iOS Screen Time vs. Android Digital Wellbeing: Wer hilft Ihnen Ihre Handysucht zu bekämpfen?

Sie verbringen Stunden auf Ihrem Smartphone? Scrollen durch Ihren Instagram, Facebook und Twitter Feed? Und eigentlich wollen Sie Ihre Zeit sinnvoller nutzen? Sowohl Apple als auch Google bringen im Herbst Apps heraus, die Ihnen helfen Ihre Smartphone Sucht zu zügeln. [...]

Wir verbringen immer mehr Zeit auf unseren Smartphones. Nun haben Android und Apple unsere Wünsche erhört und helfen uns mit ihren Apps Digital Wellbeing und Screen Time wieder öfter offline zu gehen. (c) Pixabay
Wir verbringen immer mehr Zeit auf unseren Smartphones. Nun haben Android und Apple unsere Wünsche erhört und helfen uns mit ihren Apps Digital Wellbeing und Screen Time wieder öfter offline zu gehen. (c) Pixabay

Egal ob Sie Team iPhone oder Team Android sind, Sie werden einiges über Ihre Handynutzung lernen. Sowohl Apple als auch Google haben ihr neuestes Betriebssystem für mobile Geräte mit einem App ausgestattet, welches dem Nutzern hilft und verständlich macht, wieviel Zeit er mit seinem Smartphone verbringt. Eltern können damit sogar die Zeit, die ihre Kinder täglich mit dem Handy verbringen dürfen, einstellen. Beide Apps sind noch in der Beta-Phase und werden im Herbst veröffentlicht. Wir haben die beiden „Zeitsparer“ auszuprobiert und zeigen Ihnen hier das Ergebnis.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Ein Vergleich

Sowohl Apple als auch Google beschränken die Nutzung der neuen Zeit-Tracker auf die Modelle, die die neuesten Versionen von iOS und Android haben.

Für Android Nutzer bedeutet dies, das nur Pixel Digital Wellbeing ab dem Launch nutzen kann. Wer Andorid One und andere Modelle nutzt muss noch ein wenig länger warten.

Apple Nutzer, die ein iPhone 5s, iPad mini 2, iPad Air, iPad Pro oder iPad (5. Generation) oder neuer haben und iOS 12 darauf installiert ist, können Screen Time ab dem Launch im Herbst nutzen.

Momentan ist noch nicht ersichtlich, wie viele Android Phones Googles Digital Wellbeing nutzen können. Allerdings werden Android Pie Geräte weitest gehend mit dem App versorgt.
Apple wird ab dem Launch definitiv mehr Geräte und damit Nutzer versorgen. Zusätzlich sammelt Apple die Daten, nicht nur von dem Gerät das Sie nutzen, sondern allen.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Installation

Da beide Apps noch in der Beta Phase stecken gibt es ein paar Schritte zu beachten, bevor sie die Apps nutzen können.

Android:

  1. Stellen Sie sicher, dass Sie ein Pixel Phone haben.
  2. Führen Sie das Upgrade zu Android 9 Pie aus.
  3. Gehen Sie zur Android Digital Wellbeing Beta Seite und geben Ihre Email Adresse ein.
  4. Warten Sie auf die E-mail Bestätigung von Google.

iPhone:

  1. Stellen Sie sicher, dass Sie ein iPhone 5s oder neuer haben.
  2. Melden Sie sich für das iOS 12 Public Beta an.
  3. Installieren Sie iOS 12 auf Ihrem Smartphone.

Wenn die offizielle iOS 12 Version im September veröffentlich wird, und Google Digital Wellbeing aus der Beta-Phase nimmt, sollte die Konfiguration durch ein Anmelden in der iCloud und den Google Accounts getan sein.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Startseite

Sowohl Apple als auch Google schlüsseln die Zeit, die Sie mit Ihrem Smartphone verbringen, visuell auf, damit Sie sofort den Überblick haben. Digital Wellbeing hat sich dabei für ein Tortendiagramm entschieden, welches Ihnen, sobald Sie die App öffnen, anzeigt wie viele Stunden und Minuten Sie das Handy benutzt, wie oft Sie es entsperrt und wie viele Benachrichtigungen Sie erhalten haben.

Screen Time von Apple zeigt ebenfalls an wie lange Sie ihr Mobilgerät schon benutzen, allerdings müssen Sie, um die Tabelle zu sehen, einmal mehr Klicken. Im Vergleich zu Google sind die angezeigten Daten aber nützlicher. Screen Time zeigt an wie oft Sie ihr iPhone aufgehoben haben, inklusive Durchschnittswerten und in welcher Stunde Sie dies am häufigsten getan haben. Benachrichtigungen werden nach App und Zeit aufgeteilt. Und auch die längste Session, in der Sie ihr Handy nicht aus der Hand gelegt haben, wird angezeigt.

Überraschenderweise ist die einfache und elegante Lösung von Google der Präsentation von Apple überlegen. Digital Wellbeing kann rasch geöffnet werden und gibt einen guten Überblick über Ihre Handynutzung ohne, dass sie unnötig herumscrollen oder klicken müssen. Gleichzeitig sehen Sie, welche Apps Ihre Zeit am häufigsten und längsten in Anspruch nehmen.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Der App Timer

Im Zentrum beider App Strategien steht die Möglichkeit die Nutzung einzelner Apps zeitlich zu limitieren. Allerdings sind die Herangehensweisen sehr unterschiedlich. Digital Wellbeing von Google lässt den Nutzer unterschiedliche Zeiten für unterschiedliche Apps setzen (ausgenommen sind hier Einstellungen und andere System Funktionen). Alles was Sie dazu tun müssen, ist Ihr Dashboard aufsuchen, auf die App klicken und den Timer setzen. Wenn Sie das Zeitlimit erreicht haben, erscheint die App gräulich auf dem Display. Wenn Sie dann darauf klicken, werden Sie daran erinnert, dass das Zeitlimit bereits aufgebraucht wurde.

Apple ermöglicht ebenfalls Zeitlimits zu setzen, allerdings funktioniert dies anders als bei Google. Auf der Startseite von Screen Time gibt es einen App Limits Tab. Wenn Sie darauf klicken haben Sie die Möglichkeit Zeitlimits für App Kategorien zu setzen, wie zum Beispiel Kreativität, Entertainment oder Spiele. Sie können entscheiden welche Apps in welcher Kategorie sind. Beachten Sie aber, dass Sie, wenn Sie alle Spiele in die Kategorie Spiele geben, und diese mit einem Limit von 60 Minuten versehen, danach keine Spiele mehr spielen können, wenn die Zeit abgelaufen ist. Wenn Sie einen Timer für einzelne Apps setzen wollen, müssen Sie diese auf ihrer Startseite finden, was sich als schwierig entpuppen kann. Solange Sie die gesuchte App aber finden, können Sie auch für diese individuelle App einen Timer setzen (ausgenommen ist hier das App Einstellungen). Schließlich gibt es noch die Funktion „Downtime“, die es Ihnen ermöglicht alle Apps runterzufahren, außer denen, die Sie sich selbst zu Verfügung stellen. Egal für welche Variante Sie sich entscheiden, sobald das Zeitlimit erreicht ist, werden die App Icons auf Ihrem Bildschirm dunkler und eine Sanduhr erscheint daneben.

Sobald das Zeitlimit abgelaufen ist, schränken beide Systeme Ihre Appnutzung ein. Wenn Sie versuchen, die App auf Ihrem Android Gerät zu öffnen, sagt Ihnen das System, dass das App pausiert ist. Auf dem iPhone erscheint eine Nachricht, die Ihnen sagt, dass Sie das Zeitlimit erreicht haben. Allerdings schließt Sie keines der Systeme komplett aus. In den Einstellungen von Digital Wellbeing können Sie mit „Learn More“ die Zeit des Timers verändern und anpassen. Ebenso funktioniert „Limit ignorieren“ auf dem iPhone. Damit können Sie den Timer um 15 Minuten verlängern oder für den Tag ignorieren.

Beide Systeme bieten die Funktion ein Limit zu setzen an. Diese Einstellung ist für Android Nutzer wesentlich einfacher einzustellen. Allerdings ist die Möglichkeit die Zeit, bei Erreichen des Limits zu verlängern bei Apple sehr nützlich.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Bitte nicht stören!

Zusätzlich zur Zeitlimit Einstellung bieten Apple und Google neue “Do Not Disturb”/”Bitte nicht stören” Funktionen an. Während die Kernfunktion dieselbe ist – eine Zeit einstellen in der keine Benachrichtigungen stören sollen/können – unterscheiden sie sich in einem Kernelement: das Tagesende

Wenn Sie auf dem iPhone „Do Not Disturb“ einstellen, bekommen Sie zusätzlich die Option der Bedtime Mode. Neben den lautlosen Anrufen und Benachrichtigungen, die direkt ins Notification Center geschickt werden, dimmt es zudem den Lock Screen, damit Sie in der Nacht nicht gestört werden.
Google hat ein ähnliches System namens Wind Down. Auch damit werden Anrufe und Benachrichtigungen stumm geschalten. Aber ich Gegensatz zum gedimmten Bildschirm, entsättigt Wind Down Ihren Bildschirm und Ihre Apps, sodass Sie einen schwarz-weiß Look haben. Die Idee dahinter ist es, Ihre Augen auszurasten, damit Sie rascher einschlafen können.

Zwei sehr unterschiedliche Zugänge. Während Google alle Einstellungen an die Vermutung angepasst hat, dass Sie ihr Handy auch nachts im Bett nutzen, geht Apple sicher, dass Ihr Handy sie nicht stört, wenn Sie es auf ihrem Nachttisch liegen haben.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Kindersicherung

Das ist der größte Unterschied zwischen den beiden Systemen. Digital Wellbeing ist nicht wirklich für Kinder gebaut, es ist für die Nutzer gebaut. Google bietet darum zur Kindersicherung ein separates App an, welches sich Family Link nennt. Die App ermöglicht Eltern das Handy ihrer Kinder geringfügig zu überwachen und Zeitlimits zu setzen.
Apple kombiniert diese Funktionen mit Screen Time und Family Sharing. Ähnlich wie Googles Family Link, lasst Screen Time Eltern den Inhalt einschränken, Schlafenszeiten festlegen und natürlich auch die Appnutzung einzuschränken. Und da alles mit einem Passwort geschützt werden kann, können die Kinder diese Regeln nicht umgehen. Genau wie Screen Time auf dem Haupthandy funktioniert es auf allen iOS 12 Geräten.

Digital Wellbeing vs. Screen Time: Welches ist besser?

Es ist schwer einen klaren Sieger zu küren. Während beide Apps die ein oder andere Verbesserung vertragen können, helfen beide ihren Usern ihr online Leben in den Griff zu bekommen.

Digital Wellbeing von Google scheint ein wenig durchdachter und eleganter als Screen Time von Apple. Da es ein externes App zur Kindersicherung hat, was Google ermöglicht, sich auf die individuelle Nutzung zu fokussieren anstelle alle Fronten gleichzeitig zu versorgen versucht.
Apples System legt einen guten Start hin und wird sich wahrscheinlich rasch weiterentwickeln.
Beide sind lange überfällig. Es ist großartig zu sehen, dass das Thema der Smartphone Sucht und Nutzung endlich auch von denen Aufmerksamkeit erhält, die etwas dafür oder dagegen tun können.

*Michael Simon schreibt für Macworld.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*