Weltweit sind 73 Prozent der Menschen nicht bereit, zugunsten von mehr Komfort auf Datenschutz und Privatsphäre im Internet zu verzichten. Zu diesem Schluss kommt der EMC-Datenschutzindex. Der Index untersucht die Einstellungen und Meinungen von Konsumenten zum Thema Datenschutz und Privatsphäre im Internet. Länder mit einem relativ schwachen Datenschutzbedürfnis stehen im Index auf den ersten Plätzen. Je weiter hinten ein Land in der Wertung steht, desto höher sind dort das Datenschutzbewusstsein und die Sorge um die eigene Privatsphäre im Internet. An der Studie beteiligten sich 15.000 Verbraucher aus 15 Ländern. [...]
Die Studie zeigt, dass die Menschen in den einzelnen Ländern sehr unterschiedliche Standpunkte zum Thema Datenschutz haben. Ebenso unterscheiden sich die Ergebnisse je nach ihrer Internet-Aktivität – den verschiedenen Rollen oder „Ichs“, die die Nutzer im Internet annehmen. Die Studie definiert insgesamt sechs dieser Rollen, von denen jede Besonderheiten im Umgang mit Datenschutz und Privatsphäre aufweist:
- Das „Soziale Ich“ – interagiert mit Social-Media-Seiten, E-Mail-Programmen, Chat/SMS- und anderen Kommunikationsdiensten
- Das „Finanz-Ich“ – interagiert mit Banken und anderen Finanzdienstleistern
- Das „Bürger-Ich“ – interagiert mit Behörden und Regierungsstellen
- Das „Gesundheits-Ich“ – interagiert mit Ärzten, medizinischen Einrichtungen und Krankenversicherungen
- Das „Arbeits-Ich“ – interagiert mit Systemen und Webseiten aus seinem Arbeitsumfeld
- Das „Verbraucher-Ich“ – interagiert mit Online-Shops und kauft gerne online ein
Die Einstellung zu Datenschutz und Privatsphäre unterscheidet sich dem Datenschutzindex zufolge erheblich zwischen den sechs definierten Ichs. In der Rolle des „Bürger-Ichs“ sind die Befragten weltweit am ehesten bereit, Einschränkungen beim Datenschutz hinzunehmen. Global gesehen gilt das für 36 Prozent der Teilnehmer. In der Rolle des „Sozialen Ichs“ sind sie hingegen laut eigener Aussage am wenigsten bereit, Kompromisse beim Datenschutz einzugehen. Das gaben weltweit 27 Prozent der Teilnehmer zu Protokoll.
WIDERSPRÜCHLICH
Der Datenschutzindex kommt zu dem naheliegenden Schluss, dass Menschen Internettechnologien nutzen möchten, ohne Abstriche beim Datenschutz machen zu müssen. In Verbindung mit den Antworten auf die einzelnen Fragen ergaben sich bei der Auswertung aber drei grobe Wiedersprüche hieraus:
Paradoxon Nr. 1: „Ich will alles ohne Kompromisse“
Unabhängig von ihrer Rolle sind Nutzer nur sehr begrenzt dazu bereit, ihre Privatsphäre zugunsten von Vorteilen digitaler Technologien wie zum Beispiel höherem Komfort aufzugeben:
- 91 Prozent schätzen die Vorteile des „einfachen Zugangs zu Informationen und Wissen“ durch digitale Technologien; aber nur 27 Prozent sind willens, ihre Privatsphäre gegen Vorteile des Internets einzutauschen.
- 85 Prozent der Teilnehmer schätzen die „Nutzung digitaler Technologien für den Schutz vor terroristischen und/oder kriminellen Aktivitäten“; aber nur 54 Prozent der Befragten gaben an, dass sie hierfür bereit wären, zumindest teilweise Einschränkungen beim Datenschutz hinzunehmen.
- Teilnehmer über 55 Jahren sind weniger bereit, aus Komfortgründen auf Datenschutz zu verzichten. Stattdessen wünschen sie mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten.
Paradoxon Nr. 2: „Ich unternehme nichts“
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, bereits einmal ein Datenschutzproblem gehabt zu haben. Dazu gehören beispielsweise gehackte E-Mail-Accounts, verlorene oder gestohlene Mobiltelefone, gehackte Social-Media-Konten und vieles mehr. Trotzdem unternehmen viele Befragte nichts, um sich besser zu schützen:
- 62 Prozent der Umfrageteilnehmer ändern nicht regelmäßig ihre Passwörter.
- Vier von zehn Befragten passen die Datenschutzoptionen in sozialen Netzwerken nicht an.
- 39 Prozent schützen ihre Mobilgeräte nicht mit einem Passwort.
Paradoxon Nr. 3: „Social Sharing“
Die Nutzung von Social-Media-Angeboten explodiert. Der Index zeigt aber, dass die Studienteilnehmer sozialen Netzwerken durchaus kritisch gegenüberstehen:
- Die Befragten erwarten, dass ihre Daten in sozialen Netzwerken in den nächsten fünf Jahren sehr schwierig zu schützen sein werden.
- Verbraucher denken, dass Unternehmen in Bezug auf den Schutz privater Daten in sozialen Netzwerken nur geringe Kompetenzen haben und wenig ethisch handeln. Nur 51 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Vertrauen in die Fähigkeiten der Anbieter haben, persönliche Daten zu schützen. Nur 39 Prozent haben Vertrauen in die Datenschutzethik dieser Unternehmen.
- Die breite Mehrheit der Internet-Nutzer (84 Prozent) möchte nicht, dass jemand über ihre Gewohnheiten Bescheid weiß, solange sie selbst diese Informationen nicht wissentlich freigeben.
MEHR DATENSCHUTZ ERWARTET
Das Vertrauen der Menschen in den Schutz ihrer Daten sinkt. Weltweit stimmten 59 Prozent der Teilnehmer der Frage zu, ob sich ihr Datenschutz im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert habe. In Brasilien und den USA hatten 71 bzw. 70 Prozent der Teilnehmer das Gefühl, dass sie jetzt weniger Datenschutz genießen. Frankreich war das einzige Land, in dem weniger als die Hälfte der Befragten angab, weniger Datenschutz zu genießen. 42 Prozent hatten diese Wahrnehmung. Eine große Mehrheit von 81 Prozent der Befragten erwartet, dass der Datenschutz in den nächsten fünf Jahren weiter abnehmen wird.
„Der EMC-Datenschutzindex belegt eindrucksvoll die verschiedenen Auffassungen, die weltweit zu den Themen Datenschutz und Privatsphäre existieren. Fast drei Viertel der Verbraucher ändern nicht regelmäßig ihre Passwörter, ein Drittel passt die Datenschutzoptionen in den sozialen Netzwerken nicht an und gibt so unnötige Daten preis. Zu denken gibt mir auch die pessimistische Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Menschen, dass der Datenschutz weiter abnehmen wird. Hier sind Gesellschaft und Wirtschaft gefragt, Verbraucher besser aufzuklären und Lösungen aufzuzeigen. Sonst wird das Vertrauen in die digitale Wirtschaft langfristig erodieren“, kommentiert Stefan Trondl, Country Manager EMC Österreich, die Ergebnisse.
Den Datenschutzindex finden Sie online unter http://www.emc.com/campaign/privacy-index/index.htm. Die Inder sind übrigens am ehesten bereit, auf Ihre Privatsphäre zu verzichten, während die Deutschen, in ihrer Einstellung am ehesten mit Österreichern vergleichbar, die größten Bedenken haben. (pi/rnf)
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