Viele Monitoring-Landschaften gleichen eher einem Wildwuchs statt einem geordneten System. Aufwändige Administration hat das Thema weit nach unten auf der Agenda rutschen lassen. Unter dem Stichwort Umbrella-Monitoring nimmt es jedoch aktuell wieder an Fahrt auf. [...]
Um Störungen sofort zu erkennen und die Ursachen beheben zu können, setzen Unternehmen auf Monitoring-Lösungen, welche den Betrieb und die Leistungsfähigkeit der Systeme überwachen. Im Laufe von Unternehmenswachstum, veränderten Prozessen und vor allem neuen technischen Möglichkeiten in der IT haben sich die zu überwachenden IT-Landschaften jedoch zu komplexen Gebilden entwickelt. Mit dem Resultat: Viele Monitoring-Landschaften gleichen eher einem Wildwuchs statt einem geordneten System. Ihre Administration ist so aufwändig geworden, dass das Thema Monitoring auf der Agenda der IT-Verantwortlichen lange Zeit weit nach hinten gerutscht war. Unter dem Stichwort Umbrella-Monitoring nimmt das Thema jedoch aktuell wieder an Fahrt auf. Es ist ein wichtiges Schlagwort, mit dem sich IT-Beauftragte in Unternehmen aktuell beschäftigen.
Während sich die IT-Abteilungen in Unternehmen in den letzten Jahren mit den Trends wie Virtualisierung, Cloud Computing oder Service-Orientierten Architekturen beschäftigt haben, ist das Monitoring vielfach in den Hintergrund geraten. Zwar haben viele Unternehmen für einzelne Komponenten wie Software, Hardware oder Infrastruktur spezielle Monitoring-Lösungen im Einsatz. Diese decken jedoch nur eine punktuelle Überwachung ab und sind in ihrer Gesamtheit schwer zu administrieren. Denn sie entsprechen Software-seitig einer Vielzahl inkompatibler Protokolle, Netzwerk-seitig einer isolierten und daher unproduktiven Datenhaltung. Für die einzelnen Teilbereiche mögen die Monitoring-Lösungen und Reports vielleicht ausreichen, für den IT-Leiter, der sich einen Gesamtüberblick verschaffen muss, stellen sie jedoch eine große – vor allem zeitliche – Herausforderung dar. Es ist für ihn fast unmöglich, die Ergebnisse zu konsolidieren. Er muss also Informationseinbußen und damit ein grundsätzliches Risiko in Kauf nehmen. Besonders schwierig ist es bei dezentral organisierten IT-Landschaften an unterschiedlichen Standorten mit verschiedenen Zeitzonen etc. Hier fehlt noch mehr der Gesamtüberblick über Netzwerkausfälle, Störungen, Unterbrechungen der Verbindung, Einbußen in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Systeme und vielem mehr. In letzter Konsequenz kann ein vernachlässigtes oder nur punktuell mögliches Monitoring negative Auswirkungen auf Umsatz und Image haben oder sogar rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, z.B. wenn Systeme für Kunden nicht mehr ansprechbar sind und Service Level Agreements nicht eingehalten werden können. Betroffen sind alle Branchen, bei denen das Funktionieren der Systeme geschäftskritisch ist – z.B. in der Produktion oder der Logistik.
GANZHEITLICHE KONZEPTE
Für betroffene Unternehmen ist es daher notwendig, ihre gesamte IT zentral überwachen zu können, d.h. sowohl Software, Hardware als auch die Infrastruktur. Und hier kommt das Umbrella-Monitoring ins Spiel. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um einen ganzheitlichen Ansatz für ein übergeordnetes Monitoring-System. Das heißt, die über die Jahre angewachsenen Monitoring-Insellösungen durch eine übergeordnete, einheitliche und umfassende zu ersetzen und dem Wildwuchs an hoch spezialisierten Monitoring-Instrumenten ein Ende zu bereiten. Es gilt dabei, den Tool-Park auszudünnen und Monitoring-Ergebnisse zu konsolidieren. Möglich ist dies mit einer Monitoring-Komplettlösung. Eine solche dient allerdings nicht dazu, die heterogenen Daten und Befunde der spezialisierten Tools im Nachhinein zu bündeln, sondern sie basiert per se auf einer zentralisierten und übergreifenden Datenhaltung. Sie ist die Basis für ein fachbereichsübergreifendes Interventionsmanagement mit kurzen Krisenreaktionszeiten.
Ein Beispiel soll die Vorteile eines Umbrella-Monitorings verdeutlichen: Viele Rechenzentren haben in der Vergangenheit ihre Server virtualisiert. Das brachte positive Auswirkungen auf die Energie- und Kühlkosten, aber auch auf die Kapazität und Leistungsfähigkeit des Rechenzentrums. Es beinhaltet aber auch einen gravierenden Nachteil: Wenn nun ein virtueller Server abstürzt oder dessen Netzwerkverbindung langsamer wird oder abbricht, hat dies Auswirkungen auf sämtliche Programme des Servers. Eine Monitoring-Landschaft mit vielen vereinzelten Tools würde diese Auswirkungen und ihre Zusammenhänge nicht erfassen können und nur einzelne Reports an unterschiedliche Stellen und Zuständige melden. Daraus resultiert ein Informations-Missmanagement, das zur Folge haben kann, dass der Schweregrad einer Störung falsch bewertet und nicht schnell genug reagiert wird. Mit einer Monitoring-Umbrella-Lösung würde das nicht passieren. Denn sie liefert wichtige übergreifende Informationen für Planung, Prüfung und Überwachung der gesamten virtuellen Umgebung an eine zentrale Stelle und vor allem: in einer zentralen Oberfläche. Dort laufen alle Reports zusammen, und der IT-Leiter sieht auf den ersten Blick, wo überall es hakt. Das lästige Zusammentragen von unterschiedlichen Reports entfällt komplett. Somit macht eine Umbrella-Lösung auf Probleme aufmerksam, bevor diese zu Notfällen werden.
TIPPS ZUR EINFÜHRUNG
Bei der Einführung einer Umbrella-Lösung ist es wichtig, alle IT-Fach- sowie Betriebsabteilungen in den Auswahlprozess einzubeziehen. Oftmals ergibt sich aus Gesprächen mit den einzelnen Abteilungen, bei denen die typischen Ausfallszenarien erfragt werden, das Gesamt-Anforderungsprofil an die Monitoring-Lösung. Dienstleister wie die Consol Austria Software GmbH, deren Spezialgebiet u.a. das Monitoring ist, erleben dabei immer wieder, dass die sich im Einsatz befindenden Herstellerlösungen bestimmte Wünsche der Abteilungen nicht erfüllen können. In einem solchen Fall empfiehlt Consol Open Source-Lösungen, bei denen man Erweiterungen einfach selbst programmieren kann. Mit der Einführung eines Open-Source-basierten Monitorings auf Basis von OMD (Open Monitoring Distribution) und Nagios beispielsweise können heute alle Probleme z.B. auf einem Wandschirm sichtbar gemacht werden. Oftmals sogar schon lange, bevor die Fachabteilungen die Störungen ihrer Systeme bemerken. Für den Fall, dass sich manche Administratoren nur ungern von ihren gewohnten Tools trennen, lässt sich das Umbrella-Monitoring-System auch nur zum Versand von Alarmen nutzen, das eigentliche Monitoring bleibt dann dem Altsystem überlassen.
* Gerhard Lausser ist Leiter der Business Unit Monitoring bei Consol.
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