Heimische Anbieter verschlafen E-Commerce-Boom

Österreichische Online-Shops spielen auf dem E-Commerce-Markt nur die zweite Geige. Nur zwei der Top 15 kommen aus Österreich. [...]

Der größte Anteil am E-Commerce-Kuchen wird im Ausland umgesetzt. Der Markt boomt aber auch hierzulande, im Vergleich zu 2012 verzeichnete E-Commerce 2013 einen Zuwachs von satten 19 Prozent. Während der heimische Handel viel zu spät versucht, dem Versäumnis entgegenzuwirken, steht mit M-Commerce schon der nächste Einkaufstrend ante portas.

Immer mehr Nutzer wollen Leer- und Fahrtzeiten nutzen, um Bestellungen vorzunehmen oder einzukaufen. „Für M-Commerce sind die wenigsten Online-Shop-Betreiber gerüstet“, weiß Robert Hadzetovic, Österreich-Geschäftsführer des Online-Bezahldienstes Klarna, der sich auf rechnungs­basierte Zahlungslösungen im Internet spezialisiert hat. Die meisten Websites funktionieren Hadzetovic zufolge auf mobilen Endgeräten gar nicht oder werden schlecht angezeigt. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass von 100 mobilen Kaufinteressierten, die sich bis zum Checkout eines Shops durchklicken, nur 16 den Kauf abschließen. Das ist eine Kaufabbruchrate von 84 Prozent. Den Online-Shop-Betreibern entgeht nicht nur enorm viel Umsatz, sondern oft auch der Kunde selbst,“ rechnet Hadzetovic vor.

FÜNF TIPPS FÜR ANBIETER
Um den Rückstand beim Shopping im Netz nicht noch größer werden zu lassen, hat der heimische E-Commerce-Spezialist mStage einige Tipps für Anbieter gesammelt. Auf Basis der Erfahrungen mit mehreren Dutzend Online-Shop-Projekten hat das Unternehmen seine Empfehlungen zu einem 5-Punkte-Plan verdichtet. „Wenn sich ein österreichisches Unternehmen auf seine Vorteile besinnt, die es als heimisches Unternehmen heimischen Kunden gegenüber hat, und sie online konsequent umsetzt, dann bedeutet das signifikant mehr Umsatz und Gewinn im Online-Shop“, sagt Richard König, Co-Gründer von mStage.

1. Online-Patriotismus: International tätige Onlinehändler sehen sich verstärkter Kritik ausgesetzt. Schlechte Arbeitsbedingungen in der Logistik, CO2-Emissionen durch internationalen Paketversand oder die Versteuerung in Steuerparadiesen sind nur einige Kritikpunkte. Online-Käufer lassen sich von Diskussionen um ethische Fragestellungen zunehmend beeindrucken und suchen nach Alternativen. Eine Chance für kleinere, lokal verankerte Internetshops.

2. Markt: Als österreichischer Shop sollte man das Liefergebiet von Beginn an auf Deutschland ausweiten. Der zusätzliche Aufwand sei dank ähnlicher Kultur und gleicher Sprache äußerst überschaubar, der Markt jedoch zehnmal größer als der österreichische.

3. Suchmaschinen-Marketing: Suchmaschinen-Marketing ist ein wichtiger Werbekanal für Online-Shops. Da Google lokale Komponenten vergleichsweise stark gewichtet, haben österreichische Shops hier Vorteile gegenüber Anbietern aus anderen Ländern. Wichtig dabei seien laut mStage eine fundierte Mitbewerbs- und Keywordanalyse sowie eine rasche und konsequente Umsetzung der Marketingmaßnahmen.

4. Vertrauen: Lokalkolorit zählt bei österreichischen Kunden. Trust-Elemente mit Österreich-Bezug (zum ­Beispiel eLabel) eignen sich zum Be­tonen der lokalen Beziehung ebenso wie eine dezente Österreich-Flagge im Online-Werbebanner.

5. Online-Marketing: Ein erfolgreicher Online-Shop verlangt nach aktivem Marketing. Die Basis bilden Inbound-Maßnahmen, also Werbung, die den User, der im Internet auf der Suche nach einem bestimmten Produkt ist, erreicht. Essenziell ist darüber hinaus die Strategie für das Outbound­Marketing, also die bedarfserweckende Werbung. (pi/aw)


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*