Die Experten von Panorama Consulting haben untersucht, wie gut beziehungsweise schlecht ERP-Projekte der vier großen Anbieter Infor, Microsoft, Oracle und SAP laufen. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass die Implementierung eines neuen ERP-Systems den Verantwortlichen in den Unternehmen immer noch viel Kopfzerbrechen bereitet. [...]
PROJEKTKOSTEN: ORACLE-EINFÜHRUNGEN WERDEN TEUER
Auch bei den Projektkosten verzeichnen die Unternehmen ein Delta zwischen dem Plan und der ERP-Realität – in aller Regel zu ihren Ungunsten. SAP-, Oracle und Microsoft-Vorhaben fallen meist teurer aus als ursprünglich geplant. Lediglich die Infor-Nutzer berichten, dass sie mit ihren Projekten im Durchschnitt etwas günstiger wegkommen als ursprünglich geplant. Am schlechtesten kalkulierbar scheinen Oracle-Einführungen zu sein. Sie kommen die Anwender im Schnitt 17 Prozent teurer als zu Beginn kalkuliert. Im Rahmen von Microsoft-Projekten liegt das Delta bei 13 Prozent, bei SAP-Einführungen bei fünf Prozent.
Im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2014 hat sich vor allem das Delta bei Oracle-Projekten vergrößert. Damals waren es lediglich drei Prozent. Als Gründe sehen die Experten von Panorama Consulting die Komplexität der Software sowie die ausufernde Funktionalität. Anwenderunternehmen falle es zunehmend schwerer, die modulare Zusammensetzung der ERP-Pakete zu durchschauen. Auch die meist hohen Aufwendungen für die kundenspezifischen Anpassungen der Software würden dazu beitragen, dass Budgetpläne nicht eingehalten würden.
In absoluten Zahlen kommen Oracle-Projekte die Kunden am teuersten. 2,7 Millionen Dollar schlagen hier im Durchschnitt zu Buche. Das sind deutlich mehr als noch vor zwei Jahren, als im Rahmen der Umfrage ein Preis von 2,25 Millionen Dollar ermittelt wurde. Damit löst Oracle SAP an der Spitze der Preisliga ab. Projekte der Walldorfer kommen aktuell auf einen Durchschnittspreis von 2,2 Millionen Dollar, zwei Jahre zuvor waren es noch 2,55 Millionen Dollar. Auch eine Dynamics-Einführung hat sich etwas verbilligt von 1,8 auf 1,7 Millionen Dollar – damit ist die Microsoft-Software im Vergleich des Quartetts am günstigsten. Infor-Projekte kosten im Schnitt 2,1 Millionen Dollar.
RETURN ON INVEST (ROI) KOMMT IMMER SPÄTER
Immerhin scheint sich ein signifikanter Anteil der Oracle-Projekte schnell auszuzahlen. Jeder fünfte befragte Oracle-Anwender gab an, dass sich das Projekt innerhalb des ersten Jahres amortisiert habe. Allerdings liegt mit 40 Prozent auch der Anteil derer, die sagen, dass es mehr als drei Jahre gedauert habe, relativ hoch – nur noch übertroffen von Microsoft-Kunden (43 Prozent). Grundsätzlich scheint es, dass sich in immer weniger Unternehmen ERP-Investitionen schnell bezahlt machen: Innerhalb eines Jahres ist das bei lediglich 13 Prozent der SAP-Kunden und zehn Prozent der Infor-Anwender der Fall. Kein Microsoft-Projekt findet sich in dieser Kategorie. Vor zwei Jahren hatten immerhin noch 43 Prozent der SAP- und 38 Prozent der Oracle-Kunden angegeben, ihr Projekt habe sich binnen Jahresfrist bezahlt gemacht.
Außerdem steigt der Anteil der ERP-Kunden, die keine Amotisierung ihrer Investitionen feststellen können. Waren es vor zwei Jahren noch etwa sieben Prozent der SAP- und rund 12 Prozent der Oracle-Kunden, stiegen die Anteile in der aktuellen Umfrage zum Teil deutlich an: Im SAP-Umfeld auf 13 Prozent, Oracle 20 Prozent, Microsoft 29 Prozent und Infor sogar 40 Prozent. Im Durchschnitt haben die Experten von Panorama Consulting eine Dauer von drei Jahren ermittelt, bis sich ein ERP-Projekt ausgezahlt hat. Das ist deutlich länger als die 1,7 Jahre, die in der Umfrage 2014 ermittelt wurden.
Es brauche Zeit, bis die User das neue System verstanden und erlernt hätten, merken die Analysten an. Erst dann ließe sich der volle Funktionsumfang nutzen und damit auch die Vorteile einer neuen ERP-Software umsetzen. Warum viele Unternehmen nicht sagen können, ob sich ihr ERP-Projekt gelohnt habe, könnte allerdings auch daran liegen, dass im Vorfeld keine Parameter definiert wurden, um dies zu messen. Nur wenn vor der Implementierung die notwendigen Key Performance Indicators (KPIs) festgelegt seien, ließe sich später auch ermitteln, ob sich ein ERP-Vorhaben ausgezahlt habe.
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