Management-Forscher glauben - nach zahlreichen Auswertungen - herausgefunden zu haben, was eine sehr gute Führungskraft auszeichnet. Es lohne sich, diese anzuwerben, denn Firmen mit solchen Chefs sind überdurchschnittlich erfolgreich. [...]
Wollen Unternehmen erfolgreich sein, sollten sie lieber nicht auf gute Führungskräfte setzen. Gut ist im Führungsbereich nämlich nicht gut genug. Wer sich damit zufrieden gibt, wirtschaftet auch nur zufriedenstellend. Um wirklich nach vorne zu kommen bedarf es exzellenter Führungskräfte. Denn sie schaffen es, Unternehmensgewinne zu verdoppeln.
Studien der US-amerikanischen Führungsforscher Jack Zenger und Joseph Folkman zeigen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Führungsqualität und Unternehmensprofit.
Je besser der Manager, desto höher der Unternehmensgewinn
Sie haben mehr als 50.0000 Führungskräftebeurteilungen ausgewertet und unter anderem festgestellt: Außergewöhnliche Führungskräfte – sie machen laut den Studien zehn Prozent der Manager aus – haben einen ganz erheblichen Einfluss auf den Netto-Unternehmensgewinn. Denn sie erzeugen einen Gewinn, der mehr als das Doppelte des Durchschnittsgewinns der übrigen 90 Prozent beträgt. Das heißt: Außergewöhnliche Führungskräfte erzeugen sehr viel mehr wirtschaftlichen Erfolg als gute Führungskräfte.
Da drängt sich die Frage auf, wer denn als außergewöhnlich gute Führungskraft gilt? Tatsächlich haben die Untersuchungen von Zenger und Folkman möglich gemacht, zu erkennen, wie solch eine exzellente Führungskraft „tickt“. Demzufolge sind 16 Kompetenzen entscheidend, die wiederum den folgenden fünf Verhaltenskategorien zuzuordnen sind:
- Ergebnisorientierung;
- Veränderungen vorantreiben;
- Charakter;
- interpersonelle Fähigkeiten sowie
- individuelle Fähigkeiten
Der Zusammenhang zwischen den Verhaltensweisen und der Leistung erschließt sich vielleicht nicht immer auf den ersten Blick, ist aber von entscheidender Bedeutung. Beispiel Ergebnisorientierung: Eine Führungskraft, die den Fokus auf Resultate legt und Ziele setzt – sei es bei der inhaltlichen Arbeit oder auch in der Mitarbeiterführung – lernt dabei, dass sich dieser Fokus auszahlt. Die Mitarbeiter, die diese Verbesserungen ebenfalls beobachten, folgen daraufhin dem Beispiel ihres Vorgesetzten. So erzeugt die Ergebnisorientierung der Führungskraft eine positive Eigendynamik.
Auch bei der Veränderungsinitiative handelt es sich um eine Verhaltensweise, die dem Unternehmen und seinen Beschäftigten langfristig Erfolg verspricht. Sie ist Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen auf der Höhe der Zeit bleibt und sich so seinen Wettbewerbsvorteil bewahren kann. Gerade in der heutigen agilen Unternehmenswelt kommt es darauf an, auf Veränderungen zu reagieren und somit auch flexibel zu sein. Wer Veränderungen von sich aus anstößt, ist als Macher vorne dabei.
Exzellente Führungskräfte sind ehrlich
Eine weitere Beobachtung ist: Ehrliche und integre Führungskräfte sind beliebt, für sie strengen sich die Mitarbeiter an. Diese Chefs predigen nichts, was sie nicht selbst beherzigen. Zudem stehen sie für Versprechen und Zusagen ein. Und sie gewinnen leicht das Vertrauen anderer, indem sie in deren Sinne „das Richtige“ tun. Sie achten auf ethische Grundsätze und zeigen selbst in schwierigen Situationen moralische Festigkeit. Mit alldem schaffen sie vor allem eins: eine vertrauensvolle Atmosphäre im Unternehmen. Und genau dies steigert in der Regel auch die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter.
Das gleiche gilt für die zwischenmenschlichen Fähigkeiten oder auch interpersonellen Kompetenzen: Außergewöhnlich gute Führungskräfte motivieren ihre Mitarbeiter zu verstärktem Einsatz und Engagement und schaffen ein Wir-Gefühl – indem sie in kraftvoller Sprache kommunizieren, auf ihre Mitarbeiter eingehen und sie fördern. Sie übertragen ihnen Verantwortung und vertrauen ihrerseits, dass die Mitarbeiter es „richtig machen“. Dies alles entspringt nicht gerade einem hierarchischen Führungsstil.
Außergewöhnliche Führungskräfte können gut auf Augenhöhe kommunizieren, für Teamwork sind sie sich nicht zu schade. Sie verstehen sich eher als Coach denn als Vorgesetzter ihrer Mitarbeiter, und es gelingt ihnen, gute Beziehungen aufzubauen. Auch dies sind Eigenschaften, die mit fortschreitender agiler Arbeitsweise, die den Mitarbeitern mehr Spielraum für selbstverantwortliches Handeln gibt, einmal mehr von Bedeutung sind. Die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, hilft außerdem beim Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern sowie beim Netzwerken.
Motivationsfähigkeit ist einer der wichtigsten Chef-Kompetenzen
*) Frank M. Scheelen ist Experte für Leadership und Kompetenzmanagement sowie Gründer der Scheelen AG mit mehreren Tochtergesellschaften im In- und Ausland.
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