Langzeitarchivierung ist längst mehr als das bloße Speichern von Daten in einem Storage. Mit dem Heben bisher ungenutzter Datenschätze aus alten Tape-Archiven – Dark Data – stehen Verantwortliche vor ganz neuen Anforderungen. Hier lesen Sie, was dabei zu beachten ist. [...]
DATENSCHATZ AUF ALTEN TAPES
Neben dem Problem der Einhaltung regulatorischer Vorschriften, Normen und Gesetze, wie besonders die Unveränderlichkeit bereits abgelegter Dokumente für eine spätere Beweisführung bei gerichtlichen Auseinandersetzungen oder bei Wirtschaftsprüfungen, kommen nun bisher unerkannt gebliebene strukturelle und technische Aspekte der Langzeitarchivierung hinzu: Das typische Speichermedium für Dark Data und für die Langzeitarchivierung ist das Magnetband (oder Tape). Denn solche Speicherbänder lassen sich verhältnismäßig einfach aufbewahren und sind kostengünstig und langlebig. Aber auch das Tape ist trotz seiner hohen Lebensdauer nicht vor Ausfall oder Defekten gefeit: Magnetbänder können verschmutzt oder verklebt sein, sie können aus unerklärlichen Gründen unlesbar werden, die zum Auslesen benötigte Archivsoftware und Hardware ist entweder nicht mehr vorhanden oder defekt. Die Liste der auftretenden Probleme ließe sich beliebig erweitern, schließlich zeigt die Praxis, dass mitunter Bänder in Archiven schlummern, die ihre prognostizierte Lebensdauer von 30 Jahren schon längst überschritten haben.
Das zeigen auch aktuell erhobene Zahlen von Kroll Ontrack: Der Datenrettungsspezialist erhielt 2013 weltweit fast 300 Anfragen zur Wiederherstellung von Magnetbändern. Viele davon waren Legacy-Bänder, bei denen niemand wusste, was auf ihnen gespeichert war. Dass die Wiederherstellung von Tape-Datenmaterial schwierig und zeitaufwendig ist und viel praktisches Wissen verlangt, bestätigten indirekt auch 600 IT-Reseller in einer von Kroll Ontrack kürzlich durchgeführten Umfrage. Sie gaben an, dass sie in mehr als 60 Prozent aller eingegangenen Kundenanfragen zu Legacy-Tape-Services, die Anfragen nicht selbstständig beantworten konnten. Hier zeigt sich erneut die Herausforderung bei der Wiederaufbereitung von Dark Data.
Ein konkreter Fall aus der der Praxis von Kroll Ontrack zeigt exemplarisch, vor welchen Herausforderungen Verantwortliche stehen, wenn der Zugriff auf alte Magnetbändererforderlich ist: Ein IT-Dienstleister sollte für einen namhaften Hardware-Hersteller ein umfangreiches Archiv von 3592- und 3592/JA-Magnetbändern für die nächsten fünf Jahre zugänglich machen. Gespeichert wurden die Daten ursprünglich mit Hilfe des Tivoli Storage Managers. Da auf das Datenmaterial nur im Fall einer Compliance-Überprüfung zugegriffen werden sollte, nahm das Unternehmen die Chance wahr, Kosten zu sparen und auf das Tivoli-System komplett zu verzichten. Die Verantwortung für eine Wiederherstellung im Bedarfsfall (Restore on Demand) legte der Kunde in die Hände von Kroll Ontrack. Da der Dienstleister die verwendete (und bereits überholte) Tivoli Hardware allerdings auch nicht dauerhaft auf Lager haben kann, wurden die Inhalte indiziert und katalogisiert. Das Ergebnis: Wenn der Kunde auf einen bestimmten Ordner oder eine Datei zugreifen möchte, kann der Dienstleister jetzt einfach feststellen, auf welchem Band das Material vorhanden ist und die Wiederherstellung der gewünschten Daten bei Kroll Ontrack beauftragen.
So wird gerade wegen der Langlebigkeit des Speichermediums Magnetband oftmals übersehen, dass es nicht sicher ist, dass in 20 oder 30 Jahren die derzeit genutzte Technologie noch im Unternehmen vorhanden oder auf dem Markt verfügbar ist. Aus diesem Grunde sollten die verwendete Archivierungssoftware, die Bandmaschinen sowie das Tape-Format im Vorfeld sorgfältig ausgewählt werden. Die Wahl des LTO-Formates oder eines der beiden Enterprise-Formate der zwei größten Hersteller ist hier eine relativ zukunftssichere Wahl.
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