Web-Content-Management-Systeme sind zunehmend ein Muss. visual4 hat die Open-Source-Systeme Wordpress, Joomla, Drupal und TYPO3 getestet. [...]
TYPO3TYPO3 steht für die lange Entwicklung eines erfolgreichen Systems. Der Däne Kaspar Skårhøj begann bereits 1997 mit der Programmierung von Prototypen für ein neuartiges System, bei dem Web-Inhalte getrennt von Design und Konfiguration vom Kunden selbst verwaltet werden können. Nach Restrukturierungen und Anpassungen erschien 2000 die erste Betaversion, die von der Open-Source-Gemeinde gründlich unter die Lupe genommen wurde. Nachdem dann der Code im Sommer 2001 noch einmal grundlegend überarbeitet wurde, erschien kurz darauf die finale Version von TYPO3.
Der nächste große Entwicklungsschritt wurde mit Version 6.0 getan. Bei diesem Release erfolgten Neuerungen vor allem im Hintergrund, aber auch im Administrationsbereich. File Abstraction Layer, die Umgestaltung des Extension Managers und optische Anpassungen sind hier einige Beispiele der langen Änderungsliste. Derzeit befindet sich TYPO3 im Versionsstatus 7, in dem es unter anderem ein neues Responsive Backend (7.1), eine Backend-Login-API (7.3) und einen verbesserten Datei-Upload (7.4) spendiert bekam. Im Laufe des Jahres soll Version 7.6 LTS mit dreijähriger Langzeitunterstützung erscheinen.
Mit TYPO3 Neos erschien im Dezember 2013 ein Ableger von Version 7.0 mit grundlegend neuer Architektur, basierend auf dem eigens entwickelten Framework TYPO3 Flow (aktuelle Version 2.2.0), in dem vor allem moderen Konzepte wie MVC (Model View Controller) berücksichtigt werden. Damit soll beispielsweise die Anbindung des CMS an ein CRM-System möglich werden. Neos ist seit August 2015 in Version 2.0 erhältlich, die unter anderem auch mit Cloud-Unterstützung für Medieninhalte aufwartet.
Fakten: TYPO3 weist über sechs Millionen Downloads auf und kommt verstärkt im europäischen Raum zum Einsatz. Das Enterprise-Content-Management-System wird in über 50 Sprachen sowie mit über 5000 Erweiterungen angeboten. Die Community ist sehr stark und zählt über 100.000 Mitglieder, die sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen.
System: TYPO3 wurde 2001 veröffentlicht und steht aktuell in der Version 7.4 unter der GNU-GPL-Lizenz zur Verfügung. TYPO3 basiert auf PHP 5.3.7 sowie Javascript und unterstützt die Datenbanken MySQL 5.1.x, PostgreSQL und Oracle. Zusätzlich werden weitere PHP-Module wie zlib, Graphics- oder ImageMagick empfohlen. Die Systemanforderungen variieren jedoch je nach eingesetzter Version des Systems. Die aktuelle LTS-Version ist die 6.2. Die nächsten mit Long Term Support werden sehr bald die Version 7 und ab Mitte 2017 auch Version 8 sein.
Vorteile: TYPO3 beinhaltet alle Funktionen, die ein Enterprise-Content-Management-System auszeichnen. In der Grundinstallation wird bereits eine multilinguale Unterstützung mit Fallback-Funktion bereitgestellt. Eine Multidomain-Unterstützung, um mehrere Seiten über eine TYPO3-Installation zu verwalten, wird ebenfalls ermöglicht. Die integrierte Rechteverwaltung ist sehr umfangreich und ermöglicht den Administratoren, unterschiedliche Rollen und Rechte für die Benutzer einzurichten. Der Administrator kann unter anderem. festlegen, welche Eingabefelder von Inhaltselementen gesehen oder bearbeitet werden können.
In diesem Zusammenhang können in TYPO3 auch die Freigabeprozesse individuell über so genannte Workspaces definiert und abgebildet werden. Der modulare Aufbau, die starke Konfigurationssprache Typoscript und die Möglichkeit, Veränderungen des Codes mit XClasses lokal auszulagern, machen TYPO3 nahezu unbegrenzt erweiterbar und anpassbar. Ferner erlauben sie so eine unkomplizierte Anbindung an weitere Systeme wie zum Beispiel ERP- oder CRM-Lösungen. Die LTS Version (Long Term Support) bietet den Unternehmen einen sehr hohen Grad an Service und Support in Bezug auf die Kompatibilität der Erweiterungen, welche bei Drupal und Joomla nicht immer gewährleistet ist. Sicherheits-Updates haben bei TYPO3 grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert.
Nachteile: Die Lernkurve ist im Vergleich zu den anderen Systemen eher flach, und die Installation, Konfiguration und Administration erfordert Fachwissen, um TYPO3-Fehler zu vermeiden. Hier bieten jedoch eine Vielzahl an Büchern und Dokumentationen Hilfe. Die Anforderungen an die Hosting-Umgebung werden nicht von allen Providern standardmäßig unterstützt und sollten im Vorfeld geklärt werden.
Fazit: TYPO3 zeichnet sich durch die Ausrichtung als Enterprise-Content-Management-System aus und spielt seine Stärken vor allem bei größeren und oder komplexen Internet-, Extranet- oder Intranet-Projekten aus. (pg/sh)
*Simon Hülsbömer ist leitender Redakteur der Computerwoche.de, Christoph Plessner ist geschäftsführender Gesellschafter der visual4 GmbH in Stuttgart.
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