Wenn es um das eigene Innenleben geht, zeigt man sich bei Apple relativ verschlossen. Wir sagen Ihnen, wie es sich anfühlt, für den amerikanischen iPhone-Riesen zu arbeiten. [...]
Die Arbeitskultur in Cupertino ist nicht wie überall. Von den Mitarbeitern wird im Allgemeinen erwartet, dass sie die beste Arbeitsleistung ihres Lebens abliefern. Apple ist bezüglich seines Innenlebens allerdings noch erpichter auf Geheimhaltung als die meisten anderen Tech-Riesen und legt höchste Effizienz an den Tag, wenn es darum geht, sich nach außen abzuschotten.
Doch mit ein bisschen Mühe sprudeln zahlreiche Informationsquellen: Ehemalige Angestellte, deren Freunde und Familien sowie einige Apple-Analysten zeichnen gemeinsam ein Bild davon, was es heißt, Apple-Mitarbeiter zu sein.
Video: Dan Crow – Working at Apple (and with Steve Jobs)
JOB BEI APPLE? NUR MIT 110 PROZENT LEISTUNG
Adam Lashinsky ist Redakteur beim Fortune Magazine und Autor des 2012er Bestsellers „Inside Apple“. Für seine Publikation hat der Autor zahlreiche aktuelle und ehemalige Apple-Mitarbeiter interviewt. Seine Ergebnisse legte er unter anderem während einer Rede in Stanford dar, die den Titel „Keeping Company Secrets“ trug. Dort sagte er unter anderem: „Ich vergleiche Apple-Mitarbeiter gerne mit Pferden, die Scheuklappen tragen. Du schaust weder nach links, noch nach rechts, sondern prescht einfach mit voller Kraft nach vorne und zwar mit 110 Prozent Deiner Energie.“
Dylan Adams war über einen Zeitraum von drei Jahren als Mitarbeiter im Apple Store angestellt: „Meine erste Apple-Erfahrung war der iPod. Das war das Gerät, das mich überhaupt erst dazu gebracht hat, mich für Technologie zu interessieren. Seit diesem Tag bin ich scharf auf Apple-Produkte: Wenn ich mir einen Laptop gekauft habe, war es ein Macbook, wenn ich ein Smartphone gekauft habe, ein iPhone und im Fall eines Tablets – klar, ein iPad. Eigentlich war es völlig unumgänglich, dass ich mich bei Apple um einen Job bewerbe.“
Apple habe dabei allerdings kein Interesse an „Fakes“, wie Adams klarstellt: „Die Fotos der lächelnden Apple-Mitarbeiter auf der Website sind real. Das sind keine Models oder Schauspieler, sondern echte Mitarbeiter. Ich habe selbst mit einigen dieser Leute zusammengearbeitet.“
VERSCHWIEGENHEITS-EXZESSE UNTER APPLE-MITARBEITERN
Ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ist der gesteigerte Wert, der auf Geheimhaltung gelegt wird. Die meisten IT- und Technologie-Unternehmen haben für diese Zwecke speziell geschulte Mitarbeiter. In Cupertino treibt man das Ganze ein „bisschen“ weiter, wie Lashinsky weiß: „Apple hat Geheimnisse vor sich selbst. Das ist Teil der Unternehmenskultur und der Art und Weise, wie man Geschäfte macht. Sie haben Geheimnisse vor ihren eigenen Mitarbeitern. Wenn Sie und ich bei Apple arbeiten, aber nicht im selben Team sind, geht mich nicht an, was sie tun und umgekehrt.“
Aus mehreren Quellen wurde bereits berichtet, dass die Softwareentwickler bei Apple – auch solche mit einem „Senior“ im Jobtitel – ein neues Produkt nicht vor dem offiziellen Launch zu sehen bekommen. Die Leute, die die Software entwerfen, haben also keine Ahnung wie die Hardware aussieht und umgekehrt.
APPLE-UNTERNEHMENSKULTUR IM WANDEL
Diese absonderlich anmutende Geheimhaltungs- und Abschirmungs-Taktik hat sich im Übrigen aus einer anfänglich überraschend offenen Unternehmenskultur herausgebildet, wie Ken Rosen in einem Forumsbeitrag erzählt: „In den frühen Tagen war alles für Jedermann offen. Im Büro des damaligen CFO stand sogar ein Ordner mit vollständigen Gehaltslisten, die wir jederzeit einsehen konnten. Die meisten haben sich darum nicht gekümmert. Steve [Jobs] hat uns damals bei NeXT gesagt: ‚Im Inneren von NeXT ist alles offen – nach außen sagen wir nichts.‘ Dann fügte er in bester Steve-Manier hinzu: ‚Das geht solange, bis der erste Leak auftaucht. Wenn bewiesen ist, dass wir kein Geheimnis bewahren können, können wir wieder wie jede andere Firma sein.‘ Und keiner wollte derjenige sein, der für diesen Leak verantwortlich ist.“
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