Die IT-Branche hat einige Visionäre und Pioniere verloren

Im ablaufenden Jahr trauerte die weltweite IT-Gemeinde über den Tod einer Reihe von Persönlichkeiten, die mit ihren Ideen und Einfällen die Computerentwicklung maßgeblich beeinflusst haben – Rest in Peace. [...]

JAY WRIGHT FORRESTER
Im Alter von 98 Jahren erlag der Ingenieur und Management-Forscher Jay Wright Forrester einem Krebsleiden. Der ausgebildete Elektroingenieur entwickelte am MIT im zweiten Weltkrieg Servomotoren für Radargeräte und arbeitete an dem sogenannten Whirlwind-Computer, der im Krieg als Flugsimulator zur Pilotenausbildung dienen sollte, aber erst nach dem Krieg fertig wurde.
Jay Wright Forrester (c) MIT Sloan
Während der Arbeiten an Whirlwind begann Forrester, sich intensiv mit Simulationstheorien zu beschäftigen, ein Feld, das ihn später zur Formulierung der Systemdynamik führen sollte. Er wechselte das Fach und ging an die Sloan School of Management am MIT, die kurz zuvor gegründet worden war. Dort leitete Forrester ein Team, das Möglichkeiten für den Einsatz von Computern im Management erkunden sollte. Schwankungen des Marktes, die zunächst als klassische Wechselwirkungen von Angebot und Nachfrage aussahen, konnte Forrester mit einer Simulation anders erklären. Der von ihm erkannte Peitscheneffekt, auch Forrester-Effekt genannt, war sein Einstieg in die Systemdynamik, die er mit seinem Hauptwerk „Industrial Dynamics“ 1961 begründete.
In der Folge weitete Forrester seine Theorie auf das Studium sozialer Systeme aus und veröffentlichte 1969 „Urban Dynamics“, das zur Bibel aller Stadtplaner werden sollte. Es machte die Entwicklung und den Zerfall von Ballungszentren empirisch erfassbar. Die Ausweitung auf seine „World Dynamics“ im Jahre 1971 war die politisch brisanteste Stufe der Systemdynamik. Sie erschütterte das Grundtheorem vieler Ökonomen vom unbegrenzten Wachstum. „Die Menschen sind nur Rollenspieler in einem System“, konstatierte Forrester. „Sie agieren innerhalb des Systems, auch wenn sie glauben, dass sie es managen. Das ist keine populäre Idee bei denen, die glauben, dass sie die echten Macher sind. Wer das System wirklich verändern will, muss das System verstehen.“


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