9 Thesen zu Smart Data Skills

Welche Anforderungen Unternehmen an Smart Data-Spezialisten stellen, zeigen das Hasso-Plattner-Institut (HPI) und das Forschungszentrum Informatik (FZI) in einer gemeinsamen Studie. [...]

Als „Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft, zwischen einzelnen Abteilungen sowie zwischen Menschen und Daten“ versteht Professor Stefan Jähnichen vom Forschungszentrum Informatik (FZI) die Rolle eines Data Scientist. Er hat gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut untersucht, welche Anforderungen an solche Spezialisten gestellt werden.

  • Wurden 2014 noch 18 Milliarden US-Dollar mit Big-Data-Lösungen erwirtschaftet, werden es in den kommenden zehn Jahren mehr als 92 Milliarden sein.
  • Die Anforderungen an die Fachkräfte sind sehr hoch.

Die Studie „Fachkräfte für Smart Data: Neun Thesen zum Bedarf heute und morgen“ des FZI in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) dokumentiert die Ergebnisse. Die Studie basiert auf einem Workshop und einer Befragung von 43 Experten.
Jähnichen sieht großes Potenzial: Wurden 2014 noch 18 Milliarden US-Dollar mit Big-Data-Lösungen erwirtschaftet, werden es in den kommenden zehn Jahren mehr als 92 Milliarden sein. Das geht aus Berechnungen des Expertennetzwerks Wikibon hervor.
Die Anforderungen an die Fachkräfte sind „sehr hoch“, sagt Jähnichen. Seine neun Thesen lauten:
THESE 1: LOGIK UND ABSTRAKTIONSFÄHIGKEIT SIND WICHTIGER ALS REINES TECHNOLOGIEWISSEN
Die Experten nennen logisches und analytisches Denken, sowie Kenntnisse (abstrahierter) IT-Infrastrukturen (Cloud Computing, Data Warehousing und anderes) und allgemeine Programmierfähigkeiten (zum Beispiel Java und C) als wichtigste Skills. Es folgen Datenvisualisierung, Optimierung, Ingenieurwissenschaftliche Fähigkeiten und Statistische Programmierfähigkeiten. Das gilt für den Moment – die nächste These blickt in die Zukunft.
Laut Studie des FZI sind bei den technisch-methodischen Kompetenzen derzeit vor allem logisches und analytisches Denken gefragt. (c)Forschungszentrum Informatik (FZI)
THESE 2: DIE BEDEUTUNG VON STATISTIK WÄCHST, DIE VON AUTOMATISIERUNGSTECHNIK SCHRUMPFT
Aktuell sehen 31 Prozent der Befragten Automatisierungstechnik als wichtig an, für die Situation in fünf Jahren sind es nur noch dreizehn. Vor allem Kenntnisse in Statistik (Datenanalyse/-interpretation) und über verteilte Systeme (Hadoop etc.) werden gefragt sein.
In den kommenden fünf Jahren können Data Scientists vor allem mit Statistik-Wissen punkten. (c) Forschungszentrum Informatik (FZI)
THESE 3: JEDER DATA SCIENTIST EIN PROJEKTMANAGER
Unternehmen verlangen von ihren Data Scientists derzeit vor allem folgende wirtschaftlich-methodischen Kompetenzen: Projektmanagement, Kommunikationsstärke, Verständnis anderer Branchen sowie Qualitätsmanagement und Verständnis der eigenen Branche.
THESE 4: INTERDISZIPLINARITÄT ALS SCHLÜSSEL
Erst interdisziplinäres Vorgehen macht Big Data zu Smart Data. Jähnichen erklärt: „Big-Data-Expertinnen und -Experten können technisch mit Datensätzen umgehen. Um diese im betrieblichen Kontext zusammenzuführen und Informationen aus ihnen abzuleiten, benötigt man jedoch Smart-Data-Expertinnen und -Experten.“
THESE 5: DATENSCHUTZ ALS KERNKOMPETENZ
Was die rechtlich-methodischen Kompetenzen angeht, so steht Wissen über das Datenschutzrecht schon jetzt deutlich an erster Stelle. Das wird auch in den kommenden fünf Jahren nicht anders sein. Es folgen Compliance, IT-Lizenzen und das Urheberrecht.
THESE 6: SMART DATA BRAUCHT SICHERHEIT
Datensicherheit, Applikationssicherheit, mobile Sicherheit (Handhelds) – diese Schlagworte fallen als erstes auf die Frage nach dem Bedarf an sicherheitstechnisch-methodischen Kompetenzen. Starken Zuwachs sehen die Experten bei den Themen BYOD-Sicherheitskonzepte (Bring your own Device) und Privacy by Design.
Das Stichwort Sicherheit umfasst in Sachen Data viele Aspekte. (c) Forschungszentrum Informatik (FZI)
THESE 7: WER FACHKRÄFTE HALTEN WILL, MUSS SIE STÄNDIG WEITERQUALIFIZIEREN
Wissen statt Geld – dieses Motto scheint die Arbeitshaltung von Data Scientists zu umschreiben. Jedenfalls gehen die Befragten davon aus, dass sie sich vor allem durch Fort- und Weiterbildungsangebote binden lassen. Die Bereitschaft, höhere Gehälter zu zahlen, spielt dagegen kaum eine Rolle. Fast jeder zweite Befragte (45 Prozent) rechnet deshalb mit steigenden Ausgaben für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in den kommenden fünf Jahren.
Lieber mehr Wissen als mehr Geld - nach diesem Motto bindet man Data Scientists an das Unternehmen. (c) Forschungszentrum Informatik
THESE 8: SOZIALE VERANTWORTUNG ETABLIERT SICH ALS WERT
Zusätzlich zu den hohen Ansprüchen an Technologie- und Methodenkompetenz wird von Data Scientists erwartet, dass sie im Umgang mit Daten sowohl im lokalen als auch im globalen Kontext auf eine nachhaltige, verantwortungsbewusste und ethisch vertretbare Nutzung der Daten achten. Das wird als Corporate Digital Responsibility bezeichnet.
THESE 9: DIE UNTERNEHMEN MÜSSEN SICH UM DEN NACHWUCHS KÜMMERN
Angesichts des Fachkräftemangels plädieren die Befragten dafür, dass Unternehmen aktiv werden. Sie sollten bereits in Schulen für den Beruf des Data Scientist werben und beispielsweise Themenwochen dazu anbieten. In Schweden gibt es so etwas bereits.
*Christiane Pütter ist Journalistin aus München und schreibt über IT, Business und Wissenschaft


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