Die Cloud-Provider haben Blockchain-Technologien als chancenreiches Geschäftsfeld entdeckt. Neben Microsoft und IBM setzen auch Schwergewichte wie Oracle, SAP und HPE auf Blockchain as a Service (BaaS). Unternehmen könnten damit ohne größere Vorabinvestitionen experimentieren und Erfahrungen sammeln, lautet das Versprechen. [...]
ORACLE WILL DIE BLOCKCHAIN „ENTERPRISE READY“ MACHEN.
Selbst Oracle, lange ein ausgewiesener Cloud-Kritiker, hat inzwischen ein BaaS-Angebot auf die Beine gestellt. Der Oracle Blockchain Cloud Service basiert ebenfalls auf Software aus dem Hyperledger Project. Gewohnt selbstbewusst spricht der Datenbankriese von einer „Enterprise Grade Distributed Ledger Platform“. Sie erlaube es Unternehmen, ihr Geschäft zu beschleunigen, neue Umsatzquellen zu erschließen und dabei noch Kosten und Risiken zu senken. Als Teil der Oracle Cloud Platform soll der Blockchain Cloud Service besonders in Sachen Ausfallsicherheit, Skalierbarkeit und Security punkten.
Oracles Erzrivale SAP kündigte seine Version eines Blockchain-Dienstes im Mai 2017 an. Im Rahmen des Leonardo-Markenportfolios präsentierte der Softwarekonzern aus Walldorf den SAP Cloud Platform Blockchain Service. Ähnlich wie Oracle positioniert SAP den Dienst als Teil der hauseigenen SAP Cloud Platform und hebt daraus resultierende Vorteile für die Nutzer hervor. So könnten Unternehmen damit etwa Blockchain-Extensions für bestehende Anwendungen entwickeln. Blockchain-Technologien würden zudem auch in andere Leonardo-Produkte eingebettet, beispielsweise im Bereich Internet of Things (IoT). Der Service erleichtere Unternehmen den Einstieg und gebe ihnen die Möglichkeit, die Potenziale der Technologie mithilfe von Beispielanwendungen zu erkunden.
BLOCKCHAIN AS A SERVICE STEHT NOCH AM ANFANG
Wieviel die Versprechen der BaaS-Anbieter im praktischen Einsatz wert sind, muss sich erst noch zeigen. Größere Blockchain-Projekte auf Basis von Cloud-Services sind rar. Viele CIOs, auch in Deutschland, denken zwar über Einsatzszenarien nach, sind aber bestenfalls im Pilotstadium, wenn es um konkrete Anwendungen geht. Zudem stellt sich das Problem fehlender Fachkräfte bei dem Thema in besonderem Maße. „Für die meisten Unternehmen wird die Blockchain wahrscheinlich kein Do-it-yourself-Projekt sein“, erwartet IDC-Experte Fearnley. Zwar bringe die Technik etliche vielversprechende Innovationen mit sich. „Die eigentliche Herausforderung besteht aber darin, ein Mitarbeiter-Team für den Aufbau und die Pflege des Netzwerks zu entwickeln.“
Forrester-Expertin Bennett rät Entscheidern, die Herangehensweise an Blockchain-Projekte vom Kopf auf die Füße zu stellen. Nach ihrer Erfahrung beschäftigen sich viele Unternehmen zuerst mit der Technik und suchen dann nach Nutzungsmöglichkeiten. Erfolgversprechender sei es, mit einem konkreten Einsatzbeispiel zu beginnen: „Der Use Case bestimmt das Governance-Modell, und das Governance-Modell determiniert die Architektur“. Solange die Architektur nicht klar sei, könnten Unternehmen auch keinen Zulieferer auswählen.
*Wolfgang Herrmann ist Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO
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