Forrester hat ermittelt, welche Unternehmen in den USA wie viel für welche IT ausgeben. Und erläutert dabei auch, warum Benchmarks für CIOs so wichtig sind. [...]
CIOs haben traditionell ein ambivalentes Verhältnis zum Budget-Benchmarking. Einerseits können die von solchen Vergleichen gelieferten Zahlen im besten Fall die benötigten Argumente liefern, um Vorstände oder Finanzchefs von wichtigen Investitionen zu überzeugen.
Andererseits wissen CIOs natürlich genau, dass sich der echte Informationswert vieler Benchmarkings in Grenzen hält, weil man entweder – notgedrungen – Äpfel mit Birnen vergleicht oder die Ergebnisse insgesamt unscharf bleiben – oder beides.
Mit dem Report „2017 Tech Budgets Benchmarks“ liefert Forrester CIOs nach eigenen Angaben nun Benchmarks, die wirklich etwas bringen. Es gehe dabei nicht nur darum, schreibt Forrester, festzustellen, „wie die eigenen IT-Ausgaben im Vergleich einzuschätzen sind“, sondern CIOs müssten auch herausfinden, wie genau sie die Relation von Kosten und Nutzen für ihren Bereich optimieren und wie sie sehen können, welchen Mehrwert ihre (geplanten) Investitionen dem Business genau bringen.
Das Wichtigste in Kürze:
- US-Unternehmen geben 2017 weniger Geld für neue Projekte aus.
- Mittelständler investieren dabei relativ mehr in IT als Großunternehmen.
- Forrester empfiehlt CIOs, Benchmarks zwar gezielt zu nutzen, sich aber auch ihrer Grenzen bewusst zu sein.
PASSIVITÄT IST IMMER EIN FEHLER
Um dies natürlich auch offensiv zu kommunizieren: „Verwenden Sie Benchmarks gezielt, um CEOs und CFOs vor Augen zu führen, was sie von bestimmten IT-Ausgaben haben“, so Forrester. CIOs, die bisher vergleichsweise wenig Geld ausgeben, könnten dafür werben, an bestimmten Stellen gezielt zu investieren, um die Position des eigenen Unternehmens in dem betreffenden Segment zu verbessern.
Und jene, die über den Durchschnitt liegen, könnten entweder ihre Budgets umschichten, um Ziele noch effizienter zu erreichen als bisher, oder – wenn sie eine starke Position im Markt haben – dafür plädieren, das eingeschlagene Tempo beizubehalten, um den Vorsprung zum Wettbewerb auszubauen. Forrest empfiehlt in jedem Fall, nicht passiv, sondern proaktiv zu agieren.
Benchmarks, die nach unterschiedlichen Kategorien, nach Funktionen und Aktivitäten gegliedert sind, trügen systematisch dazu bei, die Rate von sinnlosen, nicht zielführenden Investments zu senken. Wichtig sei dabei natürlich, sich nur mit wirklich vergleichbaren „Peers“ zu messen.
PROJEKTE MÜSSEN ZUR STRATEGIE PASSEN
Im Falle von Investments in neue Projekte sollten CIOs den Vergleich mit anderen nicht überbewerten, wichtiger als irgendeine Positionierung sei hier, dass das Projekt zur eigenen Strategie passt. Allerdings dürfe man hier nicht allzu leichtfertig Geld ausgeben, weil jedes überteuerte neue Projekt den IT-Gesamtetat dauerhaft erhöhe.
Um CIOs ganz praktisch bei der Entscheidungsfindung in diesem sensiblen Bereich zu helfen, schlüsselt Forrester in seinem jährlichen Report genau auf, was Unternehmen im Verhältnis zu Umsatz und Mitarbeiterzahl für IT ausgeben. Gegliedert werden diese Ergebnisse nach Branchen und Unternehmensgröße, IT-Kategorien und Funktion der betreffenden Investition.
DIE DATENGRUNDLAGEN
Aus diesem vielschichtigen Zahlenwerk leitet Forrester anschließend auch allgemeingültige Trends ab. Grundlage der gesamten Erhebung sind dabei zwei verschiedene Datenbasen:
Erstens das Forrester-eigene sogenannte „Business Technographics Global Business Survey“, für das jeden Herbst 1.500 US-Unternehmen über Art und Höhe ihrer IT-Ausgaben befragt werden. 1.032 von ihnen hatten aktuell geantwortet, Unternehmen, „die in ihrer Größe ungefähr dem Forrester-Kundenstamm entsprechen“.
Obwohl das Unternehmen nirgendwo – auch nicht auf seiner Website – sagt, was das in konkreten Größenordnungen bedeutet, darf angenommen werden, dass es sich hier vor allem um mittelgroße bis große Unternehmen handelt.
Zweite Datengrundlage ist Forresters exklusive Tech-Industrie-Datenbank, die entsprechende Ausgaben nach Branchen aufschlüsselt. Die Daten darin stammen aus staatlichen Statistiken über IT-Investitionen in Hard- und Software, Consulting, Outsourcing, Telekommunikation und Personal. Diese Daten, sagt Forrester, decken alle Firmen innerhalb einer Industrie ab – und nicht nur große und mittlere.Top-Firmen der Branche Industrie
IT-INVESTITIONEN NACH BRANCHEN
Im Jahre 2017 geben US-Unternehmen demnach 3,1 Prozent ihres Umsatzes für IT aus, bei Mittelständlern allein sind es 4,3 Prozent. Die Erkenntnis, dass Kleinere prozentual mehr ausgeben als Große, gilt allerdings nicht über alle Branchen hinweg. In der Finanzindustrie, der Gesundheitsbranche und im staatlichen Sektor ist die IT gerade bei großen Playern besonders wichtig mit der Folge, dass sie sogar mehr Geld – gemessen am Umsatz – ausgeben als kleinere.
WENIGER GELD FÜR NEUE PROJEKTE
Dabei unterscheidet die Analyse zwischen IT-Ausgaben und MOOSE. Das von Forrester erfundene Akronym bezeichnet die Summe sämtlicher Kosten – also für Investitionen, Personal und Betrieb – die die IT eines Unternehmens verursacht.
Dieser Wert liegt bei den Großen bei 2,1 Prozent vom Umsatz und im Mittelstand bei 3,1 Prozent. Die Ausgeben für neue Projekte sinken auf einen Anteil von 28 Prozent an allen IT-Ausgaben, im Jahr zuvor waren es noch 29 Prozent.
Ausgaben für den reinen Betrieb der Systeme stiegen dagegen von 57 auf 58 Prozent. Grund dafür ist, dass hierzu auch die – überall wachsenden – Cloud-Aktivitäten zählen.
IMMER MEHR GELD FÜR SOFTWARE
Der Anteil langfristiger Investitionen sinkt ebenfalls leicht, wobei – wie Forrester betont – dieser Rückgang deutlich stärker ausfallen würde, wenn es nicht mittlerweile Mode wäre, auch Software-as-a-Service-Verträge dieser Kategorie zuzuordnen.
Insgesamt nimmt Software und alles, was damit zusammenhängt, einen größeren Teil der Budgets in Anspruch als in der Vergangenheit. Ebenfalls steigend sind die Ausgaben für Outsourcings, Tech-Consulting, Systemintegration und Telekommunikation.
Sämtliche, detailliert nach Branchen aufgeschlüsselten Ergebnisse, die an dieser Stelle nicht vollumfänglich widergegeben werden können, finden Interessierte hier.
*Christoph Lixenfeld arbeitet seit 25 Jahren Journalist und Autor
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