Viele Unternehmen können ihre Fortschritte in Sachen digitale Transformation weder messen noch quantifizieren. Der CIO ist gefordert, Erfolgskriterien zu entwickeln und den digitalen Wandel voranzutreiben. [...]
„Digitales Business ist kein Zukunftsthema mehr“, erklärte Gartner-Analyst Mark Raskino auf dem CIO & IT Executive Summit in München. Unternehmen müssten das Experimentierstadium hinter sich lassen und voll auf Wachstum in neuen Geschäftsfeldern setzen. Aufgabe des CIO sei es, die Skalierbarkeit des digitalen Geschäfts sicherzustellen. Raskino sieht dabei vier zentrale Handlungsfelder: Der CIO muss Erfolgskriterien definieren, den Transformationsprozess auf allen Ebenen treiben und im Topmanagement ein neues Denken etablieren. Last, but not least gelte es, die Chancen durch neue Technologien zu antizipieren und die Organisation darauf vorzubereiten.
AUFGABE 1: DEFINIEREN SIE ERFOLGSKRITERIEN FÜR DEN DIGITALEN WANDEL
Laut einer internationalen Gartner-Studie besitzt mehr als die Hälfte der CEOs und Topmanager keine Metriken, um den digitalen Umbau zielgerichtet steuern zu können. Wo es sie gibt, beziehen sich die Kenngrößen überwiegend auf markt- und kundenbezogene Aspekte, beispielsweise die Kundenzufriedenheit. „Sie können nichts skalieren, was Sie nicht quantifizieren“, sagt Raskino dazu, und: „Sie können nichts quantifizieren, was Sie nicht definieren.“
Der Analyst empfiehlt ein schrittweises Vorgehen. CEOs und CIOs sollten zunächst einige Kernfragen beantworten: Was bedeutet „digital“ für uns? Welche Art von Wachstum streben wir an? Welches sind die wichtigsten Metriken in diesem Kontext? Und schließlich: WelcheKPIs müssen sich ändern?
Ein Problem dabei ist häufig, dass CEOs „digitales Business“ unterschiedlich definieren. Lange Zeit wurde der Begriff nur vage und schwammig beschrieben, berichtet Raskino. Mittlerweile aber würden die Vorstellungen konkreter und vor allem handlungsbezogener.
Dennoch ist der Nachholbedarf groß. 21 Prozent der befragten CEOs können ihre digitalen Umsätze nur grob schätzen, 46 Prozent unterscheiden sie nicht von anderen Einnahmen. Immerhin 27 Prozent definieren und messen digitale Umsätze intern, kommunizieren die Zahlen aber nicht nach außen. Lediglich sechs Prozent definieren, messen und kommunizieren ihre digitalen Einnahmen.
AUFGABE 2: TREIBEN SIE DEN TRANSFORMATIONSPROZESS VORAN
Der CIO sollte den Transformationsprozess nicht nur technisch, sondern auch in organisatorischer und finanzieller Hinsicht vorantreiben, fordert Raskino. Dazu gehöre beispielsweise, dass er neue Finanzierungsquellen für digitale Initiativen identifiziert. Vor allem gelte es, interne Budgets für den digitalen Wandel freizuschaufeln. Erfolgversprechend sei es auch, einen dezidierten Venture-Capital-Fonds einzurichten.
AUFGABE 3: VERÄNDERN SIE DAS DENKEN IM TOPMANAGEMENT
Diese Aufgabe dürfte zu den schwierigsten im Transformationsprozess gehören: Der CIO soll dem CEO und anderen Topentscheidern eine neue Art des Denkens nahebringen, neudeutsch: ihren „Mindset“ verändern. Raskino empfiehlt beispielsweise, die Selbsteinschätzung des CEO in Sachen digitales Business kritisch zu hinterfragen. In der CEO-Studie sahen stolze 36 Prozent ihr Unternehmen als „Pionier“ in Sachen Business Innovationen, 38 Prozent als „Fast Follower“. Nur 26 Prozent stufen ihre Organisation als „Mainstream Player“ ein. Letzteres heißt für Raskino nichts anderes, als dass solche Unternehmen in Sachen digitales Business hinterherhinken.
AUFGABE 4: ANTIZIPIEREN SIE DEN NÄCHSTEN TECHNISCHEN QUANTENSPRUNG
„Nexus of Forces war gestern“, sagt Raskino zu dem von Gartner geprägten Begriff, der die Kombination aus Social, Mobile, Cloud und Analytics beschreibt. „Jetzt geht es um mehr.“ Die vier Zukunftstechnologien, die die nächste disruptive Welle auslösen, heißen für ihn Internet of Things (IoT), Künstliche Intelligenz, Blockchain und 3D-Druck (siehe Grafik). Die befragten CEOs erwarten davon in den kommenden fünf Jahren gravierende Veränderungen in ihrer Branche.
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