Zwischen Arbeiten und Privatleben wird es künftig keine Trennlinie mehr geben. Das Zukunftsinstitut in Kelkheim im Taunus hat elf Arbeitstypen definiert. Erkennen Sie sich wieder? [...]
„Was Arbeit eigentlich ist, ist nicht mehr so einfach zu kategorisieren. Einzig die Tatsache, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, scheint eine greifbare Klammer zu sein.“ Das schreiben die Autoren Harry Gatterer und Thomas Huber vom Zukunftsinstitut in ihrer Studie „Work:design“. Weiterhin gehen sie davon aus, dass der aktuell stark diskutierte Begriff Work-Life-Balance verschwinden wird. Er betrachte nämlich Arbeit und Leben als getrennte Bereiche – und diese Trennlinie würden die Menschen „in Zukunft kaum noch spüren“.
Gatterer und seine Kollegen vom Zukunftsinstitut haben elf Typen der Arbeitswelt von morgen identifiziert.
1. Knowledge Workers sind „das pulsierende Herz der Wissensökonomie“. Sie tragen, verbreiten und vermehren Wissen und fungieren als Mittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Sie arbeiten in großen Unternehmen im Angestelltenstatus, als Selbständige oder als Gründer. Sie suchen kreativ-kognitive Herausforderungen und motivieren sich stärker über intrinsische Werte, weniger über Geld.
2. Corporate High Flyers sind die klassischen Karrieristen, die in großen Firmen aufsteigen und sich in ihrer ganzen Identität dem Unternehmen verschreiben. Typischerweise handelt es sich um Männer mit klassischem Lebens-/Arbeitsentwurf: leistungsbereit, statushungrig, aggressiv, machtorientiert. Damit sind sie allerdings auch typische Burnout-Kandidaten.
3. Intermediäre gelten als die „guten Seelen“ der Unternehmen – früher die Chefsekretärin. Ihr wesentliches Merkmal ist ihre kommunikative Kompetenz: Sie „halten den Laden zusammen“ und vermitteln zwischen Firmenspitze und Belegschaft. Wenn Intermediäre ihre Arbeit verweigern – das heißt in ihrem Fall: sie machen „Dienst nach Vorschrift“ – geht es mit dem Unternehmen bergab.
4. Kreative Downshifter fühlen sich als die gebrannten Kinder der heutigen Erwerbswelt – oft haben sie Burnout oder Boreout hinter sich. Daher legen sie großen Wert auf ihre privaten Lebenswelten. Nichtsdestoweniger sind kreative Downshifter engagiert und verlässlich, allerdings weichen sie anspruchsvollen und absorbierenden Herausforderungen gerne aus.
5. Loyale Störer. Als gemäßige Revoluzzer bilden loyale Störer in jedem Unternehmen das kreative Potenzial innerhalb des Firmenorganismus. Typischerweise handelt es sich um soziale Menschen mit kreativen, optimistischen Ambitionen, die interne Abläufe verbessern wollen. Sie bringen neue Ideen ein, ohne damit Karriere-Ansprüche zu verbinden.
6. Job Hopper finden es oft schwierig, Beruf und Privatleben zu synchronisieren. Sie können ihre Talente und Neigungen schwer priorisieren. Erfolg erzielen sie eher jenseits der Arbeitswelt, oft in intensiv gelebten Hobbys, die sich nur schwer mit den Zwängen des Jobs verbinden lassen. Daher sind sie permanent auf dem Absprung.
7. Working Middle. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Mitarbeiter verkörpern auch in Zukunft den Durchschnitt: Sie „erledigen“ ihren Job ordentlich, sind meistens fleißig, freundlich und meckern nur wenig. Sie wollen Sicherheit, leben meistens in traditionellen Rollenmodellen und gehen gern früh in Rente.
8. Passivisten fungieren als Befehlsempfänger, Dulder und Status-quo-Verteidiger. Sie haben keinerlei intrinsische Motivation zu kreativen Leistungen. Sie wollen gesagt bekommen, was sie zu tun haben.
9. Neue Spezialisten. Vor allem im technischen Sektor und in der Forschung, aber auch bei physischen „Hardcore“-Tätigkeiten wie der Arbeit auf Ölbohr-Plattformen entwickelt sich derzeit eine neue Fraktion von Hyperspezialisten. Typischerweise sind sie projektgebundene Arbeiter, die nach Auftragserfüllung gutes Geld kassieren und serienweise mit verschiedenen Auftraggebern arbeiten.
10. Prekaristen. Mit Volatilität in der Arbeitsgesellschaft wächst auch der Anteil derer, die vom Absturz bedroht sind oder am Rand stehen. Bei ihnen mangelt es nicht zwingend an Ausbildung und Qualifikation, sondern nicht selten an einer „Ego-Strategie“.
11. Digital Bohème. Diese Avantgarde der Netzwerkwirtschaft lebt und arbeitet in bewusst offenen Netzwerken. Angestelltenverhältnisse akzeptiert sie nur selten und allenfalls vorübergehend. Die Digital Bohème arbeitet projektorientiert und organisiert sich in losen Zusammenhängen oder Bürogemeinschaften.
* Der Artikel stammt von der deutschen Computerwoche.
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