Die USA, Australien und Neuseeland haben Maßnahmen ergriffen um Huaweis Mitwirken in der 5G Markteinführung zu limitieren. [...]
Die Britische Telekommunikationsgruppe, mit multinationalen Sitzen, BT hat entschieden, sich von Huawei Geräten zu trennen. Vor allem das Kernnetzwerk EE 4G bereitete dem Telekommunikationsriesen, auf Grund der wachsenden Besorgnis um die Sicherheit des chinesischen Telekom Giganten und dessen kritischen Fußabdruck im Bereich der Infrastruktur, Sorgen. Aber kann man die Schuld überhaupt Huawei selbst zuschreiben, oder liegt die Schuld der resultierenden Paranoia bei der fehlenden Aufsicht der chinesischen Regierung?
2010 expandiert Huawei nach England. Huawei Gründer Ren Zhengfei traf sich 2012 sogar mit dem damaligen Premierminister David Cameron und versprach ein Investment von 1.3 Milliarden Pfund in die Britische Infrastruktur.
Cyberspionage
Schon damals wurden Sorgen geäußert, das Huaweis Infrastruktur nicht ausreichen und man das Unternehmen zur Cyberspionage nutzen könnte.
Um die Wogen zu glätten, die vor allem von den USA und dem Konkurrenten ZTE immer wieder aufgeschaukelt wurden, etablierte man in Banbury, Oxfordshire ein Cyber Security Zentrum namens „Cell“. Dort angestellte Experten sollten sich durch die Huawei Geräte probieren und erforschen ob Potenzial für Missbrauch bestand.
Nach einem Bericht schlug der frühere Sicherheitssekretär Malcom Rifkind vor, dass Huawei KEINE Cybersicherheits Experten ernennen sollte und schlug stattdessen GCHQ vor.
Auch Anfang 2018 gab es einen erneuten Report, der davor warnte, dass Huawei Technologien nur „geringe Absicherung“ bieten, wenn es darum geht die Britische Infrastruktur vor Risiken zu schützen.
Wie die FT berichtet, haben sowohl die USA als auch Australien und Neuseeland Maßnahmen ergriffen um Huaweis Mitwirken am Start der 5G Verbindung zu limitieren. Auch MI6 Vorstand Alex Younger äußerte sich diese Woche besorgt zu den Vorwürfen. Er warnte vor der Huawei Beteiligung am Beginn der 5G Technologie, welche sich durch ihre transformierende Rolle im industriellen Internet durch den großen Geschwindigkeitsunterschied stark von seinem Vorgänger 4G absetzen soll.
Großbritannien und China
Younger meinte, dass auch England Entscheidungen über die Beziehungen zum chinesischen Händler treffen müsse. Erst 2017 schlug Huawei Ericsson als größter Telko Equipment Anbieter und überholte erst vor kurzem Apple als zweitgrößter Hersteller für Endkundengeräte. Nur Samsung liegt noch weiter vorne.
Hier sollte erwähnt werden, dass die USA, Australien und Neuseeland drei der „Fünf-Augen“ Spionagenetzwerk Partner sind (neben Kanada und Großbritannien), deren weltweites Überwachungsnetz 2013 vom Aufdecker Edward Snowden entblößt wurden.
Ironischerweise nutzte die Amerikanische NSA seit Jahren heimlich Equipment des Huawei Rivalen Cisco für Spionage.
Erneute Spannungen erzeugte ein Bericht in der Bloomberg Businessweek im Oktober. Damals wurde behauptet, dass chinesische Spione Computerchips in Equipment versteckt hätten, welches von großen Technologieunternehmen wie Apple oder Amazon.com genutzt werde. Rufe aus der gesamten Industrie wurden laut, diesen Artikel und die damit aufgestellten Behauptungen zurückzuziehen.
Wenn man die Sicherheitsdienste beim Wort nimmt, scheint es, dass die frühen Übereinkünfte zwischen der Koalitionsregierung und Huawei über die Auftragsvergabe und Infrastruktur zu massiven Rückschlägen führt.
Sollten die Risiken aber so groß sein, wie die Warnungen vermuten lassen, liegt die Frage nahe, ob die britische Regierung seine Rolle als Aufsichtsorgan über die Entwicklung der Huawei Infrastruktur in Großbritannien ausreichend erfüllt hat.
Brexit
Das große Fragezeichen im Raum heißt: Brexit. Die Hardcore Brexiter bestehen seit Anfang der Austrittskampagne darauf, dass Großbritannien den Handel mit der EU reduziert und sich weltweit nach anderen Handelspartnern umsieht.
China war ein offensichtlicher Partner, wenn man über das „nach dem Brexit“ nachgedacht hat. Der Handel zwischen Großbritannien und China ist jedes Jahr mehr als 59 Milliarden Pfund wert. Einen Langzeitdeal mit einem der wichtigsten Chinesischen Handelsteilnehmern abzusagen, macht daher keinen guten Eindruck. Natürlich gibt es auch Risiken rund um die Balkanisierung des Internets. Manche Anbieter oder Länder wären vom weltweiten Handel abgeschnitten, sollten Differenzen zwischen verschiedenen Staaten das Informationsnetz zusammenbrechen lassen.
Trotzdem spielte das Statement von Huawei den BT/EE Ausstieg herunter: „Huawei arbeitet mit BT seit 15 Jahren zusammen. Seit dem Beginn dieser Zusammenarbeit hat BT so funktioniert, dass unterschiedliche Anbieter auf unterschiedlichen Netzwerkebenen gearbeitet haben. Diese Abmachung ist auch heute noch in Takt. Seit es EE 2016 gekauft hat, hat die BT Gruppe aktiv daran gearbeitet das Erbe der EE Netzwerk Architektur in diese langstehende Abmachung einzugliedern.
„Das ist eine normale und erwartete Aktivität, die wir verstehen und voll und ganz unterstützen.“, fügt der chinesische Anbieter hinzu. „Wie BT bereits erwähnte, „Huawei bleibt ein wichtiger Equipment Anbieter und geschätzter, innovativer Partner.“
„Gemeinsam haben wir bereits einige 5G Versuche an verschiedenen Orten in London ausprobiert und können berichten, dass diese erfolgreich waren. Wir werden weiterhin mit BT in Sachen 5G Ära arbeiten.“
*Tamlin Magee schreibt für Computerworld UK.
Be the first to comment