Die Getränkeindustrie hat einen schweren Stand. Seit Jahrzehnten schon bestimmen die großen Einzelhandelsketten den Markt. Zusätzlich erweist sich die Herstellung eines Produktes wegen des Zusammenspiels zahlreicher Zutaten als äußerst aufwändig. Nicht selten kommt es sogar vor, dass ein und dasselbe Rezept eine unterschiedliche Zutatenmenge erfordert – für die Kostenberechnung ein Alptraum. Um die Kostenentwicklung unter Kontrolle zu bekommen, ist deshalb eine extrem gut durchdachte Abbildung des Produktionsprozesses erforderlich. Die Zauberworte in diesem Zusammenhang heißen: Industriespezifische Lösungen und Big Data. [...]
Entsprechen die Kosten nicht den Prognosen, muss aber nicht der Produktionsprozess schuld sein. Beispielsweise werden bei der Herstellung auch unterschiedliche Güteklassen an Zutaten in ein und demselben Vorgang verwendet. So kommt es etwa auf die saisonale Verfügbarkeit an – wer mit Fruchtsäften zu tun hat, weiß davon ein leidvolles Lied zu singen. Wenn am Schluss ein angemessenes Endprodukt stehen soll, muss dann das Mischungsverhältnis angepasst werden. Man spricht hier von Produktionsmittelabweichungen.
In beiden Problemfällen ist eine genaue Analyse aller Bestandteile des Prozesses und der Rohstoffe der Schlüssel zum Erfolg. Beispielsweise muss in der Milchindustrie ständig der Milchfettanteil bestimmt und überwacht werden können, um alle Abläufe im Griff zu behalten. Bei Obst und Gemüse ist es essentiell, die Menge an Abfallprodukten wie Kernen so gering wie möglich zu halten.
Informationen zu Güte und Eigenschaften bestimmter Zutatenchargen kann eine moderne ERP-Lösung nutzen, um eine genauere Kalkulation und Bewertung von Produkten vorzunehmen. Kommt es vor, dass Zutaten bei der Zubereitung unterschiedliche Ergebnisse liefern, lassen sich dennoch die Kosten leicht bestimmen. Die Kontrolle über Attribute wie beispielsweise Zucker- oder Eiweißgehalt hat somit direkten Einfluss auf den durchschnittlichen Ertrag und den Verkaufswert.
PRODUKTIONSDATEN IN ECHTZEIT ERFASSEN
Den Ertrag können Verantwortliche auch auf eine andere Art und Weise optimieren. Viele Betriebe stellen heute noch ihre Produktionsmenge über die sogenannte retrograde Entnahme fest. Dabei werden auf Basis des jeweiligen Rezeptes automatisch die Zutaten abgezogen – im ERP-System reduzieren die Verantwortlichen dann dementsprechend die erfasste Lagermenge. Dieses Vorgehen ist dem Problem geschuldet, dass es bislang nicht möglich war, Echtzeit-Daten zu erfassen.
Dank spezieller Geräte können Mitarbeiter heute aber den Verbrauch exakt messen – und zwar unabhängig davon, ob die Zutat tatsächlich verarbeitet wird oder im Abfall landet. Die gewonnenen Daten sind extrem genau und optimieren die Kostenberechnung. Das ist ein entscheidender Vorteil, denn nach wie vor machen Zutaten und Rohstoffe den größten Teil der gesamten Produktionskosten aus.
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Typischerweise unterliegt die Getränkeindustrie aufgrund von saisonalem Mehrbedarf und Werbeaktionen starken Nachfrageschwankungen. Es reicht also nicht aus, das eigene Unternehmen im Blick zu haben. Wenn es zu Lieferengpässen kommt, weil die erstellten Prognosen falsch lagen, hat das zur Folge, dass Umsätze verloren gehen. Damit es nicht soweit kommt, sollten die Daten auch die Prognosen selbst verbessern.
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