Fremd- vs. Original-Tinte: Sparpotenzial oder Beschädigungsrisiko?

Die deutsche Stiftung Warentest hat enorme Einsparungsmöglichkeiten beim Einsatz von Fremdtinte in Druckern festgestellt. Je nach Hersteller und Modell sollen mit nachgebauten Druckerpatronen bis zu 90 Prozent der Kosten eingespart werden können. Die Drucker-Hersteller, wegen den hohen Preisen ihrer Original-Tinte oft kritisiert, warnen jedoch vor den "Spätfolgen" von Fremdprodukten und führen starke Argumente gegen die "Nachbaupatronen" ins Feld. [...]

INTERVIEWS MIT DEN HERSTELLERN
Im folgenden nun die vollständigen Antworten der Hersteller auf die von Computerwelt.at gestellten Fragen zu nachgebauten Druckerpatronen, Fremdtinte, MPS und Druckqualität:

Michaela Novak-Chaid, HP

Sollten Kunden immer Originaltinte und Patronen verwenden bzw. gibt es nachweislich potenzielle Probleme bei Druckqualität oder Geräteverschleiß?
Es gibt viele Drittanbieter, die für HP-Drucker Tinten- und Laserpatronen anbieten. Jedoch meint HP, dass die Kunden das beste Preis/Leistungsverhältnis sowie Druckqualität und Zuverlässigkeit erhalten, wenn sie HP Original Patronen verwenden.  Original HP Tintenpatronen und Toner bilden mit den  Inkjet-und LaserJet-Drucker ein integriertes und abgestimmtes System, das die Bedürfnisse der Kunden an Leistung, Qualität und Zuverlässigkeit am besten gerecht wird. In der Tat kann die Druckqualität und Zuverlässigkeit bei der Verwendung von wiederaufbereiteten oder wieder befüllten Patronen leiden. QualityLogic hat in Europa eine Studie durchgeführt, in der das unabhängige Institut zum Ergebnis kommt, dass Original HP Patronen gegenüber nachgefüllten Tintenpatronen in Ergiebigkeit und Zuverlässigkeit  übertreffen.
Wenn Kunden Original HP Tintendruckpatronen kaufen, können sie sicher sein, dass sie eine neue Kartusche mit garantiert reiner HP Tinte erhalten. Diese liefern konsistente Zuverlässigkeit für brillante, dauerhafte und hochwertige Ausdrucke im Gegensatz zu wieder befüllten oder Second-Hand- Kartuschen, die bereits verwendet, wieder aufgefüllt und neu verpackt wurden.

Warum sind die Druckkosten bei der Verwendung von Fremdtinte so viel niedriger?
Verbraucher beurteilen die Druckkosten häufig nur nach einem einzigen Faktor wie der Verkaufsstelle (Point-of-Purchase ;POP) oder Anschaffungspreis der Tintenpatrone oder des Drucker, die Kosten pro Seite  oder anhand der Milliliter Tinte, die in der Patrone enthalten sind. Die Konzentration auf einen einzelnen Faktor ist keine exakte Methode, um die Druckkosten über den Zeitverlauf zu messen. Sie geben dem Verbraucher nur ein Gefühl, was er vermeintlich für das Drucken auf lange Sicht zahlen müsste. Zum Beispiel sollten Kunden wissen, dass das Volumen der Tinte in einer Patrone – vor oder nach der Anwendung – nicht direkt mit der Anzahl der gedruckten Seiten einhergeht. Volumen oder Milliliter Tinte sind kein sinnvoller Maßstab für die Kosten oder für den Mehrwert für den Verbraucher.
Für den Kunden sollte die Ergiebigkeit entscheidend sein, nicht die Füllmenge der Tintenpatrone. HP ist der einzige Hersteller, der auf der Verpackung der Patronen/Kartuschen anzeigt, wie viele Seiten gedruckt werden können. Zudem können Kunden unter www.hp.com/go/pageyield nachsehen, wie viele Seiten nach dem ISO-Testverfahren (ISO/IEC 24711) gedruckt werden können – was ein allgemeingültiger und anerkannter Industriestandard ist. Die Daten liegen für alle HP Deskjet, Officejet und Photosmart-Tintenstrahldrucker und Multifunktionsprodukte vor, die  seit Juli 2005 verkauft wurden. Ebenso stellt HP den Kunden ausführliche Artikel zur Erläuterung der ISO –Testverfahren zur Verfügung.
Zwar behaupten Wiederbefüller, dass ihre Patronen genauso zuverlässig sind wie die von HP hergestellten. Jedoch zeigt die von Quality Logic im Januar 2010 durchgeführte Studie, dass mehr als 15 Prozent der getesteten wieder befüllten Patronen ausliefen, streifig ausdruckten oder überhaupt nicht funktionieren, obwohl sie frisch aus der Verpackung kamen. Im Durchschnitt druckten die HP Tintenpatronen bis zu 34,7 Prozent mehr Seiten als die getesteten wieder befüllten.
Unserer Meinung nach gibt es zwei wesentliche Kriterien für die Kaufentscheidung, auf die der Kunde achten sollte: Ergiebigkeit der Patronen und die damit verbundenen Seitenkosten.  Weitere Kriterien neben den reinen Anschaffungskosten für den Drucker sind Qualität, Zuverlässigkeit, Effizienz und Produktivität, die ein Verbraucher beleuchten sollte.  Wenn alle Faktoren in die Kaufentscheidung einfließen, spricht man von Total Cost of Ownership (TCO). Es ist eine genauere Bestimmungsmethode, was der Druck einer Seite den Kunden letztlich kostet.
Bevor der Kunde einen Drucker kauft, sollte er für sich folgende Fragen geklärt haben:

  • Wie lange werde ich voraussichtlich den Drucker nutzen
  • Was genau werde ich drucken – Texte, Grafiken, Fotos oder Webseiten
  • Wie viel werde ich drucken bzw. wie sieht mein durchschnittliches Druckvolumen aus
  • Welche Ausgabequalität ist gewünscht
  • Welches Papier wird am häufigsten verwendet
  • In welcher Geschwindigkeit sollten die Ausdrucke vorliegen
  • Wie benutzerfreundlich sollte der Drucker sein

Jeder Verbraucher setzt verschiedene Schwerpunkte in seiner Total-Cost-of Ownership-Betrachtung. Deshalb bietet HP eine breite Palette von Drucker an, die die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden abdeckt sowie deren Ansprüche an Qualität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit zu wettbewerbsfähigen Preisen gerecht wird.

Ist durch Programme und Services wie MPS die Verwendung von Fremdtinte oder Tonern zurückgegangen bzw. weniger attraktiv für Kunden?
HP Managed Print Services (MPS) und Partner MPS sind umfassende Lösungsangebote, die HP mit einer eingehenden Analyse und Beratung den Endkunden anbietet. Mit der langjährigen globalen Expertise  bietet HP allen Kundensegmenten skalierbare Druck- und Imaging-Lösungen.
Management- und Support-Services ermöglichen laufenden Return on Investment (ROI) durch Flottenverfügbarkeit und -Optimierung, preisgekrönten Support und Zubehörverwaltung. Durch einen Ansprechpartner bieten wir dem Kunden eine einzige Anlaufstelle für alle Belange des Lieferservices. Er verantwortet den Prozess und gibt Einblick in Nutzungstrends, Kapazitätsauslastung und die Ausgaben für die laufende Planung und Management.

Johannes Bischof, Konica-Minolta

Sollten Kunden immer Originaltinte/Toner und Patronen verwenden bzw. gibt es nachweislich potenzielle Probleme bei Druckqualität oder Geräteverschleiß?
Moderne Multifunktionsdrucker sind hochtechnische Geräte, die erst durch das optimale Zusammenspiel aller Komponenten maximale Qualität und längst mögliche Lebensdauer garantieren. Wer daher Wert auf höchste Druckqualität während der gesamten Laufzeit legt, wird sicher zu Originaltoner des Herstellers greifen.

Warum sind die Druckkosten bei der Verwendung von Fremdtinte oder Tonern so viel niedriger?
Die Tonerkosten nur ein relativ kleiner Teil der Gesamtkosten beim Drucken (TCOP). Hier schlagen viel eher Aufwendungen für Installation, Administration, Service und Wartung zu Buche. Bis zu 30 Prozent dieser Gesamtaufwendungen können mit Konzepten wie Optimized Print Services eingespart werden. Weitere echte Einsparmöglichkeiten im Dokumenten-Handling bieten wir unseren Kunden zum Beispiel durch die Implementierung von Enterprise Content Management Systemen (ECM).

Ist durch Programme und Services wie MPS die Verwendung von Fremdtinte oder Tonern zurückgegangen bzw. weniger attraktiv für Kunden?
Mehr als 97 Prozent aller Kunden von Konica Minolta nützen Klick-Lösungen als einfache Möglichkeit, den Toner und Service pauschal oder pro Ausdruck zu bezahlen. Der Einsatz von Fremdtoner ist bei solchen Verträgen sinnlos, da der Kunde im Rahmen des Vertrages das Verbrauchsmaterial geliefert bekommt. Auch in MPS-Verträgen kommen in aller Regel Originaltoner zum Einsatz.


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Alexander Graf ist Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH. (c) Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH
Interview

Absicherung kritischer Infrastrukturen

NIS2 steht vor der Tür – höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen auch im Bereich der Operational Technology (OT) zu ergreifen. »Wenn man OT SIEM richtig nutzt, sichert es kritische Infrastrukturen verlässlich ab«, sagt Alexander Graf, Experte für OT-Security (COSP) und Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH, im ITWelt.at-Interview. […]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Interview

Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*