Hybride Arbeitsmodelle: Wozu überhaupt noch Büro?

Der Übertritt in die hybride Arbeitswelt wirft Fragen auf. [...]

Hybride Arbeitsmodelle setzen sich durch. Angesichts der vielfach zelebrierten Vorteile des Home-Office stellt sich dabei die Frage, wozu ein Büro überhaupt noch gut ist - beziehungsweise, was davon noch übrig bleibt (c) pixabay.com

Büroräume, ihr Design und die Konzepte, die diesem zugrunde liegen, tragen wesentlich zur Unternehmenskultur, Mitarbeiterzufriedenheit und allgemeinen Produktivität bei. Wie genau das ideale hybride Büro aussehen wird, muss sich hingegen noch zeigen. Sicher ist, dass es ein Ort sein muss, an dem sie etwas bekommen, das zu Hause nicht möglich ist.

Eine oft wenig beachtete Tatsache bei der Arbeit aus dem Home-Office, beziehungsweise Remote und Hybrid Work ist, dass jeder Arbeitsplatz individuell ist:

  • Familienmitglieder, Kinder, Mitbewohner, Besucher oder Nachbarn können für manche Mitarbeiter eine ständige Ablenkung darstellen. Für sie kann ein Büro eine Oase bieten, in der sie in Ruhe und ohne Unterbrechung arbeiten können.
  • Einige Remote-Mitarbeiter verfügen – insbesondere im ländlichen Raum – eventuell nur über unzureichende Internetgeschwindigkeiten. Ein Office bietet im Regelfall einen Hochgeschwindigkeits-Glasfaserzugang zum Internet.
  • Das Home-Office kann dazu führen, dass sich Mitarbeiter abgeschnitten, isoliert, unsicher und deprimiert fühlen. Gelegentliche Besuche im Büro können da Wunder wirken.
  • Das Home-Office ist selten ein geeigneter Ort für vertrauliche Meetings. Auch Restaurants und Cafés sind nicht unbedingt ideal – vor allem, wenn sensible Themen wie Fusionen, geistiges Eigentum, Geschäftsgeheimnisse und Wettbewerbsanalysen besprochen werden. Ein physisches Büro kann einen professionellen, gut ausgestatteten und akustisch abgesicherten Raum für wichtige Besprechungen bieten.

Ein zentrales Office kann all das potenziell leisten – auch wenn nicht für jeden Mitarbeiter ein eigener Raum zur Verfügung steht. Das Büro der Zukunft ist in erster Linie ein sozialer, kommunikativer und kollaborativer Raum, der das psychologische Bedürfnis der Mitarbeiter befriedigt, sich verbunden zu fühlen. Es ist auch ein Ort, an dem Manager, Vorgesetzte, Abteilungsleiter und Teamleiter sensible Gespräche mit ihren Mitarbeitern führen können. Und es ist ein zentraler Knotenpunkt, an dem gemeinsam genutzte Geräte und andere Ressourcen untergebracht sind.

Wenn Unternehmen ihre Büroarbeit wieder aufnehmen und dabei ihre Büroflächen verkleinern, ist das die beste Gelegenheit, das physische Office insgesamt neu zu konzipieren – ebenso wie die IT-Infrastruktur.

Hybrides Arbeiten: 3 Office-Modelle

Eine Möglichkeit sich dem hybriden Arbeitsplatz der Zukunft zu nähern, führt über bewährte Modelle von Versammlungsorten.

Das Kaffeehaus-Modell

Der ursprüngliche Coworking Space entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts in London in Form öffentlicher Kaffeehäuser. In diesen Einrichtungen trafen sich Geschäftsleute, Journalisten und Politiker, um zu lesen, zu debattieren und zu tratschen.

Bezogen auf hybrides Arbeiten bedeutet dieses Modell, einen simplen, optionalen Coworking Space nur für Mitarbeiter anzubieten. Dieser ist mit den nötigsten Basics ausgestattet: Tische, Stühle, Internetanschluss – und Kaffee.

Das Gentlemans-Club-Modell

Als Mitte des 18. Jahrhunderts die Begeisterung für Kaffeehäuser abflaute, entstanden in London Hunderte von privaten Gesellschaftsclubs. Diese funktionierten im Wesentlichen wie Kaffeehäuser und waren nur für Mitglieder zugänglich – boten jedoch deutlich mehr „Services“: Bars, Bibliotheken, Spielzimmer, Leseräume, Fitnesszentren, Gesellschaftsräume und sogar Gästezimmer für Übernachtungen.

Die Hybrid-Office-Version dieses Modells ist ein Coworking Space mit Sozialräumen, einem Spielzimmer, Speisen und Getränken, Fitnesszentren, Kindertagesstätten und – vor allem – Hochgeschwindigkeitsnetz, Videokonferenzräumen, hochwertigen Druckern und anderen High-Tech-Bürogeräten, die zu groß und zu teuer für das Home-Office sind.

Auch im Gentlemans-Club-Modell fungiert das Büro in erster Linie als Raum für soziale Interaktion, Meetings und Collaboration.

Das Hotel-Modell

Beim Hotel-Modell reservieren die Mitarbeiter Arbeitsplätze oder Konferenzräume im Voraus. Die Mitarbeiter mit Reservierungen checken ein und aus – ein Prozess, der den reservierten Raum blockiert oder freigibt. Dieser Prozess wird im Regelfall durch digitale Tools gesteuert, die speziell für die Reservierung von Ressourcen entwickelt wurden.

Mit diesem Modell können Unternehmen die bereitgestellten Büroflächen begrenzen und gleichzeitig allen Mitarbeitern gleichberechtigten – aber nur gelegentlichen – Zugang zu bieten. In der Regel sind die Büroräume in diesem Modell so konzipiert, dass nicht mehr alle Mitarbeiter gleichzeitig Platz finden.

Unabhängig davon, für welches Modell sich Unternehmen entscheiden: Wird es richtig umgesetzt, senkt das Hybrid-Büro der Zukunft nicht nur Kosten, sondern erhöht die Arbeitsflexibilität der Mitarbeiter und gibt ihnen alle Werkzeuge an die Hand, die sie für ihren Erfolg benötigen.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.

*Mike Elgan schreibt als Kolumnist für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld und weitere Tech-Portale.


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