FAQ Big Data: Hadoop – der kleine Elefant für die großen Daten

Big Data in den Griff zu bekommen dürfte in den kommenden Jahren eine der Kernaufgaben der IT sein. Mittlerweile bieten große und kleine Anbieter viele verschiedene Werkzeuge dafür an. Zentraler Bestandteil ist oft Hadoop. [...]

Hadoop ist ein in Java programmiertes Software-Framework, mit dessen Hilfe Anwender rechenintensive Prozesse mit großen Datenmengen auf Server-Clustern abarbeiten können. Applikationen können mit Hilfe von Hadoop komplexe Computing-Aufgaben auf tausende von Rechnerknoten verteilen und Datenvolumina im Petabyte-Bereich verarbeiten, so das Versprechen der Entwickler.
Wer hat Hadoop erfunden?
Angestoßen wurde das Hadoop-Projekt von Doug Cutting. Als Google Ende 2004 Informationen über seinen MapReduce-Algorithmus veröffentlichte, mit dessen Hilfe sich komplexe Computing-Aufgaben relativ einfach zerlegen und innerhalb von Server-Clustern parallelisieren lassen, erkannte der Entwickler und Suchmaschinen-Spezialist die Bedeutung dieser Entwicklung und startete Hadoop. Cutting, der zuvor unter anderem bei Excite, Apple und in den renommierten Labors von Xerox Parc an Suchtechniken gearbeitet hatte, war zu dieser Zeit bei Yahoo beschäftigt. Bei dem Internet-Pionier trieb er im Folgenden die Hadoop-Entwicklung weiter voran und kümmerte sich auch um die Implementierung der neuen Technik in die Yahoo-Systeme. Heute ist Cutting bei Cloudera beschäftigt. Der Softwareanbieter offeriert eine auf Hadoop basierende Daten-Management-Plattform. Außerdem fungiert der Entwickler seit September 2010 als Chairman der Apache Software Foundation (ASF), unter deren Dach derzeit die weitere Hadoop-Entwicklung gesteuert wird. Namensgeber für Hadoop war übrigens der Spielzeugelefant von Cuttings Sohn. Daher auch das Logo mit dem gelben Elefanten.
Wer entwickelt Hadoop?
Die Basis für Hadoop bildeten Entwicklungen bei großen Internet-Konzernen wie Yahoo und Google. Diese Unternehmen standen von Beginn an vor der Herausforderung, große Datenmengen zügig bearbeiten zu müssen – eine Anforderung, mit der sich heute mehr und mehr Unternehmen konfrontiert sehen. Google beispielsweise hat schon vor beinahe zehn Jahren sein Google File System (GFS) und den Map-Reduce-Algorithmus entwickelt. Beide Komponenten bilden das Herzstück der internen IT des Suchmaschinenanbieters. Die eigenen Implementierungen haben die Google-Verantwortlichen der Community daher zwar nicht zur Verfügung gestellt, jedoch in den Jahren 2003 und 2004 technische Details ihrer Entwicklungen veröffentlicht. Entwickler haben dies aufgegriffen und wie beispielsweise Cutting mit Hadoop eigene Projekte gestartet. Seit Januar 2008 ist Hadoop ein Top-Level-Projekt der Apache Software Foundation (ASF). Ende 2011 hat das Software-Framework den Release-Status 1.0.0 erreicht.
Woraus besteht Hadoop?
Rund um das Hadoop-Framework gibt es eine Reihe verschiedener Projekte, die unter dem Dach der Apache Software Foundation vorangetrieben werden. Hadoop selbst setzt sich aus folgenden drei Komponenten zusammen:
1. „Hadoop Common“ bietet ein Toolset aus Grundfunktionen, das alle anderen Bausteine benötigen. Über eine Schnittstelle werden beispielsweise die Zugriffe auf die darunterliegenden File-Systeme gesteuert. Das Paket enthält auch die notwendigen Java-Archiv-(JAR-)Files und -Scripts, um Hadoop starten zu können. Ferner bietet Hadoop Common eine Schnittstelle für die Remote-Procedure-Call-(RPC-)Kommunikation innerhalb des Clusters sowie Bibliotheken für die Serialisierung von Daten. Außerdem finden Anwender hier den Sourcecode, die Dokumentation sowie Informationen, welche weiteren Unterprojekte für Hadoop verfügbar sind.
2. „Das „Hadoop Distributed File System“ (HDFS) stellt ein hochverfügbares und leistungsfähiges Dateisystem dar, mit dessen Hilfe Anwender große Datenmengen speichern können sollen. Das System unterstützt nach Angaben der Entwickler Systeme mit mehreren 100 Millionen Dateien.
3. Hadoop enthält darüber hinaus eine Implementierung des von Google entwickelten MapReduce-Algorithmus. MapReduce bildet im Rahmen von Hadoop eine Art Software-Unter-Framework beziehungsweise Engine, die verschiedene Funktionen bereitstellt. Grundidee von Map-Reduce ist, Rechenaufgaben in kleine Teile zu zerlegen, auf eine Vielzahl von Rechnern zu verteilen (Map), dort extrem parallelisiert abzuarbeiten und die Ergebnisse wieder zusammenzuführen (Reduce).
Wie funktioniert Hadoop?
Folgende zwei technischen Grundprinzipien bestimmen die grundlegende Funktionsweise von Hadoop:

  • HDFS verteilt als Cluster-Datei-System die Daten auf verschiedene Systeme in einem Rechnerverbund.
  • Mit MapReduce werden die Daten an ihrem Ablageort verarbeitet (Prinzip: Data Locality). Das beschleunigt die Rechenarbeit und verringert den Netzdurchsatz. Dafür teilt der Algorithmus die Datenverarbeitung in kleine Portionen auf und wickelt diese parallel ab.

Ein Hadoop-Cluster funktioniert nach dem Master-Slave-Prinzip. Die Rolle des Masters übernimmt der „NameNode“. Dieser Knoten verwaltet sämtliche Metadaten zu File- System, Verzeichnisstrukturen und Dateien. Die Daten werden auf den „DataNodes“ abgelegt, die die Rolle der Slaves übernehmen. Um Datenverlusten vorzubeugen, setzt Hadoop auf Replikation der Dateien. Das System zerlegt dabei die Dateien in einzelne Datenblöcke in einer bestimmten Größe. Der NameNode (Master) sorgt dafür, dass diese Blöcke verteilt werden und dass jeder Block mehrfach repliziert vorliegt. Fällt ein Knoten aus, ist die dort abgelegte Information nicht verloren. Der NameNode weiß, in welche Blöcke die einzelnen Dateien zerlegt sind und wo diese Blöcke noch abgelegt sind.
In der Standardkonfiguration legt HDFS jeden Datenblock drei Mal innerhalb des Clusters ab. Damit sich der Status des Gesamtsystems laufend überwachen lässt, schickt jeder DataNode in festgelegten Zeitabständen ein Lebenszeichen (Heartbeat) an den zentralen NameNode. Meldet sich ein Slave über längere Zeit nicht, wird er für „tot“ erklärt, und der Master sorgt mit Hilfe der auf den anderen Knoten abgelegten Datenblockkopien dafür, dass wieder eine ausreichend sichere Zahl an Kopien der betroffenen Datenblöcke vorliegt. Um dem Ausfall des NameNode, der prinzipiell einen Single Point of Failure darstellt, vorzubeugen, wird diesem ein „SecondaryNameNode“ zur Seite gestellt. Letzterer zeichnet alle Veränderungen der Metadaten auf. Mit Hilfe dieses LogFiles lässt sich ein NameNode jederzeit wiederherstellen.
Die Datenverarbeitung funktioniert auf Basis der MapReduce-Engine in Hadoop. Google hat diesen Algorithmus speziell für eine hoch parallelisierte Datenverarbeitung in einem Cluster ausgelegt. Dabei wird die zu verarbeitende Datei auf mehrere Map-Prozesse verteilt. In der Map-Phase berechnen Map-Prozesse parallel die Zwischenergebnisse. Danach folgt die Reduce-Phase, während der Reduce-Prozesse diese Zwischenergebnisse einsammeln und daraus eine Ergebnisdatei ermitteln.
In Hadoop haben die Entwickler dieses Modell übernommen. Wie die Datenhaltung arbeitet auch die Datenverarbeitung nach einem Master-Slave-Prinzip. Rechenaufgaben werden in Hadoop als Job bezeichnet. Ein „JobTracker“ fungiert dabei als Master. Dieser verteilt und verwaltet die Jobs im Cluster. Die eigentliche Jobabwicklung übernehmen die „TaskTracker“ auf den Slave-Systemen. Auf jedem Cluster-Knoten ist eine solche TaskTracker-Instanz installiert. In der Regel arbeiten auf einem Hadoop-Knoten paarweise immer ein DataNode sowie ein TaskTracker.
Welche Systemvoraussetzungen benötigt Hadoop?
Hadoop-Cluster lassen sich, wie es auch die Spezifikationen des Google File System (GFS) vorsehen, mit Hilfe von Standardrechnern aufbauen. Da in einem solchen Rechnerverbund von Hardwareausfällen auszugehen ist, muss das Dateisystem auf Fehlertoleranz ausgelegt sein. Das funktioniert bei Hadoop wie oben beschrieben durch Replikation der Daten. Wie die Cluster-Hardware zu dimensionieren ist, hängt von der Komplexität der Rechenaufgaben sowie den zu verarbeitenden Datenmengen ab. Grundsätzlich gilt jedoch, dass der Master-Knoten in Bezug auf die Größe des Arbeitsspeichers und die Prozessorleistung stärker dimensioniert werden muss als die Slave-Systeme.
Für große Cluster bietet sich ein 64-Bit-System auf dem NameNode an, um mehr Arbeitsspeicher adressieren zu können. Das ist notwendig, um umfangreiche Datenstrukturen im Hauptspeicher vorzuhalten. Als Betriebssystem  für die Knoten eines Hadoop-Clusters empfehlen Entwickler Linux. Darüber hinaus eignen sich auch verschiedene Unix-Derivate wie beispielsweise Solaris. Für den Hadoop-Betrieb ist außerdem ein Java Developer Kit (JDK) ab Version 1.6 erforderlich. Entwickler raten den Nutzern, die offizielle Java-Distribution von Oracle/Sun zu nutzen.
Wer nutzt Hadoop?
Viele große Internet-Companies, die zum Teil auch an der Entwicklung des Software-Frameworks beteiligt waren, setzen Hadoop bereits ein, auch als Basis ihrer geschäftskritischen Systeme. Facebook nutzt das Hadoop-System zum Beispiel als Warehouse für Web-Analysen, als Speicher für die verteilte Datenbank sowie als Backup für die SQL-Datenbank. 2010 lagerten bereits über 20 Petabyte Daten im Hadoop-Cluster. Ein Jahr später waren es schon 30 Petabyte. Yahoo, das maßgeblich an der Entwicklung von Hadoop beteiligt war und auch viel eigenen Code an die Apache-Foundation weitergereicht hat, begann 2008 mit einem 10.000 Rechenkerne umfassenden Cluster. Eigenen Angaben zufolge ließ sich damit der Aufbau der „Webmap“, eines Yahoo-internen Index aller bekannten Web-Seiten inklusive der damit verbundenen Metadaten, um den Faktor 33 beschleunigen. Ebay hat die Zahl seiner Server im Hadoop-Cluster innerhalb eines Jahres verfünffacht und betreibt derzeit über 2500 Rechenknoten in diesem System. Der Betrieb von Ebay hänge inzwischen auch von Hadoop ab, geben die Verantwortlichen des Online-Auktionshauses unumwunden zu.
Welche Lizenz für Hadoop?
Hadoop ist eine freie Software, die unter der seit Anfang 2004 gültigen Apache License 2.0 steht und von den Web-Seiten der Apache Software Foundation heruntergeladen werden kann. Die Lizenz besagt, dass Anwender die Software frei verwenden, modifizieren und verteilen dürfen. Wenn man die Software und eigene Ergänzungen weiter- verteilt, muss allerdings kenntlich sein, welche Software unter der Apache-Lizenz verwendet wurde. Änderungen des Quellcodes müssen nicht an den Lizenzgeber zurückgeschickt werden. Zudem ist erlaubt, unter der Apache-Lizenz verfügbare Software in eigenen Softwareprodukten zu verwenden. Diese eigenen Produkte müssen nicht unter einer Apache-Lizenz verfügbar sein.
Welche Hadoop-Produkte gibt es?
Hadoop kann man nicht kaufen. Vielmehr nutzen verschiedene Software- und Serviceanbieter das Framework im Rahmen ihrer eigenen Produkte und Dienstleis-tungen, darunter etliche namhafte IT-Hersteller.
Amazon.com bietet beispielsweise in seiner Elastic Compute Cloud  (EC2) mit „Elastic MapReduce“einen Hadoop-Cluster zur Miete aus der Cloud an. Der Online-Händler kombiniert seine Cloud-Offerte außerdem mit dem eigenen Speicherdienst Simple Storage Service (S3).
IBM hat die eigene Software „InfoSphere BigInsights“, die in erster Linie für die Analyse unstrukturierter Daten ausgelegt ist, um Hadoop-Technik erweitert. Außerdem soll sich die Software auch als Cloud-Dienst nutzen lassen. Die IBM-Verantwortlichen haben bereits weitere Software und Softwaredienste rund um Hadoop angekündigt.
Oracle hat im Herbst vergangenen Jahres eine Big Data Appliance vorgestellt. Neben einer NoSQL-Datenbank und Linux als Betriebssystem  soll in dem speziell auf die Verarbeitung großer Datenmengen ausgelegten System auch Hadoop zum Einsatz kommen.
Storage-Spezialist EMC, der seit einigen Jahren auch verstärkt Software entwickelt, unterstützt in seinen Isilon-NAS-Systemen seit Anfang des Jahres auch das Hadoop-Filesystem. Mit „Greenplum HD“ bietet EMC darüber hinaus eine eigene Hadoop-Implementierung an, die sich aus dem kompletten Stack inklusive HDFS und Map-Reduce sowie diverser weiterer Apache-Projekte zusammensetzt.
Microsoft will künftig den Hadoop-Einsatz für seine Cloud-Plattform Azure sowie den eigenen Windows Server unterstützen. In seinem Technet stellt der weltgrößte Softwarekonzern einschlägige Informationen für Entwickler bereit. Außerdem wollen die Microsoft-Verantwortlichen in Sachen Hadoop mit der Firma Hortonworks kooperieren. In diese Ausgründung hat Yahoo Mitte vergangenen Jahres seine Hadoop-Entwicklung ausgelagert. Darüber hinaus soll es Hadoop-Konnektoren für Microsofts SQL-Datenbank und das Data Warehouse geben.
Neben den großen Anbietern existiert eine Reihe kleinerer Firmen, die sich auf Produkte und Services rund um Hadoop spezialisiert haben. Darunter findet sich beispielsweise Cloudera, wo Hadoop-Erfinder Cutting mittlerweile seine Brötchen verdient. Cloudera entwickelt neben einer eigenen Hadoop-Distribution Zusatzprodukte wie einen Desktop als Graphical User Interface (GUI), das die Administration von Hadoop-Clustern einfacher und komfortabler machen soll.
* Der Autor ist Redakteur der deutschen Computerwoche.


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