Person in der Schlange fragt er sich, warum er sie rein lassen sollte. Er ist daher sehr schnell gelangweilt, wenn ihm die Person einfach nur trockene Fakten erzählen, um auf seine Party zu kommen. Unser Türsteher Hippocampus schaltet entsprechend sehr schnell ab, denn nur die spannenden Gäste lässt er rein.

Unterstützt wird der Hippocampus von der Amygdala. Als Teil des limbischen Systems ist sie für das emotionale Gedächtnis zuständig. Sie wird aufmerksam, wenn anstatt nur trockener Fakten plötzlich Geschichten oder Emotionen dazu kommen. An diesen Punkt weckt sie unseren Türsteher Hippocampus wieder auf und dieser lässt dann die Partygäste rein.

Um wieder den Bogen zu unserem Gehirn zu schlagen: Die Partygäste sind die Informationen, die Sie vermitteln möchten. Diese wollen auf die Party, beziehungsweise in den Cortex gelangen. Und das funktioniert am besten, indem Sie Ihre Fakten in spannende Geschichten verpacken. So wie ich gerade in meinem Beispiel mit dem Türsteher Hippocampus.

Um dem Gehirn die Verarbeitung zu erleichtern, sollte Ihre Geschichte folgende Eigenschaften enthalten:

  • Sie sollten einfach sein: Eine Prinzessin lebt gefangen im hohen Turm und wartet auf einen Prinzen, der sie rettet.
  • Sie sollten ein Überraschungsmoment oder einen Twist beinhalten: Ein Prinz macht sich auf, um die Prinzessin zu retten, doch trifft auf einen Drachen, der den Turm bewacht.
  • Sie sollte einen Helden haben: Der Prinz ist selbstverständlich heldenhaft – er bezwingt den Drachen.
  • Sie sollte emotional sein: Die Prinzessin wird nach einem harten Kampf gerettet und eilt zu dem verletzten Prinzen.

Abstrahieren Sie große Datenmengen

Große Mengen an Daten, sagen wir Tabellen oder komplexe Diagramme, kann das Gehirn nicht als solche erfassen. Automatisch versucht es diese Flut an Informationen zu abstrahieren, also zusammenzufassen. Das verbraucht im Gehirn sehr viel „Rechenkapazität“ und natürlich Zeit.

Zusätzlich haben Sie als Wissensvermittler keinen Einfluss auf das Ergebnis dieser Abstraktion. Das bedeutet im Klartext, dass Ihre Lernenden zu völlig anderen Ergebnissen kommen können als Sie.

Machen Sie es Ihren Lernenden einfach, indem Sie die Zusammenfassung liefern. Arbeiten Sie daher mit Symbolen und Übersichten, die Ihre Menge an Informationen auf den Punkt bringen.

Nutzen Sie Bilder

Der grundsätzliche Unterschied zwischen Bildern und Texten ist, dass der Mensch erst lernen muss, Texte zu entschlüsseln. Auch bei geübten Lesenden, dauert die Erfassung eines Textinhaltes länger als bei Bildern. Bilder zu interpretieren, hat der Mensch in seiner Evolutionsgeschichte bereits gekonnt bevor er lesen gelernt hat.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Bilder viel schneller vom Gehirn erfasst und interpretiert werden können. Darüber hinaus sind Bilder in jeder Sprache interpretierbar und damit multilingual. Und Sie kennen bestimmt auch das wahre Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“.

Sprechen Sie mehrere Sinne an

Wenn Sie Bilder verwenden, dann triggern Sie den visuellen Sinn. Bewegen sich die Bilder, zum Beispiel durch Animationen oder durch Realfilmaufnahmen, wird durch die visuelle Veränderung der Reiz verstärkt. Kommen dann noch Töne und erklärende Worte dazu, werden mehrere menschliche Sinne gleichzeitig angesprochen. Dies erleichtert die Verarbeitung im Gehirn.

Deshalb sind Videos ein sehr gutes Medium, um Wissen zu vermitteln. Sie sind nicht nur leicht zu konsumieren, sondern sorgen auch dafür, dass Informationen 60.000 Mal schneller vom Gehirn verarbeitet werden können als reiner Text. Dadurch bleiben sie länger im Gedächtnis und helfen nachhaltiger, wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen.

Bauen Sie Interaktionen ein

Von Konfuzius ist folgender Spruch überliefert:

Ich höre und vergesse,
ich sehe und behalte,
ich handle und verstehe.

Texte, Bilder, aber auch Videos werden von den Lernenden passiv konsumiert. Sobald Sie als Wissensvermittler aber die Möglichkeit geben, mit den Inhalten zu interagieren, fängt das Gehirn an, das neue Wissen aktiv zu verarbeiten. Und genau darauf bezieht sich auch der Spruch von Konfuzius: Man muss handeln, also interagieren, um zu verstehen.

Nachdem Sie den Lernenden zuerst Ihre Inhalte vermittelt haben, können dann diese durch Quizfragen, Spiele, Diskussionen und Interaktionen gefestigt werden. Die aktive Auseinandersetzung des Gelernten ermöglicht die nachhaltige Speicherung im Langzeitgedächtnis.

Neben der Informationsvertiefung hat das Interagieren auch noch eine andere Wirkung: Durch die gemeinsame oder spielerische Interaktion wird Dopamin im Gehirn freigesetzt. Im Volksmund wird Dopamin auch „Glückshormon“ genannt. Es hat auf den Körper eine antriebssteigernde und motivierende Wirkung.


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