Klassische Anbieter müssen den Umzug in die Cloud schaffen, bevor ihnen die On-Premise-Umsätze wegbrechen und SaaS-Herausforderer das Geschäft machen. [...]
KEIN ERP OHNE ANALYTICS
Unternehmen erwarten die Möglichkeit, tiefe Einblicke in ihre Geschäfte nehmen zu können – rückblickend, gegenwartsbezogen und zunehmend auch zukunftsgerichtet. Eingebettete Analytics-Technologien werden Business-Software um schnelle, gut aufbereitete und vorausschauende Analysemöglichkeiten bereichern. Den Hebel dafür liefern Technologien wie In-Memory-Computing, Big Data, Machine Learning, Predictive Analytics und Datenvisualisierung.
Vor allem Predictive Analytics wird Forrester zufolge Bestandteil von Business-Anwendungen werden. Noch sind die Anbieter hier in der „Kreativphase“, aber sie werden sich weiterentwickeln. Auch die Visualisierung der Daten wird immer besser, besonders auf mobilen Endgeräten. Einfache Kuchen- und Balkencharts reichen nicht mehr, jetzt müssen es stilisierte „Donut“-, Netz- und Streudiagramme sein. Consumer-Apps, wie es sie beispielsweise zu den Fitness-Trackern von Fitbit gibt, zeigen, wie so etwas aussehen kann.
INTEGRATION IST UNERLÄSSLICH
Business-Anwender möchten künftig vollständige Umsatzströme von der Bestellung durch den Kunden über die Auftragsabwicklung bis hin zum After Sales kontrollieren. Dafür müssen verschiedene Anwendungen zusammenspielen. Integration ist umso wichtiger, als mehr und mehr Software aus der Cloud eingesetzt und so die Komplexität des Portfolios erhöht wird.
Forrester erwartet, dass die Anbieter von Business-Software einfachere und offenere Integrationsmöglichkeiten bieten werden. Die Komplexität steige in dem Maße, wie Cloud-, On-Premise- und Third-Party-Lösungen zusammenspielen sollen. Die Hersteller und ihre Technologiepartner könnten einiges vereinfachen, indem sie ausreichend Programmierschnittstellen (APIs) für externe Integrationsspezialisten bereitstellten. Integrationsumgebungen müssten modern, modular gestaltet und durch visuelle Design-Tools unterstützt sein. Forrester erwartet, dass die Anbieter von Business-Software externe Integrationspartner an sich binden werden, um ihr Ökosystem zu erweitern.
Blieben sie mit ihren Integrations-Tools ausschließlich der eigenen Plattform verhaftet, würden die Kunden irgendwann feststellen, dass damit nicht zu arbeiten ist. Besser sei eine Integrationstechnik und -strategie, die Partner einbeziehe. Das führe zu mehr voreingestellten Schnittstellen und einer besseren Designumgebung. Anwender sollten bei der Auswahl ihres Business-Software-Anbieters darauf achten, dass dieser eine offene, neutrale Integrationsplattform biete und hier mit Partnern zusammenarbeite.
Die Analysten glauben, dass standardisierte Integrationsangebote über verschiedene Softwareplattformen hinweg zunehmen werden. Sie ermöglichen ein schnelleres Deployment. Dabei soll die Cloud-to-Cloud-Anwendungsintegration besonders schnell reifen und virtuelle Plug-and-Play-Connectivity erlauben. Vorteile entstehen, wo Anwendungen eine gemeinsame Entwicklungsumgebung oder ein gemeinsames Ökosystem teilen, was etwa bei Force.com von Salesforce der Fall ist.
SYSTEMS OF ENGAGEMENT
Schon vor Jahren hat Forrester in Anlehnung an den Erfolgsautor Geoffrey Moore zwischen den „Systems of Record“ und den „Systems of Engagement“ unterschieden. Erstere bilden das Rückgrat des Unternehmens: Es handelt sich um ERP-Systeme, Datenbanken und Rechenzentrums-Infrastrukturen, in denen große Datenmengen und Transaktionen effizient verwaltet werden. Die zugrunde liegenden Geschäftsprozesse verlaufen in der Regel linear und unterliegen der Kontrolle eines Unternehmens. Beispiele wären etwa die Schadensabwicklung einer Versicherung oder die Gehaltsabrechnung im Personalwesen.
Forrester empfiehlt indes den CIOs, sich stärker den Systems of Engagement zuzuwenden. Diese stellen die Interaktion und Collaboration mit Menschen in den Vordergrund. Als Systems of Engagement sind Lösungen zu bezeichnen, die sich auf den Endkunden beziehen und ihm neue Services bieten, indem sie Komponenten wie moderne Datenanalyse, soziale Netzwerke, Cloud Computing und mobile Endgeräte intelligent verknüpfen.
Beispiel wäre die App, die einem Kunden nicht nur eine Hotelbuchung ermöglicht, sondern ihm darüber hinaus zusätzliche Dienste wie eine automatische Zimmerschlüsselvergabe beim Betreten der Hotellobby, eine Tischreservierung oder einen besonderen Concierge-Service anbietet.
Solche Lösungen funktionieren nicht mehr im Kontext eines geschlossenen Geschäftsprozesses. Die Wertschöpfung wird über die Öffnung des Prozesses gegenüber einem Ökosystem erreicht, das Kunden, Partner und Mitarbeiter einbindet. Die Kunden sorgen unbewusst für eine kontinuierliche Verbesserung der Dienstleistung, indem sie Daten zu ihrem Bewegungs- und Verhaltensmuster freigeben.
*Heinrich Vaske ist Chefredakteur der Computerwoche.de
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