"Cloud first, Mobile first" ist nicht nur für IT-Anbieter das Motto der Stunde. Auch IT-Verantwortliche in Unternehmen sollten sich dieses Credo zu Herzen nehmen, wenn sie auch in Zukunft die steigenden Anforderungen der Fachabteilungen abdecken wollen. [...]
Der Aufbruch in ein neues IT-Zeitalter hat bereits begonnen. Er stellt die IT-Verantwortlichen auch hierzulande vor besondere Herausforderungen. Denn es gilt, den zunehmenden Bedarf der Fachabteilungen nach schnell lieferbaren, agilen, mobilen und kostengünstigen Lösungen zu decken. Hierzu muss sich die IT-Abteilung jedoch von ihrer oftmals unflexiblen Inhouse-Mentalität lösen und den Blick unter anderem auf ausgereifte und datenschutzkonforme öffentliche Cloud-Angebote richten. Des Weiteren gilt es, den gestiegenen Mobilitäts- und Umgebungsanforderungen der Mitarbeiter Rechnung zu tragen.
Doch wie kann man diesen Anforderungen gerecht werden? Unlängst hat der designierte Microsoft-CEO Satya Nadella das neue Firmencredo „Cloud first, Mobile first“ ausgerufen. Diese Strategie ist richtungsweisend und keinesfalls nur für große amerikanische Softwarehersteller anwendbar. Auch österreichische Unternehmen sehen sich immer öfter mit Anforderungen konfrontiert, welche mit herkömmlich etablierten IT-Prozessen und vorhanden Kompetenzen nicht zufriedenstellend umgesetzt werden können. Hier müssen CIO ansetzen und den Vorständen klar vor Augen führen, welche Potenziale veränderte Herangehensweisen und anders geartete Lösungen in sich bergen. Darüber hinaus sollten IT-Verantwortliche darlegen, wie ein entsprechender Veränderungsprozess durchgeführt werden kann, um letzten Endes die Unternehmens-IT in das 21. Jahrhundert zu führen. Als offensichtlichste Potenziale sind hierbei auf jeden Fall die Verbesserung der Geschäftsprozesse, das Senken der IT-Kosten und die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit zu nennen.
CLOUD FIRST
Ein solcher Veränderungsprozess im Bezug auf das „Cloud first“-Motto kann in mehreren Schritten durchgeführt werden:
1. Analyse der bestehenden IT- bzw. Applikationslandschaft und Identifikation von eventuell in die Cloud auslagerbaren Applikationen.
2. Aufbau einer hybriden Cloud-Umgebung zwischen dem eigenen Rechenzentrum und einer Public-Cloud-Infrastruktur.
3. Überführung von als Cloud-ready identifizierten Applikationen in einen virtualisierten Infrastructure-as-a-Service-Betrieb (IaaS) ohne Re-Architektur der Anwendungen vornehmen zu müssen.
4. Neue Applikationen auf Basis von Platform-as-a-Service-Diensten (PaaS) entwickeln und somit die notwendige Wartung und den Betrieb der Infrastruktur dem Betreiber der Cloud-Umgebung überlassen.
5. Die Erfahrungen aus der Neuentwicklung mittels PaaS-Diensten zur Re-Architektur von bereits migrierten virtualisierten Anwendungen nutzen um den Aufwand für Wartung und Betrieb der IaaS-Images zu reduzieren.
6. Downsizing der unternehmensinternen IT- bzw. Server-Infrastruktur.
MOBILE FIRST
Eine „Mobile first“-Initiative wiederum lässt sich am besten durch folgende Aktivitäten starten:
1. Die Erarbeitung einer Mobility-Strategie für das gesamte Unternehmen, und speziell aus technischer Sicht auch für die IT, ist der wichtigste Teil und gleichzeitig auch die größte Herausforderung für die meisten Firmen. Dabei gilt es einige Faktoren wie etwa Mobile Device Management, Mobile Application Management oder Sicherheit zu berücksichtigen.
2. Es ist ratsam die bestehenden Geschäftsprozesse einem Mobilitätscheck zu unterziehen um Potenziale durch mobil unterstützte (Teil-)Prozesse aufzuzeigen. Natürlich können darüber hinaus auch Supportprozesse mittels Mobilisierung optimiert werden.
3. Neue Projekte und Geschäftsprozesse sollten immer auch unter dem Gesichtspunkt der Mobilität gesehen werden. Die Anforderungsdefinitionsprozesse müssen daher um diesen Aspekt ergänzt werden.
4. Für das Thema Mobilität sollte eine eigene Rolle im Unternehmen definiert werden. Ein „Chief Mobility Officer“ zentralisiert alle mobilitätsrelevanten Themen, verantwortet die Mobility-Strategie und koordiniert damit einhergehende operative Projekte.
Obwohl die beiden Themengebiete Mobile und Cloud unabhängig voneinander durch CIO adressiert werden können, so gehören diese unweigerlich zusammen. Im Rahmen des von adesso propagierten „New School of IT“-Konzeptes mit den drei Säulen Mobilität, Agilität und Elastizität wird dieser Zusammenhang wie folgt vernetzt dargestellt: Aufwändige Softwareprojekte, die erst nach Monaten Ergebnisse liefern, sind nicht das passende Konzept für die kurzen Entwicklungszyklen von mobilen Anwendungen. Mobilität befeuert Agilität. Die schnelle und flexible Entwicklung von Software, die im Tages- oder Wochenrhythmus veröffentlicht wird, darf nicht von starren IT-Infrastrukturen ausgebremst werden. Agilität befeuert Elastizität. IT- Systeme müssen 100.000 mobile Zugriffe mit der gleichen Zuverlässigkeit verarbeiten wie 100 Zugriffe. Elastizität erlaubt Mobilität.
Die digitale Transformation schreitet unaufhaltsam voran. Der Konsumentenmarkt hat den Unternehmen die Latte hoch vorgelegt und Mitarbeiter erwarten eine entsprechende Adaption, die sogenannte Customerization der IT. Der Zeitpunkt für den Eintritt in das neue Zeitalter der Unternehmens-IT ist gekommen. In diesem Sinne: join the Revolution.
* Der Autor Jürgen Leitner ist Competence Center Leiter bei adesso Austria.
Be the first to comment