Wie überwache ich meine SAP-Systeme? SAP ist in vielen Unternehmen im Einsatz, aber nicht in das IT-Infrastruktur-Monitoring eingebunden. [...]
Dieser Beitrag zeigt, wie man Schritt für Schritt zum SAP-Monitoring gelangt. Dabei stehen der Einsatz von offenen Technologien und die Einbindung in eine übergreifende IT-Überwachung im Vordergrund.
Die Umsetzung eines SAP-Monitorings braucht vor allem eines: Zeit. Für Basis-Administratoren und Modulbetreuer ist es ein riesiger Kraftakt, die notwendigen Voraussetzungen für die Überwachung von SAP im Backend zu schaffen. Aber nur, wer seine SAP-Systeme umfassend überwacht, kann seine Geschäftsprozesse stabil betreiben.
1. Schritt: Warum SAP überwachen?
So banal es klingt, aber bevor Sie mit der Einrichtung eines SAP-Monitorings beginnen, sollten Sie sich fragen, was Sie damit bezwecken wollen. Kosten sparen? Stabile Services nachweisen? Manuelle Tätigkeiten reduzieren? Natürlich werden die meisten Anwender die Stabilität ihrer SAP-Systeme im Auge haben und Ausfälle und Engpässe auf ein Minimum beschränken wollen. Aber auch die Einsparung von Kosten und die Schaffung transparenter IT-Services können eine Rolle spielen. Weitere Gründe können die Automatisierung von Routinetätigkeiten sein, wie z.B. das kontinuierliche Checken von Logfiles oder die Überprüfung von einzelnen Instanzen. Das Monitoring entlastet die Administratoren und gibt ihnen mehr Zeit für ihre Kernaufgaben. Da die Überwachung automatisiert und immer nach den gleichen Kriterien erfolgt, werden zudem menschliche Fehler minimiert.
Die Verfügbarkeit von verlässlichen Performance-Daten macht das System transparent und erzeugt Vertrauen. Viele IT-Abteilungen wollen die Werte als Basis für ein Reporting nutzen, um sie als Verfügbarkeitsnachweis oder Datenbasis für die Performanceanalyse und das Kapazitätsmanagement verwenden zu können. Eine SAP-Überwachung kann also noch viel mehr und es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen.
2. Schritt: Was will ich messen?
Wer sich schon einmal mit dem Thema SAP-Monitoring auseinandergesetzt hat, weiß, dass es eine fast unüberschaubare Anzahl von Leistungsindikatoren und Metriken gibt, die überwacht werden können. In einem zweiten Schritt sollte man sich daher der Auswahl der für den Betrieb kritischen Parameter widmen. Dieser Schritt ist elementar wichtig, denn eine gute Überwachung zeichnet sich nicht durch die Quantität der überwachten Metriken aus, sondern durch ein gesundes Verhältnis von wichtigen Metriken und bewusstem „Nicht-Messen“. Gerade beim SAP-Monitoring ist es leicht, unzählige Daten zu erheben, mit denen man aber nur wenig anfangen kann.
3. Schritt: Womit möchte ich messen?
SAP hat in seiner langen Geschichte eine ganze Menge an Überwachungstools entwickelt. Diese sind sehr nützlich, tragen aber nicht unbedingt zu einer besseren Übersicht bei. Im dritten Schritt sollte man sich daher mit den verschiedenen Überwachungstools von SAP auseinandersetzen.
Während die SAP-eigenen Überwachungstools wie das SAP Computer Center Management System (CCMS), CEN, GRMG, der SAP-Performance-Monitor (ST03n) oder eCATT einen differenzierten Einblick in das Innenleben eines SAP-Systems ermöglichen, hat man mit einer Open Source-Software wie Nagios die gesamte Netzinfrastruktur im Blick. Das ist gerade bei Systemausfällen mit nicht sofort erkennbarer Ursache ein unschätzbarer Vorteil. Und mit dem Solution Manager 7.2 hat SAP eine weitere neue Architektur geliefert (von der ich nachfolgend als SolMan spreche).
SAP-Admins haben dadurch eine Reihe neuer Themen vor sich. So hat sich SAP durch die Integration des Wily Intrascope insbesondere im Java-Umfeld deutlich weiterentwickelt. Auch verlässt sich SAP nicht mehr nur auf die Informationen aus dem CCMS, sondern nutzt auch andere Quellen, wie beispielsweise Datenbankverbindungen und den SAP Diagnostics Agent.
Die Komplexität der Überwachungslandschaft ist also deutlich gestiegen. Zudem weist der SolMan einen weiteren Nachteil auf: Nicht-SAP-Systeme können entweder nur rudimentär oder gar nicht überwacht werden. Der SolMan stellt folglich eine Monitoring-Insel innerhalb des SAP-Kosmos dar. Dabei sind die Verbindungen von SAP mit anderen Systemkomponenten und Applikationen nicht zu unterschätzen: Oft ist ein vermeintliches SAP-Problem in Wahrheit ein Problem der Basisinfrastruktur oder von Drittanwendungen. Admins sollten deshalb darüber nachdenken, ob sie SAP nicht in das allgemeine Monitoring einbinden sollten.
4. Schritt: Möchte ich eine Einbindung in mein Infrastruktur-Monitoring?
Neben der Komplexität von SAP und den damit verbundenen sehr hohen Anforderungen an das Wissen der Mitarbeiter besteht die größte Herausforderung bei der Einrichtung einer SAP-Überwachung eigentlich darin, ein umfassendes Monitoring einzurichten, das alle Abhängigkeiten zwischen SAP und Drittsystemen berücksichtigt. Im nächsten Schritt sollte man sich daher mit der Frage beschäftigen, wie man die Lücke zwischen SAP und Drittsystemen schließen kann. Ein offener Ansatz ist meiner Erfahrung nach der vielversprechendste. Deshalb empfehle ich den Einsatz von offenen Technologien bzw. Open Source-Lösungen.
Für die Open Source Monitoring-Lösung Nagios existieren einige Plugins, die ihre Informationen aus dem SAP CCMS beziehen. Leider ist es aber mit der reinen CCMS-Anbindung nicht getan. Wer langfristig gerüstet sein will, sollte sich die Integration mehrerer Schnittstellen und Anbindung neuer Technologien überlegen. So lassen sich beispielsweise die Java-basierten SAP-Systeme durch das CCMS nur stark eingeschränkt überwachen. Das heißt, hier muss eine Alternative her.
Der neue Ansatzpunkt heißt SAP Control Webservice und bietet folgende Funktionen:
• ABAPReadSyslog: Informationen im Stil der Transaktion SM21
• ABAPGetWPTable: Informationen im Stil der Transaktion SM50
• GetAlertTree: Informationen im Stil der Transaktion RZ20
• GetAlerts: Informationen zu allen Alerts
• GetProcessList: Überwachung von Message-Server und Dispatcher
• J2EE: Informationen über diverse Java-Metriken und Statistiken
• EnqGetStatistic: Enqueue Statistiken (Enqueue-Errors, Dequeue-Errors)
• EnqGetLockTable: Informationen über Sperreinträge
Was der SAP Control Webservice bereitstellen kann, ist von der Version und der Art des Systems abhängig.
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