Enterprise Cloud Governance ist ein einziges Chaos, denn Clouds entwickeln sich mittlerweile zu den neuen IT-Silos und erfahren eine Ausdehnung, die unter der Bezeichnung "Multicloud" oder "Hybrid Cloud" getarnt werden soll. Wir erklären, warum. [...]
Ein überraschender Befund des RightScale 2019 State of the Cloud-Berichts von Flexera besteht darin, dass 84 Prozent der befragten Unternehmen eine Multicloud-Strategie verfolgen. Nein, eigentlich ist es nicht überraschend, dass die Anzahl so hoch ist. Es ist eher überraschend, dass die Anzahl nicht die vollen 100 Prozent beträgt. Schließlich wurde die Cloud von der Benutzerfreundlichkeit der Entwickler her bestimmt, und dieselben Entwickler wählen unterschiedliche Services aus verschiedenen Clouds aus und betreiben sie innerhalb eines Unternehmens.
Es ist eine bequeme Fiktion, dass Unternehmen dieses weitreichende Cloud-Chaos selbst herbeigeführt haben wollen. Sehen wir uns genauer an, wie „strategisches Denken“ in diesem Zusammenhang funktioniert.
Von der Cloud bis hin zum Rechenzentrum
RightScale befragte insgesamt 786 Cloud-Experten, um Trends bei der Cloud-Einführung genauer zu ermitteln. Wie aus den Daten von Flexera hervorgeht, sind Unternehmen bezüglich ihrer Cloud-Strategie mittlerweile ziemlich unterschiedlich gewichtet.
Während alle Bereiche der Cloud auf ihre Weise wachsen, übersteigt die Akzeptanz der Public Cloud die der privaten Cloud bei weitem – und die Verschmelzung der öffentlichen und privaten Cloud (Hybrid Cloud) übertrifft beide Cloud-Systeme als ein für sich genommenes Phänomen. Dies macht durchaus Sinn, da Unternehmen immer mehr mit der Public Cloud arbeiten, aber dennoch Wege finden müssen, um diese Investitionen mit den gesunkenen Kosten ihrer privaten Rechenzentren zu rationalisieren.
Der Vorrang der Public Cloud in diesem Hybridmix wird in einer Credit Suisse CIO-Umfrage noch gestützt, in der festgestellt wurde, dass Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud Platform die drei größten Hybrid-Cloud-Anbieter – und damit auch die drei größten Public-Cloud-Anbieter – sind. Es bedeutet auch, dass 51 Prozent der befragten Unternehmen der Credit Suisse erklärten, dass sie in den nächsten Jahren die meisten oder zumindest einige ihrer Rechenzentren schließen würden.
Aber an diesem Punkt hört es auf, Sinn zu machen.
Enterprise Cloud-Teams: Wo ist die Governance?
Während 94 Prozent der von RightScale befragten Unternehmen behaupten, Workloads in der Cloud auszuführen, scheint es nur wenigen von ihnen gut dabei zu gehen. Sie sprechen ihre hybride Cloud-Strategie zwar vielleicht an, aber wenn sie gefragt werden, was ihre größten Herausforderungen waren, lautete die Antwort: „Wir bekommen die Übernahme scheinbar nicht in den Griff“ – und das, obwohl 66 Prozent der Befragten laut der Flexera-Umfrage angaben, ein zentrales Cloud-Team zu besitzen.
Zwischen mangelnder Governance und der Möglichkeit, die Cloud-Kosten weiterhin unter Kontrolle zu halten, liegt vielleicht die Ursache dafür höchstwahrscheinlich in einem Mangel an qualifiziertem Personal begründet. Von einer anderen Seite betrachtet, verfügen diese Unternehmen zwar vielleicht über ausreichend qualifiziertes AWS-, Azure- oder GCP-Personal, doch sie führen dennoch alle Silo-Anwendungen in Siled-Cloud-Bereitstellungen im Unternehmen aus. Im Durchschnitt betreiben Unternehmen fünf Clouds, die sich zwischen privaten und öffentlichen Clouds erstrecken können. Wenn das für Sie nach „Strategie“ klingt, dann haben Sie nicht aufgepasst.
Übrigens werden die Probleme laut Flexera-Studie nur noch schlimmer.
Wenn Sie schon einmal in einem großen Unternehmen gearbeitet haben, wird Sie keine dieser Erkenntnisse mehr großartig überraschen. Es wird Sie auch nicht schockieren, wenn Sie herausfinden, dass die weitaus größte Priorität für diese Unternehmen darin besteht, vorhandene Clouds besser zu nutzen (und damit Kosten zu sparen), als neuen Services in neuen Clouds nachzujagen.
Schließlich sollte es niemanden mehr schockieren, dass die Befragung von CIOs, um die „Strategie“ zu ermitteln, die die Cloud-Übernahme eigentlich vorantreibt, eigentlich eine verlorene Sache ist. Denn die Entwickler sind diejenigen, die Cloud-Infrastrukturen zur Unterstützung derjenigen Anwendungen zusammenspinnen, die sie gerade erstellen. CIOs versuchen möglicherweise, dies als Multicloud- oder Hybridstrategie zu rationalisieren, doch in Wirklichkeit ist dies nur ein Echo von etwas, das Billy Marshall vor Jahren mit Bezug auf Open Source-Adoption gesagt hat: Der CIO weiß als letzter Bescheid.
*Matt Asay ist langjähriger Redakteur bei InfoWorld.com
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