Das Internet der Dinge, oder Internet of Things, kündigt die nächste digitale Revolution an – vorausgesetzt, aktuelle Probleme wie Energieversorgung, Standards, Datensicherheit und Verbraucherakzeptanz werden gelöst. Das könnte jedoch noch fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen. [...]
Beim Thema Sicherheit bewegt sich das Internet der Dinge noch in einem anderen Spannungsfeld. Es soll ein Höchstmaß an Datenschutz und -sicherheit bieten, gleichzeitig müssen die Geräte offen sein für die Vernetzung. Und sie sollen in ihrer Bedienbarkeit von der Inbetriebnahme bis hin zur Wartung einfach, preislich günstig und dazu auch noch kompakt und handlich sein. Und natürlich sollen immer mehr Geräte immer schneller auf den Markt gebracht werden. Und hier liegt die Crux: Werden die Entwicklungszeiten immer kürzer, leidet oftmals die Qualität. Statt hochwertiger und qualitätsgesicherter Komponenten werden billige oder nicht ausreichend geprüfte Teile verwendet – mit Sicherheitsrisiken und einer geringeren Lebensdauer. Es ist also notwendig, die Verbraucher zu sensibilisieren und Instanzen einzuschalten, die z.B. neue Geräte auf Datensicherheit überprüfen und Sicherheits-Zertifikate ausstellen. Für Hersteller bedeutet dies, neue Geschäftsfelder für hardwarenahe Programmierung zu schaffen und das Qualitätsmanagement noch ernster zu nehmen.
WARE INFORMATION
Momentan geht in der Internetwirtschaft der Trend dahin, Verbraucherdaten in großen Rechenzentren zu sammeln und zu verarbeiten – so wie es die großen Internet-Konzerne praktizieren. Dabei übersahen die Verbraucher oftmals, dass ihre Informationen selbst die eigentliche Ware sind, um die es geht. Im Klartext: Die Anbieter verdien(t)en mit den Informationen Geld, ohne die Informationsgeber daran zu beteiligen. Im Gegenzug dazu bieten die Konzerne ihre Cloud-Services kostenlos an und entsprechen damit der Erwartungshaltung der Verbraucher, die für viele Services nicht bereit waren, Geld auszugeben. Erst die NSA-Affäre und die großflächigen Accountdiebstahl-Vorfälle der letzten Monate führen hier langsam zu einem Umdenken. Dieses ebnet den Weg für Geschäftsmodelle, in denen die Verbraucher wieder bereit sind, für die Privatheit ihrer Daten auch Geld auszugeben. So könnten die Provider die Nutzer gezielt für die Freigabe ihrer Daten am dadurch erzielten Gewinn beteiligen, eventuell sogar in mehrstufigen Modellen, bei denen die Beteiligung von der Menge der freigegebenen Daten abhängt. Solche Modelle könnten für einen Akzeptanzschub für neue Anwendungen und das Internet der Dinge insgesamt sorgen.
DIE ZUKUNFT IST HYBRID
Meiner Einschätzung nach wird die Datenhaltung in vielen Bereichen – vor allem aber im häuslichen Umfeld – zurück in dezentrale, kleine Home-Server wandern. Begünstigt wird diese Entwicklung vor allem durch die rasant steigende Leistung extrem stromsparender, sehr preisgünstiger und kompakter Computersysteme. Der Raspberry Pi und vergleichbare Plattformen zeigen hier, was technisch für den Preis eines guten Abendessens inzwischen möglich ist. Ein solcher Homeserver kann problemlos als Zentrale für alle Geräte dienen, die zum persönlichen Umfeld gehören. Dabei ist es egal, wo Geräte und Besitzer sich gerade befinden: Via Internet lassen sie sich von beliebigen Orten der Welt aus überwachen und steuern. Aus der Cloud werden dann nur noch die Informationen bezogen, die bei der Verarbeitung der lokalen Daten und der Steuerung der lokalen Geräte zusätzlich benötigt werden. Und dies genau in dem Maße, wie es der Verbraucher für nötig und sicher hält. Das könnten z.B. die Daten der Wetterprognose sein, die in die Steuerung der Heizung mit einfließen oder der automatische Start der Waschmaschine oder anderer Geräte, wenn der Strom gerade besonders günstig ist (Stichwort Smart Grid).
Ich gehe davon aus, dass die Klärung aller offenen Fragen und die Entwicklung wirklich allgemeinverständlicher und massentauglicher Bedienkonzepte für das IoT noch fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Sind aber erst einmal alle Probleme soweit gelöst und Bedenken ausgeräumt, wird das Internet der Dinge die nächste digitale Revolution anführen. Es wird sich als fester Bestandteil in unserem Alltag etablieren und unser Leben bereichern.
* Wolfgang Klimt ist Bereichsleiter Delivery bei Consol.
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