Mehr Transparenz, neues Design, Apps in die Schranken gewiesen – das neue Facebook-Update ist vielversprechend. Aber leider nicht durch die Bank positiv. [...]
Facebook soll transparenter werden, darum rollt das soziale Netzwerk in den nächsten Wochen ein Update aus. Dieses betrifft vor allem die Privatsphäre-Einstellungen – eine oft kritisierte Baustelle von Facebook. Wir haben uns die neuen Optionen angeschaut.
Bislang sind die Privatsphäre-Einstellungen von Facebook nur über den Pfeil-Button oben rechts neben „Startseite“ erreichbar. Facebook-Profis behelfen sich alternativ mit dem Lesezeichen www.facebook.com/settings/?tab=privacy, aber nichtsdestotrotz finden die Privatsphäre-Einstellungen bis jetzt in einem neuen Fenster statt und führen von der Chronik weg. Das will Facebook nun mit den Privacy Shortcuts ändern. Die Abkürzungen zu wichtigen Privatsphäre-Einstellungen tauchen oben rechts statt des Pfeils auf. Ähnlich wie der Chat sollen die Einstellungen in einem Drop-Down-Menü über die Chronik gelegt werden. Die Privacy Shortcuts heißen „Wer kann meine Beiträge sehen?“, „Wer kann mich kontaktieren?“ und „Wie verhindere ich, dass mich jemand belästigt?“. Darunter führt ein Link zu allen Einstellungen.
Unsere Einschätzung:
In erster Linie dürfte es Mark Zuckerberg darum gehen, die Facebook-User länger auf der Seite zu behalten. Schließlich werden sie nicht mehr von den Privatsphäre-Einstellungen von der Chronik weggeführt – um danach vielleicht auf einer anderen Seite weiterzusurfen. Die drei von Facebook ausgesuchten Optionen bergen zudem die Gefahr, dass sorglose Nutzer darauf vertrauen und die restlichen Optionen nicht mehr überprüfen. Besser wäre ein prominenter Button in der Facebook-Leiste gewesen, der direkt ohne Drop-Down-Menü zu allen Privatsphäre-Einstellungen führt.
Apps in die Schranken gewiesen: App Permissions
Wer eine Facebook-App das erste Mal verwendet, wird darauf aufmerksam gemacht, auf welche Daten die App zugreift und muss zustimmen. Einige Apps wollen in Ihrem Namen auf Facebook posten dürfen. Ab sofort taucht letztere Frage getrennt von den übrigen Forderungen auf und darf auch getrennt abgelehnt werden. Die App soll trotzdem funktionieren – abgesehen natürlich von der Fähigkeit, in Ihrem Namen Beiträge zu verfassen.
Unsere Einschätzung:
Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Man muss nicht mehr alle Forderungen einer App in Kauf nehmen, wenn man sie benutzen will. Wir wünschen uns für das nächste Update auch die Trennung der restlichen Forderungen, so dass man einzeln zustimmen oder ablehnen kann.
Jeder kann Sie finden
Facebook streicht die Option „Wer kann deine Chronik über den Namen finden?“, die sich in den Privatsphäre-Optionen unter „Funktionsweise von Verbindungen“ befindet. Damit konnten Sie einstellen, wer Sie über die Facebook-interne Suche durch Eingabe Ihres Namens finden darf. Die Option wird abgeschaltet, weil man Sie sowieso auch anders finden könnte, begründet Facebook. Als Ersatz verspricht Facebook kontextsensitive Optionen, die gut erklärt seien. Näher geht man jedoch nicht auf den Ersatz ein.
Unsere Einschätzung:
Die Argumentation von Facebook gleicht einer Kapitulation. Nur weil man auch anders gefunden werden kann, will man es dem Suchenden ja nicht gleich unnötig leicht machen. Plakativ formuliert: Wenn mein Schiff ein Leck hat, muss ich deswegen nicht gleich den Stöpsel ziehen. Hoffentlich kann der versprochene Ersatz die alten Option vollständig ersetzen.
Deutlichere Hinweise
Mit dem neuen Update sollen die Nutzer von Facebook deutlicher als bisher darauf hingewiesen werden, wo beispielsweise eigene Beiträge lesbar sind oder wie man fremde Beiträge auf der eigenen Chronik entfernen kann. Diese Tipps sollen abhängig vom Kontext auftauchen.
Unsere Einschätzung:
Mehr Transparenz ist immer begrüßenswert.
Erweitertes Aktivitätenprotokoll
Schon jetzt können Sie im „Aktivitätenprotokoll“ Ihre Aktionen bei Facebook – seien es Kommentare, Likes oder Markierungen – im Überblick einsehen und eingeschränkt verwalten. Das Protokoll erreichen Sie über die Chronik: Unter Ihrem Titelbild befindet sich der Button. Facebook hat das Aktivitätenprotokoll nun überarbeitet. Es soll nicht nur übersichtlicher sein, sondern auch mehr Infos als bislang verraten. Auch neu sind die Request- und Removal-Optionen. Mit ihnen soll man im Aktivitätenprotokoll leichter darum bitten können, peinliche Fotos von sich zu entfernen, die andere hochgeladen haben.
Unsere Einschätzung:
Das Aktivitätenprotokoll hat zum größten Teil nur Informationscharakter. Zur Verwaltungszentrale des eigenen Profils fehlen noch jede Menge Interaktionsmöglichkeiten. Facebook macht mit dem neuen Update immerhin einen kleinen Schritt in diese Richtung.
Fazit: Die neuen Privatsphäre-Einstellungen sind eher ein Redesign als ein Update und gehen leider nicht immer in die richtige Richtung. Am besten gefällt uns die erweiterte Entscheidungsfreiheit bei den App-Berechtigungen. Im Großen und Ganzen scheint Facebook aber ernsthaft um mehr Transparenz bemüht zu sein.
* Benjamin Schischka ist Redakteur der deutschen PC-Welt.
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