Die 10 wichtigsten Cloud-ERP-Anbieter

Diese ERP-Anbieter bilden die Speerspitze in Sachen Enterprise Resource Planning aus der Cloud. [...]

Wir haben die zehn wichtigsten (Cloud-)ERP-Anbieter für Sie zusammengestellt (c) pixabay.com

Cloud und Digitalstrategien sorgen dafür, dass die Grenzen traditioneller Business-Software-Kategorien zunehmend verwischen. Das wirkt sich auch auf den Markt für Enterprise Resource Planning (ERP) aus. Jahrzehntelang befähigten klassische ERP-Systeme Unternehmen, zentrale Geschäftsprozesse auf einer stabilen und zuverlässigen Plattform zusammenzuführen. Doch das monolithische, On-Premises installierte ERP gehört inzwischen zum alten Eisen.

Heutzutage suchen Unternehmen, die sich der digitalen Transformation verschrieben haben, nach der Flexibilität, Agilität und Geschwindigkeit, die vor allem cloud-basierte Systeme bieten können. Wir haben die wichtigsten ERP-Anbieter für Sie zusammengestellt.

Cloud-ERP-Anbieter: Top 10

Bei der Auswahl der Anbieter haben wir nicht nur die Größe des Unternehmens, sondern auch seine Cloud-Strategie und Vision für die Zukunft berücksichtigt.

Epicor

Die Cloud-ERP-Plattform Kinetic von Epicor wird in Gartners aktueller ERP-Markteinschätzung als visionär eingestuft. Den Auguren zufolge bietet Kinetic „eine solide operative ERP-Lösung für mittelständische Fertigungs- und Vertriebsunternehmen, inklusive angrenzender Funktionen für Bedarfsplanung, Bestands- und Lagerverwaltung“.

Power Moves: Im Januar 2022 kaufte Epicor JMO Business Systems, einen Anbieter von Warehouse-Management- und Enterprise-Mobility-Lösungen.

In Zahlen ausgedrückt: Das Private-Equity-Unternehmen Clayton, Dubilier & Rice bezahlte 2020 den Betrag von 4,8 Milliarden Dollar für die Übernahme von Epicor.

Ausblick: Die Übernahme durch Clayton, Dubilier & Rice dürfte Epicor eine Finanzspritze für Akquisitionen bescheren und den Übergang von On-Prem zu einem SaaS-Modell weiter vorantreiben. Vertreter des Unternehmens zeichnen ein optimistisches Bild: Der Umsatz nähert sich bei zweistelligem Wachstum der Milliarden-Dollar-Marke, wobei Software as a Service bereits für die Hälfte des wiederkehrenden Umsatzes sorgt.

Infor

Mit einem Jahresumsatz von mehr als drei Milliarden Dollar und einem Marktanteil von 5 bis 6 Prozent gehört Infor zur Spitzengruppe der ERP-Anbieter. Das Unternehmen bietet die gesamte ERP-Bandbreite für alle Branchen und hat als Legacy-Anbieter den Übergang zur Cloud geschafft. Infor differenziert sich durch branchenspezifische ERP-Module und eine mandantenfähige Cloud-Plattform, die auf AWS gehostet wird. Infors CloudSuites wird von Gartner als führend in der Kategorie „ERP für produktorientierte Unternehmen“ eingestuft.

Power Moves: Seit der Übernahme durch Koch Industries im Jahr 2020 ist Infor eine Tochtergesellschaft des 110 Milliarden Dollar schweren Mischkonzerns.

In Zahlen ausgedrückt: 13 Milliarden Dollar hat Koch Industries für Infor auf den Tisch gelegt.

Ausblick: Koch Industries war vor der Übernahme sowohl Kunde von Infor als auch Investor. Der Konzern könnte Infor mit einer Finanzspritze zu neuen Höhenflügen verhelfen. Koch Executive Vice President und CEO of Enterprises Jim Hannan drückt es so aus: „Koch hat die Ressourcen, das Wissen und die Beziehungen, um Infor dabei zu helfen, seine transformativen Fähigkeiten weiter auszubauen.“

Microsoft

Microsoft hat sich mit seiner breiten Palette an Dynamics-Produkten, die vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtet und als On-Premise– oder Cloud-Variante erhältlich sind, zu einem ERP-Schwergewicht entwickelt. Der offensichtliche Vorteil von Microsoft: die Fähigkeit, ERP-Geschäftsprozesse mit anderen Produktivitäts-Tools aus dem Unternehmensportfolio zu integrieren, beispielsweise Office, Teams, Outlook, Power BI, die SQL Server-Datenbank oder die leistungsstarken Analysefunktionen, die in der Azure-Cloud verfügbar sind.

Power Moves: Mit Orions Systems hat Microsoft im Jahr 2020 ein Unternehmen zugekauft, dass sich auf die Echtzeitanalyse von Video- und Bildinhalten fokussiert. Die Technologie befähigt den Windows-Konzern, die Möglichkeiten von Dynamics 365 für den stationären Einzelhandel zu erweitern.

In Zahlen ausgedrückt: Der Dynamics-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 29 Prozent, während der Umsatz von Dynamics 365 (Cloud-basiert) um 45 Prozent zunahm, wie aus dem jüngsten Ergebnisbericht des Unternehmens hervorgeht.

Ausblick: Die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie – die Verlagerung hin zur Remote-Arbeit, die Migration von Geschäftsanwendungen in die Cloud, der erhöhte Bedarf an Collaboration Tools – kamen Microsoft sehr entgegen. Eine langfristige Auswirkung der Pandemie besteht darin, dass Unternehmen ihre Geschäftsprozesse neu denken müssen. Auch das dürfte Microsoft zugutekommen, da das Unternehmen grundlegende ERP-Systeme um Komponenten für Collaboration, Datenvisualisierung und KI erweitern kann.

Oracle

Oracle ist derzeit die Nummer Zwei auf dem ERP-Markt – geht allerdings mit zwei Cloud-nativen Angeboten aggressiv gegen Marktführer SAP vor. Oracle NetSuite ERP, das Ergebnis der Übernahme von NetSuite durch Oracle im Jahr 2016, richtet sich hauptsächlich an mittelständische Unternehmen. Oracle Fusion Cloud ERP, das von Grund auf von Oracle entwickelt wurde, ist eine breit angelegte Plattform, die auch in global ausgerichteten Konzernen eingesetzt werden kann. Gartner stuft Fusion Cloud ERP in seinem jüngsten Magic Quadrant für produktzentriertes ERP als führend ein.

Power Moves: Ende 2021 kündigte Oracle seine bisher größte Akquisition an: den Kauf des Healthcare-Unternehmens Cerner Corp. für 28,3 Milliarden Dollar. Mit diesem Schritt verschafft sich Oracle ein wichtiges Standbein in einer rasant wachsenden Branche.

In Zahlen ausgedrückt: Oracles jährlicher Cloud-ERP-Umsatz liegt bei rund fünf Milliarden Dollar. Chairman und CTO Larry Ellison prognostiziert, dass dieser Betrag in fünf Jahren bei 20 Milliarden Dollar liegen könnte.

Ausblick: Das ERP-Geschäft von Oracle ist ein Lichtblick für das Unternehmen. Bei der Bekanntgabe der Ergebnisse im Dezember 2021 sagte CEO Safra Catz: „Wir haben jetzt 8.500 Fusion ERP-Kunden mit einem Umsatzwachstum von 35 Prozent und 28.400 NetSuite ERP-Kunden mit einem Umsatzwachstum von 29 Prozent.“ Ellison wies darauf hin, dass Oracle nicht nur neue Kunden gewinnt, sondern auch noch 6.500 On-Premise-ERP-Kunden (aus den Übernahmen von JD Edwards und PeopleSoft) hat, die das Unternehmen in die Cloud überführen will.

QAD

Gartner stuft QAD mit seiner Cloud-basierten QAD Adaptive ERP-Suite als Visionär in der Kategorie „Fertigungs- und Lieferkettenmanagement für mittelständische Hersteller“ ein. QAD ist ein weiteres Unternehmen, das die Grenzen zwischen ERP und CRM verschwimmen lässt. Kürzlich kaufte es mit WebJaguar eine digitale Handelsplattform zu. Das Ziel: eine Omnichannel-Kundenmanagementlösung sowohl für B2B als auch für B2C zu schaffen.

Power Moves: QAD wurde im Jahr 2021 von Thoma Bravo übernommen.

In Zahlen ausgedrückt: Zwei Milliarden Dollar – der Betrag, den Thoma Bravo für QAD bezahlt hat.

Ausblick: Thoma Bravo blickt auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück, wenn es um die Übernahme von Softwareunternehmen, der Zuführung von Kapital und der Bereitstellung von Managementwissen geht. Pamela Lopker, Gründerin und Präsidentin von QAD, sagt: „Durch diese Partnerschaft werden wir noch besser positioniert sein, um auf unserem starken Fundament aufzubauen.“

Salesforce

Salesforce ist der unangefochtene Marktführer im Bereich CRM. Und hat den ERP-Markt mit einer einzigartigen Strategie durchdrungen. Das Unternehmen hat eine leistungsstarke Cloud-Plattform aufgebaut, auf der CRM-Anwendungen (SaaS) ausgeführt und Anwendungen geschrieben werden können (PaaS). Dann öffnete es seine Plattform, damit Drittanbieter ERP-Lösungen anbieten können. Rootstock bietet ERP-Lösungen für Fertigung, Vertrieb und Lieferkette in der Salesforce Cloud an. Und FinancialForce bietet Finanz- und Rechnungswesen auf der Salesforce-Plattform an.

Power Moves: Salesforce kaufte 2021 das beliebte Collaboration Tool Slack zu.

In Zahlen ausgedrückt: 27,7 Milliarden Dollar musste Salesforce für Slack auf den Tisch legen.

Ausblick: Salesforce wirbt sehr überzeugend damit, dass es Sinn macht, integrierte ERP-Anwendungen auf derselben Plattform auszuführen. Schließlich sind die Kerngeschäftsdaten eines Unternehmens bereits in der Salesforce-Cloud gespeichert.

Sage

Die Sage Group, die manchmal als kostengünstige Alternative zu Oracle und SAP portraitiert wird, hofft, das Umsatzwachstum anzukurbeln, nachdem man in den letzten Jahren auf der Stelle getreten ist. Das Unternehmen hat seine eigene Cloud-Plattform aufgebaut und erweitert seine Produktlinien über die Bereiche Buchhaltung und Lohnabrechnung für kleine Unternehmen hinaus – hier stuft Gartner Sage Intacct als visionär ein. Unter der Marke Sage X3 ist das Unternehmen dabei, sich auf die Bereiche Lieferkettenmanagement, Fertigung und Vertrieb zu fokussieren.

Power Moves: Ende 2021 kaufte Sage das Unternehmen Brightpearl, das sowohl ERP– als auch CRM-Software speziell für Einzelhändler anbietet.

In Zahlen ausgedrückt: 300 Millionen Dollar kostete Sage der Brightpearl-Deal.

Ausblick: Sage verfolgt einen aggressiven Wachstumsansatz, wie auch CEO Steve Hare verdeutlicht: „Nachdem wir die Gruppe in den letzten drei Jahren umgestaltet und erheblich in sie investiert haben, konzentrieren wir uns jetzt auf das absolute Wachstum des Unternehmens – sowohl organisch als auch durch Übernahmen.“

SAP

Mit einem Jahresumsatz von fast 30 Milliarden Dollar ist SAP unangefochtener Marktführer im ERP-Bereich. Das Gros der massiven SAP-Installlationsbasis verwendet jedoch immer noch On-Premises-ERP-Systeme. Die Herausforderung für SAP besteht darin, mit den aufstrebenden, „reinen“ Cloud-ERP-Anbietern zu konkurrieren und die S4/HANA-Kunden davon zu überzeugen, in die SAP Cloud zu wechseln, statt das Schiff zu verlassen.

Power Moves: Ende Januar erwarb SAP eine Mehrheitsbeteiligung an dem privaten US-Fintech-Unternehmen Taulia. Damit will der Walldorfer Konzern seine Präsenz im Bereich der Lieferkettenfinanzierung ausbauen.

In Zahlen ausgedrückt: 74 – die Zahl der Übernahmen, die SAP im Laufe der Jahre getätigt hat.

Ausblick: „SAP hat sich zwar langsamer als andere auf die Cloud eingelassen, hat sich aber jetzt der Zukunft der Cloud verschrieben und bietet eine klare und moderne Roadmap für Unternehmenskunden“, meint Trevor White, Analyst bei Nucleus Research. Mit „Rise with SAP“ hat das Unternehmen zudem ein Programm ins Leben gerufen, das Kunden bei ihrer Cloud-Migration und digitalen Transformation unterstützt. Diese Bemühungen scheinen sich auszuzahlen: Der Cloud-Umsatz von SAP stieg um rund 25 Prozent. CEO Christian Klein prognostiziert bis 2025 einen Cloud-Umsatz von 25 Milliarden Dollar.

ServiceNow

Der IT-Dienstleister ServiceNow ist kein traditioneller ERP-Anbieter und verfügt sicherlich nicht über die tiefgreifenden, branchenspezifischen Kenntnisse der etablierten Anbieter. Aber ServiceNow betrachtet ERP aus einem anderen Blickwinkel: Seine Now-Plattform ermöglicht es Unternehmen, digitale Workflows zu verbinden und Geschäftsprozesse zwischen IT, Mitarbeitern, Kunden und Anwendungsentwicklern zu optimieren. Gartner stuft ServiceNow als führend bei Cloud-nativen, Low-Code-Anwendungsplattformen ein.

Power Moves: Der Kauf des ERP-Migrationsunternehmens Gekkobrain.

In Zahlen ausgedrückt: ServiceNow meldete ein Wachstum von 30 Prozent im Jahr 2021, der Gesamtumsatz belief sich auf sechs Milliarden Dollar.

Ausblick: Laut Branchenanalyst Josh Bersin erschließt ServiceNow einen Markt, der über das traditionelle ERP hinausgeht: „Jedes HR-Team, jeder Manager und jede IT-Abteilung möchte einen neuen Workflow erstellen oder einen neuen Prozess entwerfen. Um das zu tun, gehen sie zu ServiceNow.“

Workday

Workday begann als SaaS-basierte Human Capital Management (HCM)-Anwendung, aber das Unternehmen hat sein Portfolio erweitert und bietet nun auch Finanzmanagement und Unternehmensplanung an, und zwar in erster Linie für Dienstleister – weniger für Hersteller.

Power Moves: Im Jahr 2021 kaufte Workday den Workforce-Management-Anbieter VNDLY.

In Zahlen ausgedrückt: Die Übernahme kostete das Unternehmen 510 Millionen Dollar.

Ausblick: Workday verfügt nicht über die breite, branchenspezifische Palette an ERP-Modulen, die die älteren Anbieter bieten – insbesondere in Bereichen wie Supply Chain und Fertigung. Dennoch hat sich Workday als starker Herausforderer im Bereich ERP positioniert, der mit einer reinen Cloud-Alternative in den Bereichen Finanzen, Personalwesen, Gehaltsabrechnung und Planung den Markt aufmischen will. Der Umsatz von Workday wächst stetig um circa 25 Prozent, der Jahresumsatz übersteigt bereits vier Milliarden US-Dollar.

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*Neal Weinberg schreibt als freiberuflicher Autor unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation Network World.


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