Ein Scrum-Projekt sollte idealerweise aus 5 bis 9 Mitarbeitern bestehen und 3 bis 9 Monate dauern. Das zeigt eine Umfrage der FH Koblenz und Gesellschaft für Projektmanagement. [...]
Agile Methoden, Scrum, Design Thinking – seit etwa zwei Jahren, so die Beobachtung von Ayelt Komus, etablieren sich solche Begriffe. Komus ist Professor für Wirtschaftsinformatik und Organisation sowie Diplom-Kaufmann. Wie es in der Praxis um agile Methoden steht ist Thema seiner Studie „Status Quo Agile 2014“.
Mehr als 600 Menschen aus 37 Ländern haben sich an der Studie beteiligt. Die Analyse entstand am BPM Labor der Hochschule Koblenz, das Komus leitet, und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM).
Dabei stellt Komus zunächst einmal die Definition klar. Agile Methoden seien keine Projektmanagement-Methoden im klassischen Sinne. Denn: Nach der DIN 69901 zeichnet sich ein „Projekt“ durch „Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit“ aus. Es folgt klaren Zielen und zeitlichen sowie finanziellen Limits.
Anders bei Scrum oder IT-Kanban: „Hier wird eben gerade nicht auf die einmalige Lieferung eines Ergebnisses abgezielt; vielmehr wird der kontinuierliche ‚Flow‘ und eine kontinuierliche Erweiterung und Verbesserung des Produktes in vielen Teillieferungen angestrebt“, erklärt Komus. Dennoch sind agile und klassische Methoden in der Praxis eng miteinander verbunden. Viele Unternehmen kombinieren agile Methoden und klassisches Projektmanagement zu einem sogenannten hybriden Ansatz.
ERFOLGSQUOTE LIEGT BEI AGILEN METHODEN HÖHER
Der Einsatz agiler Methoden scheint sich zu lohnen. Komus hat die Studienteilnehmer um eine Bewertung gebeten. Die Frage lautete, wie hoch die Erfolgsquote der mit agilen Methoden durchgeführten Projekte oder Entwicklungsprozesse liegt – und wie hoch die der mit klassischem Projektmanagement durchgeführten Vorhaben.
Die Zahlen sprechen für sich: Rund vier von fünf Befragten attestieren agilen Methoden eine Trefferquote von mindestens 70 Prozent. Dem herkömmlichen Projektmanagement sprechen das nur rund 60 Prozent der Studienteilnehmer zu.
Eine genauere Aufsplittung für agile Methoden zeigt: 26 Prozent der Befragten nennen eine Erfolgsquote von 70 bis 79 Prozent, weitere 28 Prozent in Höhe von 80-89 Prozent und weitere 24 Prozent sprechen sogar von einer 90 bis hundertprozentigen Erfolgsquote.
Für klassische Projektmanagement-Methoden ergibt sich dieses Bild: 33 Prozent der Befragten beziffern die Erfolgsquote auf 70 bis 79 Prozent und weitere 21 Prozent auf 80 bis 89 Prozent. Lediglich fünf Prozent sehen eine 90 bis hundertprozentige Erfolgsquote.
AGILE METHODEN ERST SEIT 2010 STARK IM EINSATZ
Dabei sind agile Methoden meist noch nicht lang im Einsatz. Mehr als sieben von zehn Unternehmen (71 Prozent) arbeiten seit 2010 damit. Eine Minderheit von vier Prozent gibt an, agile Methoden schon vor 2005 zu nutzen. Meist arbeiten die Firmen nicht durchgängig mit Scrum & Co, sondern vermischen die Methoden (hybrid) beziehungsweise nutzen für das eine Vorhaben agile Methoden und für das andere klassische (selektiv).
Typischerweise kommen agile Methoden bei der Software-Entwicklung zum Einsatz. Das bestätigen 90 Prozent der Studienteilnehmer. Allerdings erklären immerhin 27 Prozent, auch bei Vorhaben ohne IT-Bezug damit zu arbeiten.
Zu den Grenzen solcher Methoden: Eine Mehrheit der Befragten (61 Prozent) empfiehlt sie für den rein internen oder vornehmlich internen Einsatz. Drei von vier Studienteilnehmern beziffern sogar die Größe des Projektteams sehr genau, auf fünf bis neun Personen nämlich. Ideal seien agile Methoden bei Vorhaben von drei bis neun Monaten Dauer.
EIGENINITIATIVE UND TRAININGS BESSER ALS SCRUM-STABSSTELLE
Wer Scrum, IT-Kanban oder Ähnliches einführen will, braucht dafür nach Meinung der Befragten nicht zwingend eine eigene Stabsstelle aufzubauen. Dazu raten lediglich 19 Prozent. Wichtiger finden sie die Eigeninitiative einzelner Mitarbeiter (68 Prozent) und Mitarbeiter-Trainings (60 Prozent).
Jedes zweite Unternehmen hat auf externe Berater zurückgegriffen. Dass agile Methoden gleich für alle Projekte genutzt werden, ist eine Ausnahme. Meist führen die Unternehmen erst einmal ausgewählte Projekte damit durch.
Komus findet die Ergebnisse der Studie nicht überraschend. Eine ähnliche Studie hatte er bereits 2012 durchgeführt. „Die positive Bewertung der Erfolge agiler Methoden in der aktuellen Studie ist konsistent zu den Ergebnissen aus 2012“, sagt der Professor.
* Christiane Pütter ist Redakteurin der deutschen CIO.
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