Obwohl es auf technischer Ebene kaum neue Trends gibt, wird der Veränderungsdruck für IT und CIO 2014 so groß wie noch nie. Der wichtigste Schlüssel zur Digitalisierung von Geschäftsmodellen bzw. Unternehmen ist dabei das Thema Cloud Computing. [...]
Bei der Betrachtung der Prognosen der Analysten von Gartner, Forrester Research, Pierre Audoin Consultants (PAC), Experton Group und IDC zu den maßgeblichen IT-Trends 2014 stößt man vor allem auf Cloud Computing, Big Data und Mobility. Die selben Großtrends also, die schon seit einigen Jahren regelmäßig an der Spitze der Jahresvorausschauen zu finden sind. Alles in allem kann man daher sagen, dass das kommende IT-Jahr nicht durch bisher unbekannte Technologien bestimmt sein wird. Charakteristisch für 2014 ist stattdessen, dass der Veränderungsdruck für IT und CIO so groß sein wird wie noch nie.
Einen relativ neuen Technologietrend gibt es aber doch: 3-D-Printing, das sich Gartner zufolge 2014 zum heißen Eisen entwickelt. Bis 2017 werden 70 Prozent der führenden Multi-Channel-Händler 3-D-Printing-Technologien nutzen, um Kundenbestellungen zu generieren, prognostiziert Analystin Kimberly Harris-Ferrante. Diese Technologie werde eine „transformatorische Wirkung“ auf die Retail-Branche haben. „CIO der Branche empfehlen wir, dem Business bei der Entdeckung dieser Technologie zu helfen“, so die Analystin. Das könne durch die experimentelle Herstellung kleiner Stückzahlen an Musterprodukten mit hoher Marge geschehen. „Geeignet sind beispielsweise Modeschmuck oder Rahmen für Brillengläser.“
3D-PRINTING SETZT SICH DURCH
Die Kehrseite der Medaille: „3-D-Printing wird bis 2018 dazu führen, dass weltweit jährlich mindestens 100 Milliarden Dollar an geistigem Eigentum verloren gehen“, so Gartner. Die Technologie mache den Klau von Produktideen signifikant leichter. „Gefragt ist als Gegenmittel unter anderem die Zusammenarbeit von Produktmanagern und IT-Spezialisten, die effizientere Instrumente zur Authentizitätsprüfung für die Kunden entwickeln müssen“, sagt Harris-Ferrante.
Die neuen Leitthemen in den Prognosen der Marktforscher sind vor allem Abstraktionen: Transformation und Digitalisierung. Industrie 4.0 zum Beispiel ist eine solche Abstraktion und steht stellvertretend für die Verschmelzung von Produkten und IT. Nicht nur die Experton Group hat Industrie 4.0 als Trendthema auf seiner Liste. „Natürlich sind nicht alle Unternehmen von Industrie 4.0 betroffen und vielleicht in ganz anderen Branchen als der Fertigungsindustrie zu Hause“, sagt Experton-Analyst Luis Praxmarer. Aber die Grundprinzipien der Transformation seien oft ähnlich.
Die gute Nachricht für IT-Chefs ist dabei, dass laut den Analysten die Phase vorbei ist, in der es aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise ausschließlich um Kosteneffizienz ging. Für CIO bedeutet das, dass es wieder mehr Spielraum gibt. Der IT-Chef gewinnt dadurch als Innovationsbeiträger für sein Unternehmen weiter bzw. wieder an Gewicht. Mehr Investitionsmöglichkeiten werden jedoch ohne Zweifel Hand in Hand mit erhöhten Anforderungen gehen.
Unter den wichtigsten IT-Trends für 2014 sind vor diesem Hintergrund laut Forrester zunächst vier strategische Imperative erkennbar, denen die IT ausgesetzt sein wird: das Management der digitalen Revolution, das Entwickeln und die Integration einer neuen Systemlandschaft, die Rationalisierung der alten Systemlandschaft und die Herausbildung neuer Skills, Kulturen und Organisationsstrukturen für die IT. Flankierend werden sechs Technologien das laufende Jahr prägen: Mobilität, Business Intelligence (BI) und Big Data, Software-as-a-Service (SaaS), Infrastrukturen aus der Cloud, hybride Integration und Storage. Auch IT-Sicherheit bleibt weiterhin ein heißes Thema.
Die große Neuerung beim Management der digitalen Revolution ist, dass der Fokus der IT künftig auf den Endnutzern liegen muss. Wobei damit nicht nur Kunden gemeint sind: „Im Mittelpunkt der Veränderung befinden sich genauso die Mitarbeiter und die Partner“, erklärt Forrester-Analyst Pascal Matzke. Spätestens 2014 sei es an der Zeit zu verstehen, wie eine vernetzte Infrastruktur für die wichtigen Endnutzer aussehen muss.
Forresters zweiter strategischer Imperativ hängt eng mit der Digitalisierung zusammen: das Entwickeln und Einweben einer neuen Systemlandschaft. „Anders als in der traditionellen IT steht die Interaktion der Technologie mit den Menschen im Mittelpunkt“ sagt Matzke. „Sie muss die Menschen berühren.“ Gemeint sind damit zum Beispiel innovative Lösungen, die beim Einchecken in der Hotellobby eine Restaurantempfehlung mitliefern. Zurzeit fließen nur etwa ein Fünftel der IT-Investitionen in derartige Systeme. Der Anteil soll bis 2016 auf mehr als die Hälfte steigen.
Als dritten Imperativ nennt Forrester die Rationalisierung der alten Systemlandschaft, die in vielen Unternehmen noch nicht abgeschlossen ist. Als flankierende Maßnahme empfehlen die Analysten der verschiedenen Marktforschungsunternehmen dazu die Entwicklung neuer Skills, Kulturen und Organisationsstrukturen. Matzke rät IT-Abteilungen hier insbesondere, sich für Quereinsteiger und junge Mitarbeiter zu öffnen und auf Interdisziplinarität zu setzen. Unternehmen brauchen dringend neue Ideen, um den digitalen Wandel zu bewältigen. „In vielen Unternehmen liegt bei der IT-Qualifikation der Fokus zu 90 Prozent darauf, die bestehenden Systeme am Laufen zu halten“, sagt Experton-Group-Analyst Praxmarer. „IT-Architekten und Geschäftsprozessspezialisten sind dagegen dünn gesät.“
HERZSTÜCK CLOUD
Dieses Spannungsfeld zwischen alten und neuen Skills findet sich auch in den Systemlandschaften der Unternehmen wieder: Auf der einen Seite steht die Legacy IT – auf der anderen die innovative IT. „Anwender wollen weniger für ihre alte IT ausgeben und die resultierenden Einsparungen gerne in Innovation stecken“, erklärt PAC-Analyst Christophe Chalons. „Der Schlüssel, um das zu erreichen, ist Transformation und das Herzstück dieser Transformation wird Cloud Computing sein. Sowohl für die Infrastruktur als auch für die Anwendungen.“
Diese Prognose deckt sich mit einer COMPUTERWELT-Umfrage unter heimischen CIO, laut der bereits mehr als die Hälfte aller österreichischen Unternehmen Services aus einer Cloud verwenden. Tendenz stark steigend. Bei SaaS rücken den Analysten zufolge nach der Collaboration-Phase Themen wie Customer Relationship Management (CRM), Human Resources (HR) und Supply Chain Management (SCM) in den Mittelpunkt, was auch ein Mehr an Sicherheit in der Wolke notwendig macht: „Es muss ein Cloud-Framework aufgebaut werden, das auch die Themen Single-Sign-On, Provisionierung, Verrechnung und Sicherheit adressiert“, erklärt Experton-Analyst Praxmarer. (idg/oli)
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