Heißt die Zukunft unseres Gesundheitssystems digitale Identität?

Die WHO (World Health Organization) sagt voraus, dass bis zum Jahr 2020 dreiviertel aller Tode weltweit auf chronische Erkrankungen zurückzuführen sein werden. Aber was haben chronische Erkrankungen mit digitalem Identitätsmanagement zu tun? Und wie kann uns digitale Identität gesünder machen? [...]

Je weiter die Technologie vorranschreitet, desto mehr Bereiche in unserem täglichen Leben werden von ihr beeinflusst. Auch unser Gesundheitssystem könnte vom digitalen Zeitalter profitieren. (c) Pexels
Je weiter die Technologie vorranschreitet, desto mehr Bereiche in unserem täglichen Leben werden von ihr beeinflusst. Auch unser Gesundheitssystem könnte vom digitalen Zeitalter profitieren. (c) Pexels

Oft sagt man „Wer keine Gesundheit hat, hat gar nichts.“ Wenn wir bei guter Gesundheit sind, sind wir glücklich und produktiv. Gesund sind wir allerdings lange noch nicht.

Gesundheitsdaten werden als die Daten definiert, die durch die Bereitstellung eines Gesundheitssystems für jedes Individuum in diesem System entstehen. Dabei kann es sich um Daten handeln, die den physischen und psychischen Zustand einer Person repräsentieren. In komplexen chronischen Zuständen, wie bei Diabetes 2 oder bei Muskelerkrankungen, sollte auch der Lebensstil eines Menschen in den Daten enthalten sein, da Faktoren wie Bewegung diese Krankheiten beeinflussen können.

Digitale Identität, Gesundheitsdaten und komplexe chronische Erkrankungen

Die Nutzung des Wortes „komplex“ im vorherigen Absatz ist übrigens Absicht, denn es ist ein wichtiger Faktor im Bereich der chronischen Krankheiten. Im Englischen gibt es dafür sogar einen eigenen medizinischen Begriff: Complex Chronic Disease (CCD). Jemand der an CCD leidet, arbeitet meist mit mehreren Spezialisten zusammen, wodurch eine Art Mini Ökosystem verteilt auf verschiedene Disziplinen und Service Center entsteht.

Jemand mit einer chronischen Erkrankung hat eine große Menge an Daten mit sich assoziiert. Wenn Sie jemals die vielen medizinischen Notizen solch eines Patienten gesehen haben, wissen Sie, dass man diese sehr leicht zu einem ganzen Roman zusammenfassen könnte. Diese vielen Daten machen es oft kompliziert, da sie für unterschiedliche medizinische Disziplinen und oft auch für unterschiedliche Ärzte oder Gesundheitszentren wichtig sind.

All diese Daten zusammenzutragen um den Patienten bestmöglich zu betreuen ist oft nicht einfach. Das ist der Grund, warum digitale Identität, oder eher Gesundheitsdaten die mit einer Identität assoziiert werden, eine wichtige Rolle spielen könnte.

Die Beziehung zwischen Identität und Gesundheit: Ein Gesundheitsökosystem erleichtern

Wenn Sie jemals mit einem Arzt interagiert haben, wissen Sie wie wichtig Kommunikation für den Heilungsprozess ist. Gute Kommunikation ist das Herzstück einer Patientenzentrierten Medizin und hat in mehreren Studien gezeigt, wie wichtig es ist Patienten eine gute Gesundheitsversorgung zu bieten. Schon das Sehen eines Arztes wird immer schwieriger. Eine im Jahr 2017 durchgeführte Studie von Merritt Hawkins fand heraus, dass die Wartezeiten um in den USA einen Arzt zu sehen seit 2014 um 30 Prozent gestiegen sind. Gleiches zeigt sich auch im Rest der Welt, da die Nachfrage durch den Anstieg der Bevölkerung und des durchschnittlichen Lebensalters deutlich gestiegen ist.

Oft ist es auch so, dass wir unsere Gesundheitsprobleme einem Arzt erklären wollen, dieser aber nicht verfügbar ist. Eine Möglichkeit dieses Problem zu lösen, wäre es das Gesundheitsökosystem zu digitalisieren. Die digitale Identität ist dabei der Dreh- und Angelpunkt, der ein Vertrauen schaffen kann.

Wer chronisch Krank ist, häuft meist eine große Menge an medizinischen Daten an. Um diese für alle Ärzte, Pfleger und Gesundheitseinrichtungen zugänglich zu machen wäre ein Gesundheitsökosystem eine gute Lösung. (c) Pexels.
Wer chronisch Krank ist, häuft meist eine große Menge an medizinischen Daten an. Um diese für alle Ärzte, Pfleger und Gesundheitseinrichtungen zugänglich zu machen wäre ein Gesundheitsökosystem eine gute Lösung. (c) Pexels.

Die Notwendigkeit einer nachweisbaren Identität im Gesundheitswesen

Das Gesundheitsökosystem muss auf der Basis von „nachweisbarer Identität“ aufgebaut werden. Allerdings muss hierbei nicht nur der Patient verifiziert sein, sondern alle Spieler im System. Diese Verifikation ist damit das Vertrauen in das System und gleichzeitig ein Schlüsselelement.

Allerdings kann digitale Identität noch einen Schritt weiter gehen, wenn man sie zu Identitätsdaten umwandelt, deren Untergruppe Gesundheitsdaten sind. Gesundheitsdaten selbst können neben Datenanalysetools genutzt werden um Muster und Trends zu erkennen.

Das schafft natürlich eine große Menge an vermischten hoch empfindlichen Daten. Diese Daten sind deutlich mehr, als persönliche identifizierbare Informationen. Diese Daten repräsentieren unser intrinsisches Sein, meist auf DNA Level. Sicherheit und Datenschutz ist in so einem System vorrangig. Die Idee von Datenschutz und Sicherheit wurde genau für solche Systeme wie ein Gesundheitsökosystem erfunden.

Das Gesundheitsökosystem kann, mit eingebauter Sicherheit und Datenschutz, deshalb so programmiert werden, dass es die Bedürfnisse einer heutigen Arzt-Patient-Beziehung abdeckt. Es inkludiert Kommunikation, Lebensmanagement, Gesundheitsdaten teilen, Datenanalyse und Frühwarnsysteme.

Wenn sicher und mit guter User Experience gebaut, wird digitale Identität der neue Standard unseres modernen Gesundheitswesens werden, Wartezeiten reduzieren und das Endresultat für Patienten verbessern.

10 Elemente des Gesundheitsökosystems

Die hier beschriebenen Elemente sind nicht vollständig, geben aber die grundlegenden Bedürfnisse eines Gesundheitsökosystems wieder.

  1. Nachweisbare Identitäten sind ein absolutes Muss, wenn ein System vertrauliche Kommunikation und das teilen von Daten erfordert.
  2. Delegation von Konten: Viele Patienten haben Familienmitglieder, die sich um sie kümmern. Es muss eine sichere Möglichkeit geben um Konten im System zu erschaffen.
  3. Robuste Sicherheit: Die Sicherheit von Gesundheitsdaten ist vorrangig. In einem so weitreichenden Datenökosystem wird Sicherheit in mehreren Lagen angegangen.
  4. Absichtlicher Datenschutz: Viele Gesundheits- und Personendatensysteme sind an die Grundsätze absichtlichen Datenschutzes gebunden. In den USA gibt es die HIPPA Datenschutzregeln, die die Voraussetzungen aufstellen, damit elektronisch geschützte Gesundheitsinformationen auch wirklich geschützt sind. In der EU diktiert die GDPR eine Nummer an Regeln, die den absichtlichen Datenschutz gewährleisten.
  5. Nutzbarkeit: Eine offensichtliche Möglichkeit Patienten in ein Gesundheitsökosystem einzubinden, ist es ein App für Smartphones zu kreieren. Allerdings sollten auch andere Outlets wie smart TVs, Smart Watches und digitale Assistenten bedacht werden. Das ist besonders wichtig, da viele Nutzer Einschränkungen oder Behinderungen haben.
  6. Kommunikation: Ein Gesundheitsökosystem ist nichts ohne gute, sichere und einfache Kommunikationsmöglichkeiten. Die Interaktion des Dienstes mit den Patienten ist der schwierigste Teil zu kreieren. Es hängt viel vom Wandel unserer Kulturen, wie auch der Technologie ab.
  7. Datenanalyse: Hier können Daten das Endresultat für einen Patienten stark und langfristig beeinflussen. Es gibt aber nicht nur darum Informationen mit Gesundheitsdienstleistern zu teilen. Das System kann so designt werden, dass es mit dem Patienten selber kommuniziert. Zum Beispiel könnten Patientengenerierte Daten und Informationen zum Lebensstil genutzt werden um neben Gesundheitsvariablen wie Bluttests oder der Veränderung von Medikamentendosierung, Trends und Muster zu erkennen die zu besseren oder schlechteren Resultaten führen.
  8. Langfristige Möglichkeiten wie Blockchain: es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten wie Blockchain in einem System, das generische Daten innehält, genutzt werden kann. Eine Datenschutzverbesserte Blockchain Extension kann helfen um nicht-identifizierbare Daten für Recherche zu nutzen.
  9. Speicher: Patienteninformationen wie Röntgenbilder, Arztbriefe oder ähnliches müssen in einem vom System sicheren Bereich gespeichert werden können.
  10. Anonymisierung: Schließlich müssen Daten dort, wo es möglich ist, anonymisiert werden. Wenn ein Ökosystem Teil einer großen Recherchegemeinschaft wäre, wäre dies essentiell.

Gesundheitsdaten und die Zukunft unserer Gesundheit

Da unsere Bevölkerungszahl weiter steigt und älter wird, müssen wir das Beste aus dem machen was wir haben: Information! Es ist ein wichtiges und einflussreiches Werkzeug das, wenn es richtig genutzt wird, Brücken zwischen Patienten, der Krankheit und der Gesundheitsversorgung bauen kann. Trotzdem ist es besonders wichtig, wie bei allen Systemen die mit hoch empfindlichen Daten zu tun haben, diese Daten zu schützen. Ohne diese Komponente wird ein universelles Gesundheitsökosystem, welches uns alle verbindet und unser aller Leben erleichtern soll, niemals existieren.

*Susan Morrow schreibt für CSO.


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