Die chinesischen Hardwarehersteller haben in den letzten Jahren einen weiten Weg zurückgelegt, um zu Samsung, HTC und Apple aufzuschließen. Viele von ihnen, wie Huawei, sind der Konkurrenz dicht auf den Fersen. Mit dem P8 hat sich das Unternehmen gar das Ziel gesetzt, die Smartphone-Götter von ihrem Thron zu stoßen. Passenderweise bedient man sich dazu sowohl in der Android-, als auch in der Apple- und Windows-Welt. Ob es dem chinesischen Vorzeigeschüler auch gelungen ist, in den Smartphone-Olymp aufzusteigen, lesen Sie in unserem Praxis-Test. [...]
Über die Funktion „AirSharing“, die man jederzeit über die „Verknüpfungen“ im Pulldown-Menü erreicht (das nach einem Scroll nach unten übrigens eine Fülle an weiteren Funktionen und Shortcuts offenbart), lassen sich Fotos, Videos und Musik, die auf dem Gerät gespeichert sind, einfach an ein DLNA-fähiges Gerät wie einen Smart-TV oder ein Mediacenter „überweisen“. Das Spiegeln des Bildschirms, etwa um YouTube-Videos oder den Browser auf dem Fernseher zu betrachten, ist aber nicht möglich.
ANDROID IM APPLE-PELZ
Huawei will es allen Nutzern recht machen und versucht mit dem P8 den Spagat zwischen der Android- und der Apple-Welt. Obwohl das Smartphone unter Android 5.0 Lollipop läuft (mit einem Update auf eine aktuellere Android-Version dürfen die Nutzer Mitte bis Ende August rechnen, versicherte uns Huawei), erinnert es sowohl von seiner äußeren Gestalt als auch von seinem User Interface EMUI (aktuell in Version 3.1) an Apples iPhone. Man kann sich in den Einstellungen außerdem für einen einfachen Startbildschirm mit großen Kacheln, beispielsweise für Senioren oder Smartphone-Einsteiger, entscheiden – dieser erinnert dann wiederum an Windows Phone. Diese Oberfläche legt sich auch z.B. über das Einstellungs-Menü.
EMUI 3.1 erlaubt zwar das Zusammenfassen der Apps zu Ordnern, bietet aber keine eigene Apps-Ansicht. Jede App liegt auf einem der Screens, nur durch Deinstallation lassen sie sich davon entfernen. Das ist ein etwas anderer Ansatz, als die meisten Android-Gerätehersteller ihn verfolgen, und eine eindeutige Hommage an iOS.
Auch wenn man, wie man es von Android-Geräten gewohnt ist, den Bildschirm mit einem Wisch vom unteren Bildschirm-Rand zu entsperren versucht, bekommt man iOS-typisch eine Einstellungs- und Shortcut-Leiste zu Gesicht. Besser ist es, man wischt aus der Bildschirmmitte nach links oder rechts. Wischt man wiederum auf einem der Startbildschirme vom mittleren Bereich aus nach unten, startet die Suche und die zuletzt verwendeten Apps werden angezeigt, wieder wie bei iOS.
Huawei tickt trotzdem ein bisschen anders als andere Hersteller: Beispielsweise gibt es keine Integration von Social Networks wie Facebook oder Twitter tief im System, Autocorrect ist standardmäßig deaktiviert, nur eine Office-App eines Drittherstellers findet sich im Auslieferungszustand als Dreingabe. Das wird viele Nutzer freuen, die solche Features ohnehin als Erstes abdrehen oder deinstallieren, soweit möglich.
Mit weiteren kleinen Features offenbart Huawei zum wiederholten Mal seine Liebe zum Detail: Für Diagnosezwecke – oder einfach aus Interesse – ist es beispielsweise nett, dass sich über die „Display-Einstellungen“ dauerhaft in der oberen Statusleiste die aktuelle Datenrate einblenden lässt. Die Funktion heißt „Netzwerkgeschwindigkeit anzeigen“.
Die Huawei-eigene Spracherkennung, die allerdings nur der englischen Sprache mächtig ist, bietet weiters ein lustiges Feature, um das Handy wiederzufinden, wenn man es verlegt hat: Das P8 antwortet nach Aktivierung der Funktion auf den vom User (laut) gesprochenen Satz „Hey, emy! Where are you?“ mit „I’m here!“, einem Klingelton und dem Leuchten des LED-Blitzes. Außerdem kann man Anrufe über die Spracherkennung starten. Man kann sogar ein individuelles „Zauberwort“ trainieren, wenn man den Standard zu fade findet. Im Test wurde die Spracherkennung allerdings mehrfach durch ein nebenbei laufendes Audiobook ausgelöst, in dem garantiert kein einziges Mal die Phrase „Hey, emy!“ zu hören war – eher war es „Winter is Coming“.
Praktischer und nützlicher, aber weniger spaßig: In der App „Telefonmanager“, quasi ein integriertes Tune-up-Tool für Strom, RAM und Speicherplatz, findet sich unter anderem auch ein „Belästigungskiller“, der unerwünschte Anrufe und Nachrichten, beispielsweise solche aus dubiosen Callcentern mit unterdrückter Rufnummer, blockieren kann – ein Feature, das gerne Nachahmer finden darf. Ansonsten bündelt der Telefonmanager hauptsächlich verschiedene Funktionen aus den Einstellungen.
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