Ihre Daten sind in Gefahr, denn digitale Inhalte sterben milliardenfach. Schuld sind die Datenträger-Hardware, Medien, Schnittstellen oder fehlende Software-Interpreter – am häufigsten aber Benutzerfehler. [...]
Verglichen mit Aufzeichnungen auf Papyrus, Pergament oder Papier sind moderne digitale Informationen extrem fehleranfällig und flüchtig. Anders als beim traditionellen Verschriftlichen und Drucken muss man bei der digitalen Aufzeichnung zu 100 Prozent davon ausgehen, dass die Daten nicht langfristig überleben, sofern ihr Überleben dem Zufall überlassen bleibt. Die Lesbarkeit elektronisch verarbeiteter Daten hängt von diversen technischen Komponenten ab: von der Integrität des Datenträgers (Medium), vom Funktionieren des Lesegeräts (Hardware), von der Anschlussmöglichkeit des Lesegerätes (Hardware-Schnittstelle), vom Software-Interpreter (Anwendungsprogramm) und von der System-Software (Betriebssystem). Letztlich kann allerdings nur aktive Pflege die Dateien bewahren. Lesen Sie hier einen Sensibilisierungsartikel, der die wichtigsten und nicht immer offensichtlichen Ursachen für digitales Datensterben anspricht.
BENUTZERFEHLER UND SCHÄDLINGE
Um digitale Daten in beliebiger Menge zu zerstören, genügt bekanntermaßen ein falscher Befehl oder ein versehentlicher Tastendruck bei einem unpassenden Dateiobjekt. Die Papierkorb-Rückversicherung aktueller Systeme hilft lediglich bei lokalen Datenträgern, ferner nur, wenn das Dateiobjekt in den Papierkorb passt, und darüber hinaus nur, wenn man den Fehler rechtzeitig bemerkt. Wenn nicht, werden die in den Papierkorb-Ordner verschobenen Daten bald endgültig gelöscht. Mit einer manuell vergrößerten Papierkorb-Kapazität erhöhen Sie die Sicherheit nur relativ.
Eine verbreitete Methode der Datenvernichtung sind voreilige Neuinstallationen, wenn das Betriebssystem nicht fehlerfrei läuft. Die Tatsache, dass ein System nicht mehr lädt, ist kein Anlass für eine Installation, die bekanntlich die Zielpartition oder Festplatte komplett überschreibt. Sofern kein Hardware-Defekt das Problem verursacht, kommen Sie mit dem Windows-Notfallsystem („Computer reparieren“) oder mit einem Linux-Live-System auf jeden Fall noch an die Benutzerdaten heran.
Moderne Viren und Trojaner verfolgen im Unterschied zu ihren historischen Vorgängern selten das Ziel der Datenvernichtung. Die Möglichkeit, das zu tun, besteht natürlich weiterhin.
Das am stärksten gefährdete System Windows bringt aber in den neueren Versionen 7 und 8 im Prinzip ausreichende Schutzmaßnahmen mit (Firewall, Defender, Smartscreen-Filter, Benutzerkontensteuerung und Auto-Update).
MEDIENDEFEKTE UND HALTBARKEITSDATEN
Größere Firmen speichern Daten via Streamer auf Magnetbänder mit langfristiger Haltbarkeit Ansonsten gibt es kaum Medien, die sich für eine Langzeitarchivierung eignen (mehr als zehn Jahre). Mit den Magnetbändern mithalten kann nur Iomegas Jaz-Nachfolger Rev mit etwa 30 Jahren Haltbarkeit. Der verbreitete Rest der Medien hält die Daten höchstens zehn Jahre sicher. Wie die nachfolgende Übersicht zeigt, besteht bei wichtigen Daten auf den meisten digitalen Medien Handlungsbedarf:
Disketten sollten theoretisch Daten fünf bis zehn Jahre sicher halten. Die Ausfälle beginnen jedoch bereits viel früher, nämlich nach zwei bis drei Jahren. Was alte Disketten anbelangt, so geht die Ausfallkurve stetig auf 100 Prozent.
Für optische Medien (CD, DVD, Blu-ray) sind nicht nur Kratzer, sondern auch Aufkleber sowie direkte Sonneneinstrahlung Gift. Selbstgebrannte CDs, DVDs und Blu-rays sollten zwar bei optimaler Lagerung (konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit, kein Lichteinfall) etwa 50 Jahre halten. In der Praxis erfüllen sie das nicht annähernd. Künstliche Alterungstests sowie Erfahrungswerte legen es nahe, optischen Medien selbst bei sachgemäßer Lagerung schon nach drei bis fünf Jahren zu misstrauen.
Iomegas Zipund Jaz-Disketten halten Iomega zufolge zehn Jahre – eine Herstellerangabe, die ausnahmsweise realistisch ist. Die bereits genannten Iomega-Rev-Medien bringen es dagegen auf geschätzte 30 Jahre.
USB-Sticks und Flash-Speicher-Medien allgemein haben den großen Vorteil, dass sie sehr robust gegenüber physikalischen Einflüssen sind (Aufprall, Transport). Ein Problem ist aber die begrenzte Zugriffshäufigkeit: Die Lebensdauer sinkt bei intensiver Nutzung, und abhängig davon sind zwei bis zehn Jahre zu veranschlagen. Mechanische Festplatten zeigen bei der Ausfallstatistik eine Kurve, die einer Badewannenform ähnelt: Zu Beginn ist die Ausfallquote recht hoch, in der mittleren Phase sinkt sie für etwa fünf Jahre deutlich ab, um danach wieder kontinuierlich anzusteigen. Wenn eine Festplatte also das erste Betriebsjahr überlebt („Säuglingssterblichkeit“), läuft sie wahrscheinlich auch die nächsten Jahre zuverlässig. Erst dann beginnt die kontinuierlich steigende „Alterssterblichkeit“. Bei Festplatten spielt jedoch die Nutzung eine erhebliche Rolle: Eine reine Datenfestplatte hat selbst bei intensiver Nutzung kaum ein Zehntel dessen zu leisten, was das Betriebssystem auf seiner Partition fordert. Daher ist eine physikalisch unabhängige Datenplatte immer von Vorteil.
Be the first to comment