Innovationen für den guten Zweck

Dank technischer Hilfsmittel ist unser Alltag komfortabler als jemals zuvor. Wirklich benötigen tun wir die meisten Neuentwicklungen wie Smart TV, Navigationsgeräte und Ultraschall-Zahnbürsten jedoch nicht. Im Ernstfall kommen wir auch ohne sie aus. Einige Innovationen scheinen mitunter dagegen bereits unverzichtbar zu sein, bevor sie flächendeckend eingesetzt werden. Beste Beispiele hierfür sind multifunktionale Roboter in der Alterspflege oder visuelle Notrufsysteme. [...]

„Die EU investiert in neue Technologien, die der ‚Silver Generation‘ dabei helfen können, nicht nur länger zu leben, sondern diese zusätzlichen Jahre auch mit Leben zu füllen“, betont Neelie Kroes, ehemals Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, die für die Digitale Agenda zuständig war. „Wir alle werden nicht jünger. Aber wir wollen uns darauf verlassen können, dass wir auch im Alter unsere Menschenwürde und unsere Unabhängigkeit nicht verlieren und weiterhin respektvoll behandelt werden.“

MEHRSPRACHIGER VISUELLER NOTRUF
Eine weitere Neuentwicklung, die nicht nur älteren Menschen mit Hörproblemen hilft, ist das visuelle Notrufsystem HBN. Entwickelt wurde die Lösung von der Firma Telegärtner Elektronik für hörgeschädigte Menschen, damit diese sich mit der Außenwelt verständigen können, wenn sie Hilfe in einem Aufzug benötigen. Herkömmliche Sprechsysteme sind für hörgeschädigte Menschen weitgehend unbrauchbar. Das neuartige System eröffnet darüber hinaus auch Mitbürgern und Touristen, die die jeweilige Landessprache nicht beherrschen, neue Möglichkeiten der Kommunikation. Das mehrsprachige System ist somit auch in Bahnhöfen, Flughäfen oder Hotels in Notsituationen aller Art hilfreich. Darüber hinaus profitieren vor allem öffentliche Gebäude, Altersheime, Einrichtungen für Behinderte, Reha-Zentren sowie Mehrgenerationenhäuser und Wohnheime für das betreute Wohnen von der neuartigen Lösung.

In einem Notfall kann über einen Touchscreen kommuniziert werden, auf dem Fragen eingeblendet werden. Über die berührungs-empfindliche Oberfläche haben die Betroffenen die Möglichkeit, zwischen vorgegebenen Antworten auszuwählen. So lässt sich selbst mit gehörlosen Personen oder Menschen, die kein Deutsch verstehen, schnell klären, ob eine technische Störung oder ein medizinischer Notfall vorliegt und ob entsprechende Maßnahmen koordiniert werden müssen. Mit Sätzen wie „Hilfe kommt in 15 Minuten“ kann die Leitstelle den Fortschritt der Rettungsmaßnahmen auf dem Bildschirm anzeigen.

„Die Kommunikation ist mehrsprachig und kann anhand von Flaggensymbolen ausgewählt werden, ohne dass das Personal in der angeschlossenen Notrufzentrale die jeweilige Sprache beherrschen muss. Die Übersetzung liefert das System automatisch“, erklärt Andreas Hopf, Betriebsleiter bei Telegärtner Elektronik. „Falls notwendig kann sich das Personal über eine installierte Kamera auch ein Bild von der Lage vor Ort machen, was besonders dann äußerst hilfreich ist, wenn jemand ohnmächtig wird.“

Die barrierefreie Lösung lässt sich leicht installieren und kann ohne Einschränkungen nachgerüstet werden. Das System ist derzeit u.a. beim Deutschen Gehörlosen-Bund (DGB) in München, in der Elbschule in Hamburg sowie im Tagungshotel des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW im Einsatz. „Mit dem Notruf für Hörbehinderte fällt vielen Hörbehinderten ein Stein vom Herzen“, berichtet der Vorsitzende des DGB, Rudolf Sailer. Allein die Tatsache, dass das System zur Verfügung steht, sorgt demnach bereits für eine entspannte Atmosphäre. Dass vor wenigen Jahren ein Mitarbeiter in einem Aufzug im DGB stecken geblieben war, ist vielen noch in Erinnerung. Die Sorge, dann keine schnelle und adäquate Hilfe zu erhalten, muss nun niemand mehr haben.

* Ludger Voetz ist freier Autor in London.


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