Bevor wir in die Phase der "Vierten Industriellen Revolution" eintreten, sollten wir zunächst darüber sprechen, wie wir eine "Erste Humanitäre Revolution" erreichen können. [...]
Mittlerweile wird viel über eine „vierte industrielle Revolution“ gesprochen – aufbauend auf der vollendeten dritten, bei der Elektronik und IT letztlich zur Automatisierung von Produktion eingesetzt wurden. Die vierte wird dagegen durch Technologien gekennzeichnet sein, die die Grenzen zwischen physischer, digitaler und biologischer Sphäre verwischen.
Es klingt wichtig. Und es klingt clever. Aber was bedeutet es für Menschen?
Bevor wir in die Phase der „vierten industriellen Revolution“ eintreten, sollten wir zunächst darüber sprechen, wie wir eine „Erste Humanitäre Revolution“ erreichen können.
Der digitale Mensch ist der Schlüssel zu diesem Paradigmenwechsel. Die Zukunft sollte darin bestehen, die menschliche Dimension zurückzubringen und sie so zu skalieren, dass Zugang, Konversation, Empathie, Wissen und Fähigkeiten nicht durch Zeit, Rationierung, Privilegien oder Fähigkeiten eingeschränkt oder bestimmt werden.
Ein Paradox im Verständnis
Im Allgemeinen haben vergangene industrielle Revolutionen dafür gesorgt, dass der Mensch vom Prozess an sich befreit wird; schließlich sind Menschen unpräzise, widersprüchlich, sie ermüden, sie sind langsam in ihrem Denken und Handeln, sie altern und sie rebellieren gegen die Strenge des Prozesses. Doch das Entfernen von Menschen hat zugleich auch die Menschheit entfernt.
Manche Experten sagen, dass künstliche Intelligenz dem Menschen in Zukunft die Jobs wegnehmen wird; andere Experten sagen, dass künstliche Intelligenz für den Menschen Arbeitsplätze schaffen wird; wieder andere sagen voraus, dass Menschen und Roboter / KI nebeneinander arbeiten. Analysten fürchten sich davor, was mit der „Arbeitskraft“ an sich passieren wird.
Doch das im industriellen Zeitalter geschaffene Konstrukt von „Arbeit“ und „Kraft“ – sowie von ähnlichen Konzepten wie der Logistik – ist für Millionen von Menschen, die niemals in der Lage waren, ihren Teil an der industriellen Revolution zu leisten und durch physische oder mentale Faktoren wie Arbeitsunfähigkeit, Gesundheit oder Analphabetismus zurückgehalten werden, nur von geringer Bedeutung.
Fortschritt? Welcher Fortschritt?
Staatskassen-Verwalter und Finanzminister beklagen heutzutage die ständig steigenden Kosten für Sozial- und Gesundheitswesen. Sie haben die Fortschritte der industriellen Revolution und des Web 2.0 für sich entdeckt und (von hochqualifizierten Beratern ermutigt) Tausende von Formularen online zur Verfügung gestellt, die all diejenigen Dienstleistungen abdecken, die von den am meisten gefährdeten Bürgern der Gesellschaft benötigt. Das bezeichnen sie heute als „Fortschritt“.
Doch ist „on-line“-Information in schriftlicher Form und komplexer Sprache wirklich menschlich? Selbst für hochgebildete Menschen braucht es zum wahren Verständnis oftmals eine Erklärung basierend auf direkter, menschlicher Kommunikation. Bieten wir solche Gespräche noch an? Vielleicht schon, geradeso, widerwillig, mit erheblichen Barrieren und in strenger Rationierung: mehrere Stunden pro Tag, nur an manchen Tagen die Woche, nicht für jeden zugänglich, dafür aber stundenlang online, inline und on-hold.
Die menschliche Dimension zurückbringen
Es besteht ein visuelles Bedürfnis nach Konversation, wenn es um den Zugang zu gewissen Dienstleistungen, Gesundheitsversorgung oder Bildung geht. Ganz unabhängig von unseren Fähigkeiten, als Menschen, suchen wir Verständnis im Kontext unserer Gespräche.
Doch das industrielle Paradigma geht davon aus, dass solche Gespräche nicht erschwinglich sind und nutzt jede Anstrengung, Rationierung und Kanalisierung, um Gespräche von Angesicht zu Angesicht zu vermeiden.
Das industrielle Paradigma behandelt Menschen wie Maschinen. Doch die Menschheit ist größer als das. Wenn wir der „vierten industrielle Revolution“ zum Durchbruch verhelfen, haben wir jetzt in unserem Leben die einmalige Chance (eine Chance, die einmalig in er Geschichte ist), die Zeit, den Ort, den Zugang und das Verständnis zu demokratisieren. Von der Bequemlichkeit zu einem Fokus auf Menschenrechte überzugehen.
Eine konversationelle Wirtschaft, eine Wirtschaft im Gespräch, ist eine mächtige Kraft, die für die vom Fortschritt marginalisierten Menschen ein für alle Mal die gleichen Voraussetzungen schaffen könnte.
Einfühlsame, natürliche Gespräche mit „digitalen Menschen“ könnten es jedem ermöglichen, sich zu beteiligen, belohnt und erfüllt zu werden. Im Gegensatz zu anderen Revolutionen ist die konversationelle Wirtschaft einzigartig menschlich und kennt keine Grenzen.
Indem man der künstlichen Intelligenz mit der Schaffung digitaler Menschen ein Gesicht gibt, setzt lässt sich das industrielle Modell umsetzen, in dem man einfühlsame Gespräche führt, den Zugang demokratisiert und das menschliche Potenzial mit Würde erschließt. Es bietet allen Menschen die Möglichkeit, Menschenrechte zu verstehen, zu kommunizieren und zu schaffen.
Der Aufstieg der Menschen
Mit den „Digital Humans“ können wir eine Zukunft erreichen, in der Zeit keine Einschränkung oder Determinante darüber ist, wer wann Zugang hat und unter welchen Umständen. Eine Zukunft, in der professionelles Expertenwissen für jeden zugänglich gemacht wird, jederzeit, überall und frei von jedem Urteil.
In Zukunft wird der digital-menschliche Herz-Kreislauf-Trainer die Art und Weise verändern, in der Menschen Zugang zu kardiologischen Gesundheitsinformationen erhalten – und damit den rationalisierten „6-wöchigen“ Reha-Ansatz – jederzeit und lebenslang unterstützen.
In ähnlicher Weise werden wir im Bereich der geistigen Gesundheit einen digital-menschlichen Gesundheitscoach als Teil psychologischer Behandlungen begrüßen, mit dem natürliche empathische Gespräche jederzeit und frei von jedem Urteil möglich sind. Das Wissen von professionellen Experten wird in Zukunft dazu genutzt werden, um jungen Schülerinnen und Schülerinnen überall auf der Welt und zu jeder Zeit durch den Einsatz eines digital-menschlichen Lehrers das Lesen beizubringen – und so wird Alphabetisierung wird demokratisiert.
Unbegrenzte Informationen zu jeder Zeit, ein ganzes Leben lang.
Die Ethik der Möglichkeiten zwingt uns zu einer Abkehr von den industriellen, institutionellen Modellen, in denen „one-size“ niemandem mehr passt. Diese Erste Humanitäre Revolution könnte eine Quanten-Veränderung für menschliche Erfolge bedeuten, einschließlich eines erfüllten Lebens und gleichem Engagement in der Wirtschaft und Gesellschaft, ganz ohne die Torwächter von Bildung, Macht und Privilegien.
*Marie Johnson wird am 11. Oktober auf der O’Reilly AI Conference in London mehr über digitale Menschen und den Cardiac Coach sprechen.
**Danny Tomsett ist CEO von FaceMe.
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