Netzwerk-Technologien spielen eine zentrale Rolle, wenn es um die Themen Digitalisierung, Cloud oder Virtualisierung geht. Wir haben deshalb namhafte Hersteller gefragt, mit welchen Netzwerk-Trends sich IT-Verantwortliche in der nahen Zukunft auseinandersetzen müssen. [...]
Das Thema Digitalisierung in Verbindung mit Internet-of-Things (IoT) oder Industrie 4.0 stellt auch Netzwerkverantwortliche in Unternehmen vor neuen Herausforderungen. Denn schließlich soll das stetig steigende Datenaufkommen schnell, sicher und verzögerungsfrei vom Absender zum Empfänger gelangen. Handelt es sich zudem um unternehmens- oder zeitkritische Daten, entpuppt sich das Netzwerk oft als der Flaschenhals der Unternehmens-IT. Neue Technologien sollen dabei helfen.
So setzen viele Unternehmen auf eine höhere Bandbreite ihres Netzwerkes. Doch auch Technologien wie Fabrics oder Software-defined-Network (SDN) sowie eine Kombination aus beiden sind probate Mittel das Netzwerk auf ein aktuelles Leistungsniveau zu hiven. Um etwas den Nebel auf zukünftige Netzwerk-Trends zu lichten, haben wir namhafte Hersteller gebeten, ihre Einschätzung über die nächsten Entwicklungsschritte im Bereich Netzwerk zu erläutern.
Jonas Rahe, Manager Data Center Sales Germany bei Cisco: „Auch im Bereich Netzwerk spielt das Datenwachstum eine große Rolle, schließlich müssen die Informationen auch übertragen werden. Dabei zeigen aktuelle Studien, dass der Datenverkehr innerhalb eines Rechenzentrums vor allem durch den Transfer zwischen verschiedenen Anwendungen steigt und nicht durch Anfragen der Nutzer. Dies erfordert performante Infrastrukturen. Entsprechend sind heute 10 Gbit-Netzwerke schon Standard. Im Core des Rechenzentrums sollten bereits 40Gbit-Leitungen verwendet werden. Auch 100 Gbit wird schon bei vielen Unternehmen eingeführt, da die Übertragungsbandbreiten deutlich zunehmen. Natürlich ist dies auch eine Kostenfrage, doch die Lösungen werden immer günstiger. Und künftig stehen auch 25- oder 50 Gbit-Varianten bereit.
Ebenso wie im Storage-Bereich wird auch im Netzwerk der Software-defined-Ansatz immer wichtiger. Die klassischen Netzwerk-Infrastrukturen können nämlich kaum noch die aktuell geforderten Netzwerkfunktionen abbilden und auf die Applikationen anwenden. Eine Herausforderung bilden hier auch die derzeitigen Organisationsstrukturen in Unternehmen. So gibt es in der Regel getrennte IT-Teams für Server, Storage und Netzwerk. Heute ist jedoch ein abteilungsübergreifender Ansatz nötig, da die Technologien zunehmend zusammenwachsen und letztlich die Anwendung für den Nutzer im Vordergrund steht. Diese muss möglichst stabil, schnell und flexibel anpassungsfähig sein, wie dies geschieht, spielt dagegen keine Rolle mehr. Entsprechend sind applikationszentrierte Infrastrukturen nötig, welche die Anwendung in den Mittelpunkt stellen.
Daran knüpft sich der dritte große Trend im Bereich Netzwerk an, der Policy-basierte Ansatz zur Automatisierung. Damit lassen sich Software-basierte Richtlinien zentral ausrollen. So bieten aktuelle Switches die Lauffähigkeit in zwei Modi an, für das traditionelle Rechenzentrum und in applikationszentrierten Infrastrukturen.
Alexander Thiele, Director Networking Germany bei Dell: „Im Bereich Netzwerk stehen 2016 die Trends Virtualisierung und Automatisierung ganz oben auf der Agenda. Viele Unternehmen profitieren seit Jahren von den Vorteilen der Virtualisierung im Serverbereich, jetzt können diese auch auf das Netzwerk übertragen werden. Die wichtigsten Ziele sind ein einfacheres Handling, eine effizientere Nutzung der vorhandenen Ressourcen sowie Einsparungen bei den Investitions- und Betriebskosten. Außerdem bringt die Virtualisierung den Vorteil mit sich, dass Netzwerkressourcen einfacher bereitgestellt werden können und damit die Infrastruktur schneller zur Verfügung steht.
Ein weiterer Trend im Netzwerkbereich ist die Disaggregation von Hardware und Software. Unternehmen können dabei eine Standardplattform mit offenen Systemumgebungen nutzen, was sie vor unnötigen Investitionskosten bewahrt. So sind sie flexibler, wenn es beispielsweise darum geht, Betriebssystemumgebungen an ihre individuellen Anforderungen anzupassen. Darüber hinaus können sie bereits vorhandene Standardhardware zur Integration von zusätzlichen Funktionalitäten nutzen, wie etwa Load Balancing, Monitoring, erweiterte Sicherheitsfunktionalitäten und Management.
Auch Multirate wird 2016 eine wichtige Rolle spielen. Multirate Switching bedeutet, dass bestehende 100-GbE-Ports auch für die Anbindung von 10, 25, 50 und 40 GbE verwendet werden können. Gerade dann, wenn Unternehmen 25 GbE für die Serveranbindung einsetzen wollen, ist es mittels Breakout-Kabel möglich, vier Serververbindungen an einem 100-GbE-Port zu realisieren, das heißt bei 32 Ports sind bis zu 128 Serververbindungen auf 1HE möglich. Des Weiteren können bestehende 40-GbE Geräte an demselben Switch angeschlossen werden. Die Vorteile sind Flexibilität, Zukunftssicherheit und ein klarer Migrationspfad in Richtung 100 GbE, da Unternehmen im Laufe der Zeit wahrscheinlich bestehende 40-GbE-Verbindungen auf 100 GbE migrieren wollen.“
Ingolf Wittmann, Technical Director bei IBM Deutschland, Österreich, Schweiz: „Zu den wichtigsten Netzwerk-Trends zählen:
- Software-Defined Networking
- Total Network Security / SIEM-Ansätze
- IoT und Networking
Die Digitalisierung der unterschiedlichen Industrien ermöglichen neue digitale Serviceansätze für jegliche Industrien, was aber gleichzeitig bedeutet, dass viele der Netzwerkinfrastrukturen zu alt und unflexibel sind, um SDI- und SDS-Architekturen fahren zu können. Hier besteht ein wesentlicher Nachholbedarf sowohl in der Infrastruktur als auch im Security-Umfeld.“
Paul Hoecherl, Solution Sales Exec bei Lenovo: „Wir beobachten den Netzwerkmarkt sehr genau und haben und dabei als eine wichtigen Aspekt den Trend in Richtung echtem 100 Gbit festgestellt. Ein zentrales Thema ist auch Software-defined Network beziehungsweise Software-defined DataCenter. Ein große Roll wird zukünftig auch die Auseinandersetzung mit Converged Architekturen (FcoE) spielen.“
Benjamin Bayer, Product Manager Virtualization bei Thomas Krenn AG: „Software Defined Networking (SDN) und Netzwerk-Virtualisierung könnte 2016 tatsächlich beim Kunden ankommen. Anforderungen, die der Betrieb privater oder hybrider Clouds stellt, etwa Isolation von Netzwerken, Skalierung und flexible Administration mit virtuellen, einfach zu verwaltenden Netzwerken lösen. Hersteller wie VMware haben 2015 SDN als den letzten verbliebenen Baustein des Software-defined Datacenters nach Server- und Storage-Virtualisierung intensiv vorangetrieben, das kommende Jahr wird zeigen, wie die Akzeptanz im Markt ist.“
*Bernhard Haluschak ist als Redakteur bei TecChannel tätig.
Be the first to comment