Das menschliche Gehirn mit seinen 500 Billionen Verkehrsknotenpunkten ist die komplexeste Struktur des Universums. Es gibt der Wissenschaft immer noch große Rätsel auf. Das moderne Lizenzmanagement – vor allem im Bereich Rechenzentrum - ist einer der komplexesten Bereiche der IT und gibt so manchem Lizenzmanager ebenfalls Rätsel auf. Nur mit den richtigen Werkzeugen lässt sich Compliance Management noch transparent, kosteneffizient und revisionssicher gestalten. Sie garantieren, vergleichbar mit dem Gehirn als Steuerzentrale des Körpers, den reibungslosen Ablauf des Lizenzmanagements. [...]
Das Gehirn braucht mehr Energie als jedes andere Organ. Obwohl es bei einem Erwachsenen nur zwei Prozent der Körpermasse ausmacht, verbraucht es rund 20 Prozent der gesamten Körperenergie. Das Rechenzentrum verursacht 70 Prozent aller Softwarekosten, obwohl die Anzahl der Arbeitsplätze mit Desktops und Laptops in jedem Unternehmen grob geschätzt zehnmal höher als die Anzahl der Server ist. So verursachen zehn Prozent der Rechnersysteme mehr als zwei Drittel aller Kosten. Oder anders gesagt: Die Software eines einzigen Servers ist ca. 20mal so teuer wie die eines Desktops. Wer Transparenz und Kosteneinsparungen durch Lizenzmanagement erreichen will, sollte mit seinen Maßnahmen deshalb im Rechenzentrum beginnen. Denn hier geht mit der Erhöhung der Transparenz und der Reduktion der Kosten auch eine Senkung der Risiken einher. Hier stößt der Lizenzmanager aber auch auf sehr große Herausforderungen.
SORGFÄLTIGE BESTANDSAUFNAHME
Schritt eins bei der Einführung oder Verbesserung eines Lizenzmanagements ist stets die Bestandsaufnahme. Prinzipiell gilt: Nur in Kenntnis der exakten Lizenz- und Nutzungsbedingungen sowie der eingesetzten Metriken kann eruiert werden, welche Compliance-Anforderungen das Unternehmen für welche Softwareprodukte erfüllen muss. An einer Analyse des Status Quo kommt man nicht herum, will man ein Lizenzmanagement einführen bzw. betreiben. Dies ist aufwändig, denn der Mix aus IT-Assets, Lizenzen und zugehöriger Verträge erzeugt hohe Komplexität. Entwicklungen wie die Flexibilisierung der Arbeitsumgebungen und der Einsatz mobiler Technologien erschweren die Aufgabe zusätzlich. Speziell im Rechenzentrum aber ist sie deutlich herausfordernder als bei klassischen Arbeitsplätzen mit Desktops und Notebooks. Denn neben den geschriebenen Lizenzbedingungen und -metriken gibt es auch ungeschriebene Vorgaben, die bei der Bestandaufnahme berücksichtigt und in Zusammenhang gebracht werden müssen, um als Basis für die Beurteilung von Lizenzierungsfragen dienen zu können.
Die schriftlich festgehaltenen Lizenzbedingungen umfassen häufig nicht alle relevanten Eventualitäten. Ein Beispiel: Oracle Corporation hat schriftlich definiert, dass die Anzahl der physischen Prozessorkerne, auf denen eine Oracle Datenbank betrieben wird, Messgröße für die Anzahl der erforderlichen Lizenzen ist. Das war der Wortlaut. Mit Einzug der Virtualisierung kam zunächst eine implizite Auslegung ins Spiel, dass dabei die Prozessorkerne des Hosts der virtuellen Umgebung gemeint sind. Das wurde inzwischen über Kriterien wie „Soft Partitionierung“ und „Hard Partitionierung“ explizit formuliert.
GROSSE RISIKEN FÜR UNTERNEHMEN
Mit Server Clustern wurde diese Praxis konsequenterweise auf alle physischen Maschinen erweitert, die in diesem Verwaltungsverbund gemeinsam gesteuert und betrieben werden. Damit hat sich natürlich die Anzahl der relevanten Prozessorkerne teilweise drastisch erhöht. Die vorerst letzte Stufe dieser Eskalation ist die Auslegung, dass bei Einsatz der Virtualisierungstechnologie vSphere ab der Version 5.1 die gesamte vCenter-Umgebung zu lizenzieren sei – also alle Cluster und physischen Hosts, die darin gemeinsam verwaltet werden. Die Bewegungsfreiheit der neuesten Version 6.0, virtuelle Maschinen sogar über vCenter-Grenzen hinweg bewegen zu können, scheint jetzt darin zu münden, dass eine Oracle Datenbankinstanz nun sogar für die gesamte VMware Landschaft eines Unternehmens zu lizenzieren wäre. Nach Darstellung der DOAG (Deutsche Oracle Anwendergruppe) eine Implikation, auf die Oracle bislang nicht explizit hingewiesen hat und für die es bislang auch keine offizielle schriftliche Stellungnahme gibt. Eine Implikation, die für so manches Unternehmen finanzielle Risiken bis hin zur Existenzgefährdung haben könnte. Eine aktuelle Umfrage der DOAG hat gezeigt, dass die Datenbankanwender alles andere als erfreut darüber sind. Knapp über dreißig Prozent tragen sich mit der Absicht, ihre Oracle Datenbanken mit viel Aufwand zu migrieren. Wer weiß, wie eng Anwendungen mit Datenbanken verzahnt sind, kann ahnen, wie kostenintensiv solche Maßnahmen ausfallen. Da die Softwarehersteller den Druck zur Einhaltung Ihrer Lizenzvereinbarungen aber stetig erhöhen, ist Sorgfalt und Vorsicht geboten. Bei Lizenzverstößen auch außerhalb des Rechenzentrums drohen Unternehmen rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen sowie ein Imageverlust. Problematisch ist aber nicht nur eine potentielle Unterlizenzierung, sondern auch zu viele Lizenzen, die womöglich gar nicht genutzt werden – eingekaufte Cloud-Anwendungen erhöhen dieses Risiko signifikant – wirken sich negativ auf die Kosten aus.
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