Tablets, insbesondere solche mit einem Apple-Logo, sind aus der modernen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken. Doch welche eignen sich für welchen Zweck? Eine Entscheidungshilfe. [...]
Auch wenn sich bei den Tablets alles um Apple zu drehen scheint: Es gibt Nischen, in denen Anwender mit iPad und iOS als Softwareplattform nicht am besten bedient sind, sondern andere Geräte und Betriebssysteme bessere Merkmale vorweisen können. Hier eine Übersicht über die wichtigsten Kriterien bei der Tablet-Wahl.
Display-Größe
Als Reaktion auf Apples Dominanz im Bereich Zehn-Zoll-Tablets bietet die Konkurrenz inzwischen auch verschiedenste andere Größen an – die Auswahl reicht vom 5,3 Zoll kleinen Galaxy Note von Samsung über diverse 7-Zoll- und 8-Zoll-Devices bis hin zum Excite 13 von Toshiba mit riesigen 13,3 Zoll (33,8 Zentimeter!) Bildschirmdiagonale. Doch welche Größe ist tatsächlich für den mobilen Business-Nutzer sinnvoll?
Theoretisch gilt auch für Tablets die Gartner- Maßregel „Je mobiler der Anwender, desto kleiner das Device“ – es sollten aber die anderen mitgeführten Geräte miteinbezogen werden: Wer etwa noch ein einfaches Handy (oder auch ein Blackberry) mit kleinem Bildschirm verwendet, ist bereits beim Abruf von E-Mails für jeden Quadratzentimeter zusätzliche Displayfläche dankbar. Für Nutzer eines Smartphones mit großem, hoch auflösendem Bildschirm halten sich die Vorteile bei einem 7-Zoll-Tablet hingegen in Grenzen.
Ein weiteres Argument für größere Screens: In den meisten Fällen sollen Tablets den PC oder das Notebook zumindest in Teilen ersetzen. Nutzer wollen also mit den Geräten nicht nur Informationen konsumieren, sondern auch welche herstellen. So gesehen lag Steve Jobs nicht ganz falsch, als er eine Display-Größe von zehn Zoll als Mindestkriterium für gute Tablet-Apps nannte. Sieben-Zoll-Geräte sind demnach zu klein, um eine angenehme und komfortable Bedienung zu ermöglichen. Display-Riesen wie das Excite 13 eignen sich wiederum allein aufgrund des heftigen Gewichts von knapp ein Kilogramm nur bedingt für Road Warrior – Zielgruppe sind – wie Toshiba selbst einräumt – eher Gamer und Sofa Surfer.
Hardware-Ausstattung
Schneller, flacher, größer: Auch bei den Tablets – zumindest im für das Business relevanteren Highend-Bereich – versuchen sich die Hersteller mit Features zu übertreffen. Inwieweit Quad-Core-CPU, HD-Display und hochauflösende Kamera wirklich relevant sind, muss jeder Anwender für sich entscheiden. Das hängt vor allem vom jeweiligen Verwendungszweck ab. Ihr Augenmerk sollten die Nutzer indes vor allem auf ausreichend Speicherplatz sowie adäquate Erweiterungsmöglichkeiten (MicroSD-Slot) legen.
Weniger kritisch als beispielsweise bei Smartphones, aber dennoch wichtig ist die Akku-Laufzeit: Sechs bis acht Stunden sollte ein Business-taugliches Tablet schon durchhalten (und sich dann auch wieder schnell aufladen lassen!). Hier haben derzeit primär die klassischen Windows-Tablets echte Schwierigkeiten. Mit den ab Herbst geplanten Windows-8-Modellen mit lüfter-freien ARM-Prozessoren sollte das Problem dann endgültig der Vergangenheit angehören.
Schnittstellen
Ein wichtiger Punkt bei der Entscheidungsfindung sind die verfügbaren Schnittstellen: Auch wenn Tablets Notebooks inzwischen in vielerlei Hinsicht das Wasser reichen können, geraten einfachste, vom PC gewohnte Übungen mangels ausreichender Konnektivität schnell zur kaum überwindbaren Schwierigkeit. iPad-Nutzer stoßen beispielsweise schnell an ihre Grenzen, wenn sie die auf einem USB-Stick oder SD-Card gespeicherten Daten abrufen oder Inhalte auf einem Beamer oder Monitor wiedergeben wollen.
Zwar gibt es inzwischen für fast alle Szenarien Workarounds, Apps und Zusatz-Equipment. Für Anwender, die diese Funktionen aber häufig nutzen, ist beispielsweise ein Android-Gerät mit microSD-Karten-Steckplatz, Host-fähigem USB-Anschluss und/oder miniHDMI-Schnittstelle womöglich besser geeignet als ein iPad.
WLAN- oder 3G-Variante
Die Häufigkeit der Nutzung ist auch das Kriterium, wenn es um die Wahl zwischen dem kostengünstigen WLAN-Modell und dessen etwas teureren 3G-Variante geht: Sicher kann man Tablets via Tethering über ein Smartphone oder mittels eines mobilen Hotspots/3G-Router mit dem Internet verbinden, wenn man häufig unterwegs ist. Der Preisunterschied ist allerdings zu gering, um diesen Aufwand auf Dauer zu rechtfertigen. Unabhängig davon sollte man darauf achten, dass das Gerät neben dem überfüllten 2,4-Gigahertz-Band auch WLAN-Netze im 5-Ghz-Bereich unterstützt.
Ein Tablet für’s Grobe
Die Zeiten sind weitgehend vorbei, in den man bei der Arbeit im Freien und unter schwierigen Umweltbedingungen zu klobigen und zudem teuren Rugged Devices greifen musste. Mittlerweile gibt es für fast jedes Tablet spezielle Hüllen zum Schutz gegen Stöße, Staub und Feuchtigkeit, manche Geräte sind sogar ohne Spezialgehäuse wasserdicht. Lediglich in punkto blendfreie Displays sieht es bei Consumer-Tablets düster aus – wer häufig im Freien bei voller Sonneneinstrahlung arbeiten muss, sollte zu einem echten Business-Gerät wie dem „Panasonic Touchpad FZ-A1“ greifen – dieses ist nicht nur nicht nur robust und wasserdicht, sondern auch mit einem nicht spiegelnden Display ausgestattet.
Ähnliches gilt für die Nutzung eines Scanners, RFID-Lesers oder eines Digitizers zum Zeichnen oder Schreiben (nicht mit den einfachen Eingabestiften zu verwechseln) – auch hier kommt man an echten Business-Tablets nicht vorbei.
Erweiterungen und Zubehör
Besser ist es um gebräuchlicheres Zubehör wie Keyboards bestellt. Zahlreiche Zulieferfirmen haben Bluetooth-Tastaturen im Angebot, die mit fast allen Tablets funktionieren – zumindest in der Theorie. In der Praxis sollten sich vor allem Besitzer eines Android-Tablets nicht auf die Angaben von Herstellern und Verkäufern verlassen, sondern lieber selbst prüfen, ob sich ihr Gerät auch mit einem bestimmten Bluetooth- oder USB-Keyboard verträgt. In sehr vielen Fällen werden nämlich das deutsche Tastatur-Layout (Qwertz), Umlaute und Sonderzeichen nicht korrekt wiedergegeben, und auch Apps wie „External Keyboard Helper“ können das Problem nicht hundertprozentig lösen.
Hersteller wie Asus oder Acer bieten außerdem Tablets mit einer speziellen Schnittstelle für Tastatur-Erweiterungen an. Damit verbunden, verwandelt sich das Gerät in eine Art kleines Notebook, das auch zusammengeklappt transportiert werden kann. Mit dem Hybridgerät Padfone geht Asus sogar noch einen Schritt weiter – das Smartphone lässt sich dank Zusatzhardware in ein Tablet oder ein Android-Netbook verwandeln.
Integration und Verwaltbarkeit
Noch stärker als bei der privaten Nutzung spielen im Business-Einsatz Integrations- und Verwaltungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. Zum einen müssen selbst bei BYOD-Szenarien gewisse Kontrollmechanismen existieren, wenn Enterprise-Anwender mit ihrem Gerät auf Unternehmensdaten oder die zugrunde liegende Infrastruktur zugreifen wollen. Zum anderen ist es wichtig, dass geeignete Anwendungen für die Softwareplattform verfügbar sind, beziehungsweise leicht auf das genutzte Betriebssystem portiert werden können.
Betrachtet man allein diesen Aspekt, sind Tablets mit Windows 7 gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil – wenngleich Punkte wie Usability, Preis oder Akku-Laufzeit dagegen sprechen. Die Chancen stehen aber nicht schlecht dafür, dass mit den für Jahresende erwarteten Geräten mit ARM-Prozessor und Windows 8 RT die meisten Nachteile wegfallen. So prognostiziert etwa Gartner, dass Microsofts Marktanteil im Tablet-Bereich bis 2016 auf knapp 12 Prozent ansteigen wird. Grund dafür ist laut Gartner-Analystin Milanesi weniger die starke Nachfrage von Privatnutzern. Vielmehr sähen IT-Abteilungen Windows 8 als die Gelegenheit, Tablets mit einem ihnen vertrauten Betriebssystem und von bekannten Zulieferern einzusetzen.
Inzwischen hat sich aber auch das Apple-Betriebssystem iOS in vielen Unternehmen etabliert – nicht zuletzt wegen der weit verbreiteten iPhones und des florierenden Ökosystems aus Apps und Verwaltungslösungen. Obwohl offen und deutlich flexibler als iOS, ist hier das Konkurrenzsystem Android noch klar im Hintertreffen.
Zu bemängeln sind insbesondere die unterschiedlichen Versionsstände und – grundsätzlich – das mangelnde Interesse Googles, Android richtig abzusichern und voll Business-tauglich zu machen. Immerhin arbeiten Gerätehersteller und Drittanbieter an diesem Problem. Weiter entschärft wird die Plattformfrage durch VDI-Lösungen (Virtual Desktop Infrastructure) wie die von Citrix. Sie erlauben, eine Internet-Verbindung mit ausreichend Bandbreite vorausgesetzt, den Remote-Zugriff auf den Windows-Desktop und -Anwendungen vom Tablet aus.
* Der Autor ist Redakteur der deutschen Computerwoche.
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