E-Book-Reader können nicht mit der technischen Ausstattung von Tablets mithalten, haben aber je nach Verwendungszweck ihre Vorteile. Die COMPUTERWELT hat drei E-Book-Reader und zwei Tablets auf deren Tauglichkeit als digitale Bibliothek getestet. [...]
Der Siegeszug der digitalen Bücher ist nicht mehr aufzuhalten. Egal ob im Urlaub oder in der Bahn, immer mehr Menschen finden Gefallen an einer Bibliothek für unterwegs. Amazon verkauft laut eigenen Angaben inzwischen mehr elektronische Literatur als konventionelle Bücher. Die COMPUTERWELT hat einige Modelle führender Hersteller unter die Lupe genommen und zeigt die jeweiligen Stärken und Schwächen auf. Bei den getesteten Modellen handelt es sich, auf der E-Book-Reader Seite, um einen Amazon Kindle 4, einen Bookeen Cybook Odyssey, der von Thalia vertrieben wird, und einen Sony PRS-T2. Bei den Tablets haben wir das iPad 3 und einen Asus Transformer auf deren Tauglichkeit als E-Reader getestet.
Alle Geräte vermögen es, durch ihr niedriges Gewicht und ihre solide Verarbeitung zu gefallen. Auffallend ist, dass vor allem der Kindle sehr kompakt ist und sich von der Verarbeitung eine Spur robuster als seine Mitbewerber darstellt. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn auch nicht unpraktisch, ist das etwas höhere Display des Sony PRS-T2. Der Odyssey wirkt aufgrund der Kunststoffhülle weniger robust, liegt allerdings ebenso gut in der Hand. Die beiden Tablets sind naturgemäß deutlich größer und schwerer, an deren Verarbeitung gibt es aber nichts auszusetzen. Allen Geräten sind USB-Kabel zur Verbindung mit einem Computer beigelegt. Auch der Akku wird so aufgeladen.
Die Bedienung der getesteten Geräte kann durch die Bank als sehr intuitiv bezeichnet werden, unabhängig davon, ob die Geräte mit Touchscreen (Sony, Bookeen, Tablets) oder ohne Touchscreen (Kindle 4) ausgestattet sind. Der Download der Bücher erfolgt entweder über einen Computer oder WLAN. Sonys PRS-T2 bietet außerdem den direkten Einkauf über 3G an, was auch bei der Kindle 3G-Version und den 3G-Varianten der Tablets möglich ist.
VERFÜGBARE TITEL
Der wichtigste Punkt bei der Nutzung eines E-Book-Readers ist der verfügbare Lesestoff. Nach wie vor nimmt Amazon hier eine Vorreiterrolle ein. Nahezu jede Neuerscheinung wird auch als Kindle-Version angeboten und auch ältere oder vergriffene Titel werden zunehmend elektronisch vertrieben. Bemerkenswert ist auch die Anzahl der kostenlos erhältlichen Titel.
Der Mitbewerb schläft jedoch nicht. Sony präsentierte im Dezember seinen Reader Store auch in Österreich. Im EPUB (Electronic Publication) -Format sind hier mehrere hunderttausend Titel erhältlich. Das gleiche digitale Format findet auch im Odyssey Anwendung, der über den Thalia-Webshop gefüttert wird und ebenfalls eine große Menge an Titeln anbietet. Amazons Kindle verwendet ein hauseigenes Format, das jedoch für Tablets über eine App für Android und iOS lesbar gemacht werden kann. So kann direkt bei Amazon eingekauft werden. Das EPUB-Format stellt für Tablets kein Problem dar.
Die typischen E-Reader-Displays haben keine Hintergrundbeleuchtung und das aus gutem Grund. Einerseits bringt die Nutzung von sogenannten E-Ink-Displays einen geringeren Stromverbrauch als gängige LED-Displays, andererseits ist diese Lösung, vor allem bei längerem Lesen, schonender für die Augen. Verspiegelte LED-Displays sind bei starker Sonneneinstrahlung kaum bis gar nicht zu entziffern. E-Ink-Displays jedoch haben dieses lästige Problem nicht. Als Nachteil der elektronischen Tinte müssen lediglich sogenannte Ghosting-Effekte genannt werden, die beim Umblättern der Seiten entstehen. Da das Display nicht bei jeder neuen Seite aktualisiert wird (um ein flüssigeres Blättern zu ermöglichen), sondern je nach Modell nur alle vier bis sechs Seiten, bleiben immer Reste der vorangegangenen Seite zurück. Diese sind zwar nur ganz schwach sichtbar, allerdings haben wir bei allen E-Ink-Geräten eine bröckelige Schrift nach der Lektüre von vier bis fünf Seiten festgestellt. Wen das stört, kann einen häufigeren Refresh einstellen.
UNTERSTÜTZTE FORMATE
Neben den spezifischen E-Book-Formaten hat man mittlerweile mit allen E-Readern die Möglichkeit, diverse andere Formate wiederzugeben. PDF, TXT, BMP, JPEG, GIF und BMP sind Formate, die alle getesteten Geräte wiedergeben. Die Produkte von Sony und Bookeen sind außerdem in der Lage, MP3-Dateien abzuspielen. Doch nicht nur Weltliteratur kann mit E-Book-Readern und Tablets verschlungen werden. Auch Zeitungen und Zeitschriften werden zunehmend in elektronischer Form, sei es als Einzelausgabe oder gleich als Abonnement, angeboten. Im Zeitschriften- und Zeitungsbereich können besonders die Tablets ihre Stärken ausspielen, da hier die hochauflösenden und größeren Displays ein angenehmeres Betrachten, etwa von Fotos, ermöglichen.
ZUBEHÖR UND AUSBLICK
Zu allen hier präsentierten Produkten gibt es separat erhältliches Zubehör. Auch wenn die Geräte im Großen und Ganzen einen robusten Eindruck machen, ist ein Schutz des Displays in jedem Fall ratsam. Für die reinen E-Book-Reader ist es zudem von Vorteil, ein aufsteckbares Leselicht zu erwerben, da die Displays im Dunklen schwer zu entziffern sind. Bei den beleuchteten Tablets ist das nicht notwendig.
Die getesteten Geräte stellen einen Querschnitt des Marktes dar. Die Evolution im digitalen Buchmarkt ist noch lange nicht abgeschlossen, wie etwa die Präsentation des flexiblen, farbigen E-Paper-Displays von Plastic Logic zeigt. Das 10,7 Zoll große und äußerst flexible Display könnte den nächsten Entwicklungsschritt darstellen. Auch roll- beziehungsweise faltbare Displays werden bereits getestet, um die Usability zu erhöhen und den Platzbedarf zu minimieren. Kunden greifen inzwischen eher zu vollwertigen Tablets, die Zahl der verkauften E-Book-Reader ist 2012 gegenüber dem Vorjahr laut iSuppli um 36 Prozent eingebrochen. (mar)
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