Autobranche am Datenschutz-Scheideweg

Das vernetzte Auto ist zwar nur ein Mosaikstein in der vernetzten Welt – doch ein sehr lukrativer. Trotz aller Goldgräberstimmung bei Autoherstellern und IKT-Unternehmen wie Apple oder Google gilt es allerdings noch zahlreiche Hürden rund um das Thema Datenschutz zu überwinden. Denn wer das Vertrauen der Käufer verliert riskiert Verluste, die er sich möglicherweise nicht leisten kann. [...]

Die zunehmende Vernetzung wird die Gesellschaft und die Automobilbranche in den kommenden Jahren deutlich verändern. Laut Angaben von Experten sollen bis 2018 rund 50 Milliarden Geräte „connected“ sein. Sie werden mit Menschen kommunizieren, aber auch mit anderen Geräten. Das Auto ist ein Beispiel dafür. Der Druck auf die Automobilindustrie, deutliche Fortschritte bei Connectivity-Lösungen zu machen, ist deswegen heute schon spürbar. Wie andere Industriezweige auch, steht die globale Automobilindustrie allerdings noch am Ausgangspunkt dieser rasanten Entwicklung.

Entsprechend groß ist der Unsicherheitsfaktor. Hinzu kommt: Beim vernetzten Auto treffen zwei Industrien aufeinander, deren gemeinsame Schnittmengen bis dato nicht sonderlich ausgeprägt waren: die IT- und die Automobilindustrie. Während die IT ihre Entwicklungszyklen in Monate einteilt, denkt die Old Economy in Jahreszeiträumen – die Entwicklung eines Fahrzeugs dauert im Schnitt immer noch fünf bis sechs Jahre. Das macht das notwendige Miteinander nicht einfacher. Um eine möglichst reibungslose Verschmelzung hinzubekommen, werden Allianzen wie etwa Genivi – eine Kooperation der Unterhaltungs- und Automobilindustrie – oder jüngst die Open Automotive Alliance (Konsortium aus Google, Automobil- und Chipherstellern) gebildet. Auch Apple wagt sich mit CarPlay, das in iOS 7.1 integriert wurde, auf dieses Pflaster. Ziel dieser Zusammenschlüsse: eine möglichst intelligente Integration der IT-Technologien in das vernetzte Fahrzeug. Für die beteiligten Unternehmen ein wichtiges Feld, denn schon heute ist klar, das vernetzte Auto spielt in den Geschäftsmodellen der einzelnen Firmen eine wichtige Rolle. Das Auto ist derzeit mehr oder weniger noch der einzige Ort, an dem das Internet – mit seiner Fülle an Businessmodellen – noch keine Bedeutung hat. Folglich steht fest: Mit Hilfe der Daten, die künftig aus dem und in das Auto strömen, lassen sich völlig neue Umsatzpotenziale erschließen. Es liegt bereits jetzt schon eine Art Goldgräberstimmung in der Luft.

DER KUNDE: AUSGANGSPUNKT UND ZIEL
Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass folglich rund um das vernetzte Auto ein harter Verdrängungswettbewerb einsetzen wird. Für Google beispielsweise ist es von strategischer Bedeutung, sich die Möglichkeit zu eröffnen, durch eine Ausweitung von Android ins Auto weitere Datenquellen zu erschließen. Die Autobauer wiederum sehen es aber als Notwendigkeit, darauf zu achten, die Fahrzeug- und Kundendaten zu behalten, um damit neue Potenziale zu heben. Sei es in Form von neuen Versicherungsmodellen oder speziellen Leasing- oder Wartungsverträgen. Und das sind nur drei Beispiele.


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