Business Intelligence: Alles Realtime oder was?

Agil und flexibel müssen Unternehmen sein, die im Wettbewerb bestehen wollen. Daher werden Realtime-Informationen wichtiger. Doch nicht immer ist klar, wo Echtzeitverarbeitung sinnvoll ist und was das für die BI-Systeme bedeutet. [...]

FAKTOR 3: AUTOMATISIERUNG
In der organisatorischen Umsetzung von Realtime sieht Andreas Hufenstuhl, Head of BI bei CSC in der Central Region, indes noch Defizite: „Unternehmen sind meist intern dafür noch gar nicht aufgestellt.“ Technisch sei Realtime-Reporting zwar möglich. „Sitzt am Ende jedoch noch ein Mensch, der diesen Report erst lesen muss, dann funktioniert das Ganze schon nicht mehr.“ Realtime oder nicht – das hänge von den damit verbundenen Geschäftsprozessen ab. Nur wenn es der Prozess erlaube, ihn vollständig zu automatisieren, wie beispielsweise der Aktienverkauf oder -kauf bei Erreichen bestimmter Schwellwerte durch ein Broker-System, könne man von Realtime sprechen. Das bedeutet aus Sicht von Hufenstuhl allerdings auch, dass die Verantwortlichen Handlungsbefugnisse abgeben und in eine technische Komponente, nämlich das BI-System, verlagern. „Faktenbasierte Entscheidungsfindung ist primär ein Governance-Thema, das die Unternehmen häufig vergessen.“
Auch aus Sicht von Matthias Kaiserswerth, Director und Vice President IBM Research, spielt der Aspekt der Automatisierung eine zunehmend wichtigere Rolle. Es werde in Zukunft darum gehen, viele Erkenntnisse möglichst automatisiert zu gewinnen und auf Basis der zur Verfügung stehenden Daten komplette Geschäftsprozesse zu automatisieren. Kaiserswerth nennt als Beispiel die intelligente Lagerverwaltung eines Einzelhändlers, die automatisch bei der Warenbestellung Faktoren wie das Wetter berücksichtigt.
FINGERSPITZENGEFÜHL IST GEFRAGT
In Sachen Automatisierung müssten die Verantwortlichen jedoch Fingerspitzengefühl beweisen, warnt Picot. Es gelte genau zu überlegen, welche Prozesse automatisiert ablaufen sollten und an welchen Stellen besser noch ein Mitarbeiter eingreifen können sollte. Außerdem führten Automatismen nur das aus, was vorher in die Systeme eingegeben werde, warnt der Professor. Da könne es immer wieder passieren, dass die Verantwortlichen Regeln revidieren und neu justieren müssen. „Unternehmen müssen sich auf der Metaebene viel mehr Gedanken machen.“
Auch Tonbeller-Vorstand Hetzler mahnt die Unternehmen in Sachen Automatisierung zur Vorsicht. Sicher gebe es Bereiche, in denen der Rechner auch auf einer operativen Ebene entscheiden könne, beispielsweise beim Pricing von Flugtickets. Das seien keine Angebote, die jemand händisch autorisiere, dahinter steckten ausgefeilte Algorithmen. „In strategischen Entscheidungen des Managements lässt sich jedoch nichts automatisieren“, stellt der Manager klar. Dennoch sei auch an dieser Stelle IT-Unterstützung wichtig. Die Systeme sollten Veränderungen im Idealfall realtime anzeigen. Außerdem ließen sich mit Hilfe von Simulationen verschiedene Handlungsoptionen evaluieren.


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