Die besten Smart Home-Systeme im Vergleich

Die Smart-Home-Technik eröffnet neue Möglichkeiten für die Überwachung des eigenen Heims aus der Ferne. Bei vielen Systemen ist es sogar möglich, Fenster oder Garagentüren per App zu schließen oder die Jalousien abhängig von Lichteinfall und Windgeschwindigkeit automatisch hochzufahren. [...]

UMFASSENDE LÖSUNG VON INNOGY SMARTHOME
Wer nicht nach Einzellösungen, sondern nach einer Komplettanlage sucht, findet inInnogy SmartHome, ehemals RWE SmartHome, ein verhältnismäßig preisgünstiges System. Die SmartHome-Zentrale wird per Netzwerkkabel direkt an den Router angeschlossen. Sie stellt über das CosIP-Funkprotokoll die Verbindung zu den verschiedenen Komponenten her und bildet die Verbindung zum lokalen Netzwerk. Damit man die Zentrale wiederum per App steuern kann, muss man ihr die Kontaktaufnahme zum Webportal von Innogy SmartHome erlauben. Über das Portal ist anschließend eine detaillierte Konfiguration der vorhandenen Komponenten möglich, auf die wiederum per App zugegriffen werden kann.
In der Software lassen sich die verschiedenen Räume der Wohnung mit den dort installierten Geräten einrichten. Anschließend kann man beispielsweise durch Tippen und Schieben die Temperaturen einstellen. Auf Hardware-Seite erledigen das die Smart-Home-Thermostate, die man anstelle der Standardmodelle an die Heizkörper anschließt. Ihre Sensoren liefern nicht nur Daten zur aktuellen Temperatur, sondern messen auch die Luftfeuchtigkeit. Per Fernabfrage kann man also während der Winterferien im jeweiligen Skiort sicherstellen, dass die Wohnung zwar kühl ist, aber nicht so kalt, dass die Leitungen einfrieren.
Innogy bietet seine SmartHome-Produkte in Form von Paketen beispielsweise für die Energieversorgung oder die Heizungssteuerung an. (c) Innogy
Unter Sicherheitsaspekten sind vor allem die Zwischenstecker, Fenstersensoren und Rauchmelder des SmartHome-Pakets interessant. Sobald der Rauchmelder anschlägt, schickt er eine E-Mail mit einer Warnung. Mithilfe der Fenstersensoren kann man in der App erkennen, in welchem Raum welche Fenster offenstehen. Und die Zwischenstecker sind ohnehin universell nutzbar. Über Logikprofile kann der Anwender Geräte, Auslöser, Bedingungen und Zustandsvariablen intelligent miteinander verknüpfen. So lässt sich etwa einstellen, dass beim Erkennen von Rauch über einen Zwischenstecker eine Sirene oder ein Blinklicht gestartet wird. Oder man programmiert die Geräte für die Urlaubszeit so, dass das Öffnen eines Fensters nicht nur Alarm auslöst, sondern auch eine entsprechende E-Mail erzeugt. Auf dem Webportal ist zudem das Profil „virtueller Bewohner“ verfügbar, das durch zufälliges Ein- und Ausschalten von Geräten den Anschein erwecken soll, dass die Bewohner daheim sind.
Innogy SmartHome ist zwar aufgrund des verwendeten Protokolls ein geschlossenes System, allerdings haben mehrere Hersteller kompatible Produkte im Programm. Eine entsprechende Liste finden Sie im Internet. Teilweise beschränkt sich die Funktionalität im Wesentlichen auf eine zentrale Überwachung der Geräte, in einigen Fällen können jedoch ausgeklügelte Wenn-dann-Szenarien entworfen werden. So lässt sich beispielsweise die populäre Wetterstation von Netatmo in das Netzwerk einbinden. Anschließend ist eine Steuerung der SmartHome-Aktoren über die Daten der Station etwa zur Innentemperatur möglich. Aber auch Buderus-Heizkessel können ebenso wie Miele@home-Geräte in verschiedene SmartHome-Szenarien eingebunden werden. Die Samsung SmartCam lässt sich über das System so einstellen, dass sie auf das Signal eines Bewegungsmelders hin sofort den entsprechenden Bereich anzeigt.
DIGITALSTROM: HAUSSTEUERUNG ÜBERS STROMNETZ
Die Schweizer Digitalstrom AG www.digitalstrom.com bietet ebenfalls ein Komplettsystem fürs ganze Haus, setzt allerdings bei der Vernetzung nicht auf Ethernet, sondern auf die Datenübertragung per Stromkabel. Das System ist also vergleichbar der Powerline-Technik, arbeitet jedoch mit einem proprietären Protokoll. Die Verbindung erfolgt über ein Digitalstrom-Meter, das in den Sicherungskasten eingebaut wird. Das bedeutet, dass die Einrichtung eines Smart-Home-Systems von Digitalstrom in den meisten Fällen einem Partnerbetrieb der Firma überlassen werden muss.
Die Steuerung der einzelnen Geräte geschieht anschließend über Klemmen, die den bekannten Lüsterklemmen ähneln, und ins Stromkabel eingesetzt werden. Auf ein Signal der zentralen Klemme im Sicherungskasten hin schalten sie beispielsweise den Strom an und aus. Bei der Steuerung hat der Anwender dann mehrere Alternativen. So ist es zum einen möglich, eine Digitalstrom-Klemme in den Lichtschalter einzubauen. Einmal Drücken schaltet dann den Verbraucher ein oder aus, mehrmaliges Drücken löst zuvor definierte Aktionen aus. Zum zweiten ist als Zubehör der Digitalstrom-Server erhältlich. Er stellt eine Verbindung zwischen Stromnetz und Internet her und ermöglicht eine Steuerung per Computer oder per App für Android und iOS. Zum dritten hat das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Skill für Amazons Alexa-System vorgestellt, der auch eine Sprachsteuerung erlaubt. Und schließlich lässt sich auch eine Realsense-Kamera von Creative für die Gestensteuerung einbinden.
GIRA, BUSCH-JAEGER
Die Smart-Home-Systeme von Gira und Busch-Jaeger zählen zu den großen Lösungen auf dem Markt. Die beiden deutschen Hersteller können damit nahezu alle Wünsche des Kunden erfüllen, ganz gleich, ob es um mehr Sicherheit, Komfort oder Energieeffizienz geht. Die Systeme kommen üblicherweise in Neubauten zum Einsatz, wo die Leitungen auf Wunsch des Kunden von Anfang an mit eingeplant werden, oder bei kernsanierten älteren Wohnungen und Häusern. Da der zentrale Server zudem von einem Fachmann programmiert werden muss, gehören diese Systeme zu den teureren Angeboten im Bereich Smart Home. Beide Systeme basieren auf dem vorwiegend kabelgebundenen KNX-Standard.
Beim KNX-System von Gira kann man sich die Bilder von einer oder mehreren Außenkameras auf das Smartphone oder Tablet schicken lassen und hat zudem die gesamte Haustechnik unter Kontrolle. (c) IDG
Im Jahr 2014 haben mehrere Hersteller, darunter Gira und die Firma Jung , die eNet-Allianz gebildet. Hinter eNet steckt eine Funktechnik, mit der sich auch nachträglich noch eine Steuerung von Licht und Rollläden installieren lässt. Die Installation muss jedoch ebenfalls von einem Fachmann vorgenommen werden.
Busch-Jaeger stellt seinen Kunden eine kostenlose App zum einfachen Regeln der Raumtemperatur zur Verfügung. Außerdem lässt sich damit das Licht in den verschiedenen Räumen dimmen. (c) IDG
Busch-Jaeger hat neben seiner kabelbasierten Smart-Home-Serie mittlerweile unter dem Produktnamen Busch-free@home eine preisgünstigere Alternative ins Leben gerufen. Preisgünstig bedeutet in diesem Fall jedoch immer noch einen Einstiegspreis von rund 5.000 Euro für ein Einfamilienhaus. Der Funktionsumfang ist im Vergleich mit dem KNX-System etwas reduziert worden, dafür ist jedoch auch eine Funksteuerung möglich. Es handelt sich bei Busch-free@home sowohl in der kabelgebundenen wie auch in der Funkversion um ein proprietäres System, in das sich keine Produkte anderer Hersteller einbinden lassen.
Über die Smartphone-Apps der genannten Hersteller bieten sich zahllose Sicherheits- und Kontrollfunktionen an. Die im Haus verteilten Sensoren und Aktoren sind bei den KNX-Systemen nach Räumen geordnet. Durch einfaches Antippen der entsprechenden Einträge kann man Jalousien hoch- und herunterfahren, die Temperatur steuern sowie Steckdosen ein- und ausschalten. 
Gira und Busch-Jaeger haben beide eigene Wetterstationen im Angebot, die sich beispielsweise dazu verwenden lassen, das Haus automatisch regendicht zu machen oder im Sommer vor zu starkem Aufheizen zu schützen. Von Gira gibt es zudem einen CO2-Sensor, der permanent die Raumluft überwacht und die Daten an den zentralen Server übermittelt. Der wiederum öffnet bei Überschreiten eines bestimmten Kohlendioxidwertes automatisch ein Fenster oder schaltet einen Lüfter ein. Natürlich sind für beide Systeme auch Rauchmelder erhältlich.
Nicht zuletzt lässt sich auch Sicherheitstechnik einbinden. Dazu zählen beispielsweise Systeme zur Türkommunikation, die ein Kamerabild des Gastes zeigen und nach der Authentifizierung etwa über den Fingerabdruck oder durch Eingabe eines Codes individuelle, im Server definierte Zugangsberechtigungen erteilen. So kann man beispielsweise einer Sicherheitsfirma ausschließlich zwischen 21 und 7 Uhr Zutritt zum Gebäude gewähren.
Über Regeln lassen sich sogar mehrere Aktionen verwalten, die beim Auflegen unterschiedlicher Finger ausgeführt werden. So öffnet etwa der Zeigefinger lediglich die Tür, während der Daumenabdruck zusätzlich auch das Licht einschaltet oder die Heizung aufdreht. Natürlich sind auch externe Kameras erhältlich, die Bilder des Grundstücks oder des Eingangsbereichs auf das Smartphone oder Tablet senden. 
*Roland Freist bearbeitet als freier IT-Fachjournalist Themen rund um Windows, Anwendungen, Netzwerke, Security und Internet