Backup-Lösungen: Backups im Cloud-Zeitalter

Auch im Cloud-Zeitalter brauchen Unternehmen eine eigene Backup-Strategie – und den richtigen Lösungsanbieter. [...]

Eine kleine Marktübersicht

Zu den wichtigsten Anbietern von Backup- und Recovery-Lösungen gehören folgende ausgewählte Unternehmen:

  • Acronis: 
    • Der Anbieter wird oft als Nischen-Player eingestuft. Sein Backup-Portfolio besteht hauptsächlich aus der On-Premise-Lösung „Acronis Cyber Protect“ und aus „Cyber Protect Cloud“. Beide Angebote kümmern sich um integriertes Backup, Security- und Endpoint-Management für physikalische Server und Virtual Machines (VMs). Die meisten der Acronis-Kunden gehören zur Gruppe der mittelgroßen Unternehmen. Zu den kürzlich neu angekündigten Features gehört die Unterstützung für Dell PowerProtect DD. Tipp: Auf www.acronis.com gibt es einen kostenlosen Analysten-Report „From Innovation to Risk: Managing the Implications of AI-driven Cyberattacks”.
  • Arcserve: 
    • Das Unternehmen versucht gerade, sein Partner-Programm zu erweitern. Das Backup-Portfolio von Arcserve umfasst derzeit Arcserve UDP, Arcserve Backup, Arcserve UDP Appliances, Arcserve Cloud Direct, Arcserve UDP Cloud Hybrid Secured by Sophos, Arcserve OneXafe Storage Appliances und Arcserve SaaS Backup. Die Geschäftstätigkeit von Arcserve ist geographisch gut aufgestellt, die meisten Kunden gehören zum mittleren Marktsegment.
  • Cohesity: 
    • Cohesity wird von Gartner als Leader im Magic Quadrant für diesen Bereich eingestuft. Sein Portfolio an Backup-Produkten besteht hauptsächlich aus „DataProtect“, das auch als Service angeboten wird, sowie dem BaaS-Angebot DataProtect. Cohesity ist besonders in Nordamerika, Westeuropa und im Pazifik-Bereich aktiv. Seine Kunden gehören in der Regel zum oberen Mittelstand.
  • Commvault: 
    • Commvault gehört ebenfalls zu den Leadern im Gartner-Quadranten. Sein Portfolio besteht vor allem aus Commvault Backup & Recovery, Commvault Disaster Recovery, Commvault HyperScale X, Metallic SaaS Portfolio und Metallic ThreatWise. Commvault ist regional organisiert, seine Kunden sind in der Regel große Unternehmen. Gartner schreibt: „Der Hersteller bietet Enterprise-Funktionen zu wettbewerbsfähigen Preisen an. Commvault hat die Preise für die Pro-VM-Lizenzierung von Commvault Backup & Recovery so gestaltet, dass damit neue Marktsegmente erschlossen werden können.”
  • Dell: 
    • Das Unternehmen gehört laut Gartner zu den führenden Anbietern bei Backup-Lösungen. Das Portfolio bei Backup und Recovery besteht aus PowerProtect Data Manager, PowerProtect Cyber Recovery, CyberSense, Dell NetWorker, Dell Avamar, Dell APEX Backup Services und PowerProtect DP Series und PowerProtect DD Series Appliances. Gartner hebt kritisch begrenzte Speicheroptionen für die Datensicherung hervor: „PowerProtect DD-Appliances sind nach wie vor eine Voraussetzung für die Verwendung der meisten Datensicherungslösungen von Dell, was die Verwendung alternativer Sicherungsziele einschränkt. Und die erweiterte Ransomware-Datenanalyse erfordert eine separate und dedizierte PowerProtect DD-Appliance sowie eine zusätzliche Recheninfrastruktur.“
Der GigaOM Radar Report stuft die Anbieter für das Segment „Hybrid Cloud Data Protection“ als „Forward Mover“,„Fast Mover“ und „Outperformer“ sowie als „Leader“, „Challenger“ und „Entrant“ ein. (Quelle: GigaOM)
  • HYCU: 
    • Dieser relativ junge Player bietet mit HYCU Protégé eine hybride und Multi-Cloud-BaaS-Plattform, die Anwendungen von Azure, AWS und Google umfasst. Es werden Workloads bei IaaS-, DBaaS-, PaaS-, SaaS- und On-Premises-Umgebungen unterstützt. Die meisten Kunden finden sich noch in Nordamerika, doch steht eine internationale Ausdehnung schon auf dem Programm. Die Lösungen von HYCU gelten als unkompliziert in der Anwendung und unterstūtzen auch multi-cloud und hybride Umgebungen.
  • IBM: 
    • Das primäre Backup-Portfolio von IBM, noch immer eines der größten und einflußreichsten Unternehmen in der IT-Branche, setzt sich hauptsächlich aus Storage Protect, Storage Protect Plus, Storage Protect Snapshot, Storage Copy Data Management und Storage Protect for Cloud zusammen. Der Hersteller verfügt über eine international sehr breite Basis von Stammkunden, die oft auch große Unternehmen sind.
      Zu den neueren Partnern im Speicherbereich gehört Cohesity, mit dem bestehende Schutzmaßnahmen für virtuelle Maschinen (VMs) ersetzt werden. Zu beachten sind auch die Aktivitäten des IBM-Tochterunternehmens Red Hat bei OpenShift Kubernetes. Ferner besteht mit Microsoft eine Partnerschaft.
  • Microsoft: 
    • Das Unternehmen gilt (noch) als Nischenanbieter auf dem Gebiet von Backup und Recovery. In den letzten 12 Monaten fügte Microsoft mehrere Verbesserungen zu seiner Produktlinie Azure Backup hinzu: Dazu gehören Azure Backup Instant Restore, Cross Zonal Restore von Azure VMs, Azure Vault-Archive, Smart Tiering sowie Backup-Kostenanalyse, Multiuser-Authentifizierung und verbesserte Verschlüsselung.
      Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass Microsoft an einem umfassenden Backup-Programm arbeitet: Dazu gehöre eine breite „Roadmap mit einer tiefen Integration bestehender und neuer zukünftiger Funktionen, um sein Backup-Sicherheitsportfolio mit verschiedenen Funktionen im öffentlichen oder privaten Vorschaumodus zu erweitern“ (Gartner, Magic Quadrant for Enterprise Backup and Recovery Software Solutions). Angestrebt werden niedrige Gesamtbetriebskosten (TCO) im Vergleich zu konkurrierenden Angeboten anderer Hersteller.
  • Pure Storage: 
    • Einen etwas anderen Ansatz, der sich aber gleichermaßen für Backup- und Restore-Prozesse eignet, bietet Pure Storage mit „Rapid Restore“, basierend auf Pure Storage FlashBlade//S-Systemen. Diese erhöhen laut Hersteller die Geschwindigkeit der Datenwiederherstellung erheblich, ohne dass man seine Backup-Software ändern müsste: „FlashBlade//S bietet Rapid Restore im Petabyte-Maßstab für Produktions- und Test-/Dev-Workloads mit der dreifachen Leistung, um auch die anspruchsvollsten Wiederherstellungs-SLAs zu erfüllen,“ so Pure Storage.
      Rapid Restore mit FlashBlade lässt sich in ein breites Portfolio von Partnern und deren Backup-Software integrieren. Damit kann man laut Hersteller den Austausch seiner bereits vorhandenen Backup-Produkte oder die Änderung der gewohnten Abläufe im Unternehmen vermeiden. Verwendet werden für die Backup- und Recovery-Umgebungen schnelle All-Flash-Primärspeicher statt der klassischen Festplattensysteme. Laut Hersteller erfüllt Pure FlashRecover, powered by Cohesity, moderne Backup-Anforderungen, einschließlich nativer Cloud-Integration.
  • Rubrik: 
    • Rubrik stellte erst vor kurzem neue oder verbesserte Funktionen vor. Dazu gehören ein maschinelles Lernmodell für die Erkennung von Ransomware sowie die Unterstützung für die Erkennung von Ransomware in Nutanix- und Microsoft-Hypervisoren. Außerdem verbesserte man die Wiederherstellungsoptionen für VMware-Umgebungen und wurden Funktionen zur Eindämmung von Bedrohungen und Malware in Backups eingefūhrt.
      Rubrik will sein sicherheitsorientiertes Angebot rund um Backup und Wiederherstellung erweitern und neue Preisoptionen mit kapazitätsbasierten Benutzerstufen für Microsoft 365 anbieten. Im Jahr 2014 gegründet, hat Rubrik mehrfach einen Börsengang versucht, dies aber in Folge der Corona-Krise nicht durchgezogen. Ende 2023 soll es einen neuen Versuch geben.
  • VAST Data: 
    • Der Hersteller stellt die wachsenden Gefahren durch Ransomware-Angriffe auf die Datenstrukturen der Anwender in den Mittelpunkt seines strategischen Ansatzes und seiner Gegenmaßnahmen. Die Realität und Häufigkeit von Ransomware-Angriffen bedeute, dass IT-Organisationen für die unternehmensweite Systemwiederherstellung bereit sein müssten: „Viele der heute auf dem Markt befindlichen Backup-Lösungen stammen noch aus dem Zeitalter der Bandsicherung und setzen die Messlatte für die Leistung niedrig an, während sie gleichzeitig auf Kosteneinsparungen Wert legen,“ erklärt VAST Data.
      Ältere Lösungen für Backup und Restore würden sich auf die Einhaltung von Backup-Fenstern konzentrieren und gleichzeitig Technologien zur Datenreduzierung verwenden. Diese Technologien hätten bei der Wiederherstellung aber einen erheblichen Geschwindigkeitsnachteil. Oft würden Unternehmen diese Einschränkung erst bei der Wiederherstellung und damit zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt feststellen. Die Plattform von VAST Data könne dagegen Daten von Unternehmen 50-mal schneller wiederherstellen als herkömmliche Angebote.)
  • Veeam: 
    • Analysten gehen davon aus, dass Veeam einen besonders loyalen Kundenstamm besitzt. Im Vordergrund der Angebote stehen Hybrid- und Multi-Cloud Umgebungen: Die Veeam Data Platform ist für alle drei großen Public Cloud-Anbieter verfügbar und bietet eine konsistente Wiederherstellung bei Workloads für hybride, multicloud und cross-cloud Szenarien.
      Zu den Stärken Von Veeam wird auch ein ausgedehntes, internationales Netzwerk von Partnern gezählt. Allerdings hat Veeam den Beobachtungen der Analysten zufolge nur langsam auf wichtige Markttrends und Kundenerwartungen wie zum Beispiel hersteller-gehostete Services wie BaaS, SaaS-basierte Control Planes und Storage Vault reagiert. Einige Gartner-Kunden monieren sogar, dass „die Verwaltung von Veeam mit zunehmender Größe der Backup-Umgebung komplexer werden kann“.
  • Veritas: 
    • Die Cloud-Angebote von Veritas Alta in Kombination mit den Funktionen der NetBackup-Software und den Scale-Out- und Scale-Up-Hardware-Appliances bieten den Unternehmenskunden ein breites Portfolio an Funktionen für Backup und Recovery einschließlich zahlreicher Bereitstellungs- und Verwaltungsoptionen.
      Zum Leistungsangebot gehört auch die cloud-native Architektur mit den Net-Backup- und Alta-Services, die in Kubernetes-Clustern bei Azure, AWS und Google ausgeführt werden. Gartner merkt hierzu lobend  an: „Bei diesem Design werden die Dienste der Datenebene unabhängig von der Verwaltungsebene ausgeführt, um eine elastische und inhärent flexible Multi-Cloud-Architektur bereitzustellen.“
  • WEKA: 
    • Bei dem amerikanischen Unternehmen WEKA nehmen Snapshots von Daten für Backup und Restore eine wichtige Rolle ein. In der Ära ständig anwachsender Datenmengen sei die herkömmliche Datensicherung nicht mehr sinnvoll, da eine vollständige Wiederherstellung in diesem Umfang praktisch unmöglich geworden sei.
      „Stattdessen erwarten die Benutzer heutzutage die sofortige selektive Wiederherstellung von Dateien, nachdem sie versehentlich eine oder mehrere Dateien gelöscht oder unerwünschte Änderungen daran vorgenommen haben. Dies lässt sich am besten durch den Einsatz von Snapshots bewerkstelligen,“ erklärt das Unternehmen.
      Dies sei einer der Gründe dafür, dass nur noch Dateisysteme eingesetzt werden sollten, die eine robuste Snapshot-Funktion bieten. Auf diese Weise lassen sich nach WEKA Leistungseinbußen bei der Datenspeicherung vermeiden. Als Beispiele für solche Probleme werden Kapazitätsüberlastung, Einschränkungen bei den Dateinamen sowie Inkompatibilitäten bei Netzwerkprotokollen oder Anwendungs-Software genannt.

Weitere Informationen zu dem komplexen Ansatz von WEKA und seinen Lösungsangeboten finden sich in einem Blogeintrag unter dem Titel: „Why Backup and Disaster Recovery Strategies Must Change at Petascale“ (www.weka.io/blog). Abrufbar ist dieses Whitepaper auch unter www.weka.io/resources/white-paper/wekaio-architectural-whitepaper/.

*Hartmut Wiehr ist freier Autor. Er lebt und arbeitet in Reggio Emilia, Italien. Neben seiner Arbeit als IT-Fach- und Buchautor (unter anderem Storage Basics und Storage Compendium) sowie Übersetzer verfolgt er aufmerksam das gesellschaftliche und politische Leben in seiner Wahlheimat Italien.


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