Die Outsourcing-Variante Outstaffing stellt einen neuen Weg für die strategische Entwicklung von Unternehmenssoftware dar. Das müssen Sie wissen. [...]
Es ist wohl der Traum eines jeden IT-Verantwortlichen: Wann immer eine neue Software gebraucht wird, sei es für eine App, ein Webportal, eine Datenbank oder eine ERP-Anwendung, wendet er sich einfach an seine Entwicklungsabteilung – ein Projekt wird auf- und schließlich umgesetzt.
Die Realität sieht leider oft anders aus: Nicht jedes Unternehmen möchte eigene Entwicklungsressourcen aufbauen, weil es Software nicht als Teil ihres Kerngeschäfts versteht – oder kann es sich schlichtweg nicht leisten. Interne Entwickler kosten Zeit und Geld, angefangen von der teils langwierigen Suche nach geeigneten Kandidaten über den Recruiting-Prozess bis hin zum erfolgreichen Abschluss der Stellenbesetzung. Dann schlagen vergleichsweise hohe Gehälter zubuche: Etwa 63.000 Euro verdient ein festangestellter Softwareentwickler durchschnittlich laut einer aktuellen Analyse von Absolventa.
Das bedeutet gerade für junge oder kleinere Unternehmen, dass sie gezwungen sind, neue Wege zu gehen. Der schnellste Weg zu mehr Flexibilität und Skalierung ist es, Softwareentwicklungsprojekte an externe Unternehmen auszulagern. Beim so genannten IT-Sourcing hat sich in jüngster Zeit neben dem klassischen Outsourcing das Outstaffing als zunehmend beliebte Alternative erwiesen.
Outstaffing – Definition
Outstaffing ist eine hier in Deutschland noch relativ unbekannte Variante des Outsourcing. Anders als beim klassischen IT-Outsourcing bleibt dabei die technische Leitung der Softwareentwicklung im Haus des Auftraggebers: Der Outstaffing-Dienstleister entwickelt die Software und Komponenten gemeinsam mit dem internen Entwicklerteam und skaliert so Entwicklungs-Power und -geschwindigkeit.
Damit der Entwicklungsprozess, zu dem sowohl In-House-Ressourcen wie auch externe Developer-Power beitragen, die gewünschten Vorgaben erreicht, müssen allerdings wichtige Eckdaten für das Resultat zuvor klar definiert werden. Dazu gehören zum Beispiel die Teamgröße, die Release-Planung und der sich daraus ergebende zeitliche Personalbedarf.
Im Gegensatz dazu beauftragt ein Unternehmen beim Outsourcing einen Dienstleister mit der Softwareentwicklung. Dieser führt das Projekt vom Anfang bis zum Ende eigenständig durch. Das beauftragende Unternehmen leitet weder das Entwicklerteam, noch steuert es den gesamten Entwicklungsprozess bis zur Übergabe der „schlüsselfertigen“ Software.
Outstaffing – Vorteile für Unternehmen
Unternehmen, die sich für das Outstaffing-Modell entscheiden, haben zwei Vorteile auf ihrer Seite: Sie bringen ihre Entwicklungsprojekte für Software oder Softwarekomponenten in der Regel schneller zum Abschluss. Dazu trägt unter anderem auch bei, dass sie beim Outstaffing-Dienstleister auf die Expertise eines kompletten Entwicklerteams zurückgreifen können, das so unterschiedliche Bereiche wie CRM-Anwendungen, App-Programmierung, Cloud-Technologien oder auch künstliche Intelligenz abdeckt.
Dazu kommt als zweiter und womöglich größter Vorteil des Outstaffing-Modells der schnelle und gleichzeitig nachhaltige Anschluss an digitale Ökosysteme, ohne dabei die Leitung abzugeben.
Outsourcing vs. Outstaffing – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Beiden Ansätzen ist gemein, dass sie die Entwicklung von Software skalierbar machen. Welcher Weg der Beste ist, hängt letztlich von den konkreten Gegebenheiten beim Auftraggeber ab – und darauf, wie eingehend sich dieser mit beiden Ansätzen beschäftigt. Es geht letztendlich darum, eine Lösung zu finden, die zum Entwicklungsziel und den Projektanforderungen passt. Bevor ein Unternehmen sich für einen der beiden Möglichkeiten entscheidet, sollte es sich vor Beginn des Projekts daher mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Besteht ein dediziertes Produkt- und Projektmanagement im Team?
- Sind die Prozesse und Tools vorhanden?
- Wer kann das Projekt in allen technischen Fragen leiten: Kann dies intern erfolgen oder muss der Entwicklungspartner übernehmen?
- Beeinflusst das Projekt direkt unser Kerngeschäft oder geht es um eher administrative Fragen?
- Inwiefern zahlt das Software-Projekt auf die Strategie des Unternehmens ein?
Wenn diese Fragen geklärt sind, kommt das wichtigste Kriterium ins Spiel: Entscheidend für die Qualität der am Ende gelieferten Software ist das Verständnis des Dienstleisters für das Softwaresystem des Auftraggebers. Und das muss der Dienstleister immer entwickeln, unabhängig davon, ob er auf die eine oder andere Weise hinzugezogen wird.
*Lionel Born ist Gründer und CEO des Outstaffing-Anbieters L-One.
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