In 8 Schritten zum SAP-Monitoring

Wie überwache ich meine SAP-Systeme? SAP ist in vielen Unternehmen im Einsatz, aber nicht in das IT-Infrastruktur-Monitoring eingebunden. [...]

5. Schritt: Erstellen Sie die Monitoring-Architektur
Jetzt wird es konkret: Erstellen Sie die Architektur für Ihre SAP-Überwachung. Mit dem SolMan 7.2 bietet SAP ein zentrales Monitoring, das seine Informationen nicht mehr nur aus dem CCMS bezieht, sondern auch andere Datenquellen anbindet und alle Informationen in einer zentralen Oberfläche bereitstellt.
Beim Aufbau des Monitorings empfehle ich, die Überwachung in Teilbereiche zu zerlegen. Dadurch können Sie SAP und einzelne Komponenten wie Datenbank, Betriebssystem, Hardware etc. voneinander unabhängig messen.

Hardware
Eine oftmals vernachlässigte, aber elementare Komponente bei der Überwachung von SAP ist eine funktionierende Hardware. Die Hardware-Informationen können durch die Hardware-Agenten der einzelnen Hersteller (DELL, Fujitsu, HP, IBM) über Simple Network Management Protocol (SNMP) bereitgestellt werden und lassen sich so in das zentrale Monitoring integrieren. Das ist deshalb wichtig, weil auch die besten Redundanzen wie RAID (Redundant Array of Independent Disks) langfristig nichts bringen, wenn ihr Status nicht mit überwacht wird.

Betriebssystem
Neben der Hardware ist das Betriebssystem eine weitere wichtige Komponente. Es bildet die Basis für die zu überwachenden Anwendungen und muss daher selbstverständlich auch erfasst werden. Um Abhängigkeiten zum CCMS zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Überwachung mittels Betriebssystemagenten durchzuführen. Insbesondere die Auslastung und Füllgrade von Festplatten sind im SAP-Bereich ein wichtiger Faktor, denn die Erfahrung zeigt, dass häufig eine vollgelaufene Partition der Grund für den Stillstand von SAP ist. CPU- und Memory-Statistiken geben darüber hinaus einen guten Überblick, ob das Betriebssystem an seine Leistungsgrenzen stößt.

Datenbank
Die Datenbank wird von SAP benötigt und sollte deshalb ebenfalls überwacht werden. Auch hier spielt neben dem Kriterium der erfolgreichen Verbindung zur Datenbank insbesondere der Parameter „Auslastung von Speicherplatz“ eine zentrale Rolle. Fehlermeldungen von Datenbanken werden in der Regel in Logfiles geschrieben, die man auswerten sollte. Die eingesetzte Methode sollte dabei nicht nur „stumpf“ das Logfile auf Treffer durchforsten, sondern verschiedene Mechanismen zur Fehlerbetrachtung bereitstellen. Eine gute Methode zeichnet sich dadurch aus, dass auch die Angabe von kritischen, warnenden und Ok-Mustern, Log-Rotationen und die ausschließliche Betrachtung von neu hinzugekommenen Zeilen möglich ist.

6. Schritt: Richten Sie die SAP-Basisüberwachung ein
Im siebten Schritt geht es um die eigentliche Überwachung des SAP Basis-Systems. Zu einer Basis-Überwachung gehören die folgenden Metriken:
•    SM04 Anzahl Nutzer
•    SM12 Sperreinträge: Enqueue Errors / Dequeue Errors
•    SMQ1 Status qRFC Ausgang
•    SMQ2 Status qRFC Eingang
•    SM13 Verbuchungsabbrüche
•    SM37 Aborted Jobs / Longrunners
•    SM 50 Error in Dialog, Batch, Update Prozesse
•    SM 51 Status SAP Server SM21 Syslogfrequency
•    SM 56 Nummernkreise noch frei
•    SM58 TRFC Status
•    SPAD Spoolerstatus / Spool Used Numbers
•    ST03N Dialogantwortzeit
•    ST22 Shortdumps / Shortdumpfrequency
•    SM21 Syslogfrequency
•    SCC4 Systemänderbarkeit (Tabelle T000)
•    WE02 Fehlerhafte IDOCs
Die ausgewählten Metriken aus CCMS und SAP Control Webservice sind in Anlehnung an die wichtigsten Transaktionen ausgewählt. Achten Sie darauf, dass sich das gewählte Monitoring stets einfach an Ihre Anforderungen anpassen lässt.
Wenn Ihre SAP-Überwachung die bislang beschriebenen Punkte umfasst, können Sie sich auf die Schulter klopfen: Sie verfügen jetzt über eine umfassende Überwachung der SAP Basis. Damit haben Sie die Grundlage für ein funktionierendes SAP-System geschaffen.

7. Schritt: Binden Sie Applikationen in die Überwachung ein
Die Überwachung von SAP endet nicht beim Monitoring von Performance-Indikatoren. Es ist ebenso wichtig, die Applikation aus Sicht des Anwenders zu betrachten, um so die Funktion des SAP-Systems als Ganzes im Blick zu behalten.
Die Erfahrung zeigt, dass sich Applikationen am besten über ein End2End-Monitoring überwachen lassen. Nur so stellen Sie sicher, dass die Anwendung auch wirklich funktioniert. Ein gutes End2End-Monitoring zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht nur mit einem Recorder aufgezeichnet wird, sondern auch auf Aktionen reagieren kann. Deshalb sollten die Abläufe und auftretende Besonderheiten und Probleme möglichst genau beschrieben werden.
Ich empfehle, spezielle End2End-Roboter einzusetzen, die zyklisch fest definierte Useraktionen über die SAP-GUI durchführen. Das können Aktionen, angefangen vom SAP-Login bis hin zum Befüllen von Suchmasken, sein. Die verstrichene Zeit zwischen den frei definierten Messpunkten wird ausgewertet, analysiert und an das Monitoringsystem übertragen. Idealerweise befinden sich diese Probes aus Rücksicht auf möglichst reale Rahmenbedingungen an verschiedenen Punkten in der Netzwerktopologie.

8. Schritt: Optimieren Sie Ihr SAP-Monitoring
Die meisten SAP-Anwender stehen Open Source skeptisch gegenüber. Zu mächtig erscheint das System, als dass ihm mit offenen Technologien „beizukommen“ wäre. Dabei lassen sich mit Open Source-Lösungen das CCMS, der SAP Control Webservice, RFC-Funktionen und BAPI ansprechen und damit in ein zentrales Monitoring integrieren. Eine solche Integration bietet neben der übergreifenden Überwachung noch weitere Möglichkeiten: So lassen sich zum Beispiel Metriken aus der SAP-Überwachung mit Metriken der Infrastruktur in Verbindung bringen. Dadurch, dass alle an einem Business-Service beteiligten IT-Systeme miteinander in Beziehung gesetzt werden, entsteht ein umfassendes und businesstaugliches Monitoring, mit dem sich auch große SAP- und IT-Landschaften lückenlos überwachen lassen.
Ich empfehle daher, bei der Einrichtung der SAP-Überwachung offene Technologien zu berücksichtigen. Zwei Systeme sind in meinen Augen dabei am geeignetsten:

Nagios Plugins for CCMS
Wer an Open Source-Software für Netzwerküberwachung denkt, denkt an Nagios. Die unter der GPLv2 stehende Lösung ist seit Jahren der De-facto-Standard in diesem Bereich. Durch den modularen Aufbau und die erweiterbare Architektur eignet sich das Tool für die Überwachung von komplexen Systemlandschaften mit SAP und anderen proprietären Anwendungen. Plugins übernehmen bei Nagios die Überwachung der verschiedenen Komponenten.
Die Nagios Plugins for CCMS sind wohl die bekanntesten für das CCMS und gelten als Vorbild für die Integration von CCMS-Metriken in Nagios. Mit den Plugins ist es möglich, Parameter aus dem CCMS zu beziehen und darzustellen.
Problematisch sind jedoch die Anzahl der Verbindungen zu SAP und die Ausführung vieler aktiver Checks in Nagios. Deshalb erstellt man häufig ein spezielles Monitoring-Set, das abgerufen wird. Der Output wird in einer Textdatei gespeichert. Generell ist das ein guter Ansatz, da dadurch das SAP-System entlastet wird.
Die Konfiguration erfolgt über die Konfigurationsdateien. Man benötigt dazu zwingend den Zugriff auf SAP, um die Informationen über Metriken und Monitoring-Sets beziehen zu können.

Das SAP-Monitoring-Modul von openITCOCKPIT
Verfügbare Monitoring-Lösungen haben eines gemeinsam: die Entlastungen wirken sich entweder positiv auf die Performance von SAP aus oder auf die des Monitoring-Systems – aber nicht auf beide gleichzeitig.
Ein Ansatz, der beide Systeme gleichermaßen entlastet, ist die Nagios-basierte Lösung openITCOCKPIT. Das SAP-Monitoring-Modul von openITCOCKPIT verfolgt zwei Ziele: Die Integration des SAP Control Webservice garantiert eine zukunftssichere Überwachung von SAP-Systemen. Durch die Architektur der Plugins und ihr Zusammenwirken mit einem aktiven Check und multiplen passiven Checks werden die SAP-Systeme und das Monitoring-System entlastet. Beim openITCOCKPIT SAP-Monitoring wird kein SAP Solution Manager (SolMan) als Datenquelle benötigt. Durch die Möglichkeit des verteilten Monitorings (Distributed Monitoring) wird zudem die Skalierbarkeit deutlich erhöht, sodass openITCOCKPIT auch große SAP-Landschaften und weitreichende Infrastrukturumgebungen überwachen kann.
Für ein unabhängiges und erweitertes Monitoring können über das CCMS hinaus weitere Datenquellen angebunden werden. Das sind unter anderem:
•    Datenbanken
•    Betriebssystemagenten
•    SAP Control Webservices
•    Aufruf von RFC-Funktionen / BAPI-Bausteinen
openITCOCKPIT ist in einer Community-Version auf Github erhältlich https://github.com/it-novum/openITCOCKPIT. Sie bietet umfassende Möglichkeiten zur Netzwerk-Überwachung. Für die Überwachung von SAP-Systemen muss das kostenpflichtige SAP-Monitoring-Modul erworben werden.

Fazit: Behalten Sie den Überblick
Viele Wege führen zum Ziel und eine Basisüberwachung von SAP ist mit vielen verschiedenen Tools möglich. Die Bordmittel von SAP bieten Zugriff auf alle relevanten Daten und ermöglichen es auch, Komponenten über die reine SAP-Landschaft hinaus zu überwachen. Leider ist die Einrichtung und Konfiguration der verschiedenen Tools sehr komplex und teilweise nicht automatisch möglich.
Um langfristig die Grundlage für ein umfassendes Monitoring von SAP zu schaffen, ist es wichtig, auf Technologien wie den SAP Control Webservice zu setzen. Open Source-Software wie openITCOCKPIT bietet einen einheitlichen Blick auf die gesamte IT inklusive Netzwerk, Server und SAP und gleichzeitig eine einfache und intuitive Konfiguration und Betrieb im Vergleich zum SolMan.
*Der Autor Peter Lipp ist Sales Manager Austria bei it-novum.


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