Die Experten von Panorama Consulting haben untersucht, wie gut beziehungsweise schlecht ERP-Projekte der vier großen Anbieter Infor, Microsoft, Oracle und SAP laufen. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass die Implementierung eines neuen ERP-Systems den Verantwortlichen in den Unternehmen immer noch viel Kopfzerbrechen bereitet. [...]
HIGHLIGHTS UND FAZIT
SAP punktet in erster Linie mit seinem hohen Marktanteil. Das dürfte auch mit ein Grund dafür sein, dass die Softwerker aus dem Badischen im Rahmen der Auswahlprojekte besonders oft auf den Short Lists auftauchen und im Zuge dessen auch häufig am Ende als Sieger dastehen. Allerdings laufen die Projekte allem Anschein nach zeitlich gerne aus dem Ruder. Das Delta zwischen geplanter und realer Implementierungsdauer ist bei SAP am größten.
Oracles ERP-Lösungen kommen die Anwender teuer. Die Projektkosten und auch die Differenz zwischen geplanten und realen Kosten liegen im Vergleich am höchsten. Dafür dauert die Unterbrechung des laufenden Betriebs im Zuge der ERP-Implementierung im Oracle-Umfeld am kürzesten.
Microsoft kämpft nach wie vor mit einem geringen Marktanteil im weltweiten ERP-Geschäft und taucht infolgedessen auch nicht so oft auf den Shortlists auf. Die Gesamtkosten für Dynamics-Vorhaben liegen zwar vergleichsweise niedrig. Doch die Einführung dauert lange.
Projekte mit Infors ERP-Lösungen lassen sich am besten kalkulieren, was Zeitaufwand und Kosten betrifft. Auch in Sachen Funktionalität kann Infor überzeugen. Allerdings findet sich der US-Anbieter noch vergleichsweise selten auf den Short Lists der Anwenderunternehmen wieder.
Im Zuge von ERP-Einführungen tauchen immer wieder die gleichen Probleme auf: Zeit- und Kostenpläne laufen aus dem Ruder, es kommt im Zuge der Implementierung zu langen Unterbrechungen des laufenden Betriebs und unter dem Strich ziehen die Unternehmen zu wenig Vorteile aus einem neuen ERP-Systems. Diese Probleme, die bereits im Rahmen der vergangenen Umfragen immer wieder genannt wurden, dominieren auch die jüngste Studie.
Dabei seien die Ursachen nicht zwangsläufig der Software oder dem Anbieter anzulasten, warnen die Analysten. Vielmehr resultierten viele Probleme aus Fehlern in der Projektorganisation. Wer ein ERP-Projekt hinsichtlich der betroffenen Mitarbeiter und der Prozesse nicht richtig vorbereitet, wird auch keine Vorteile aus einem neuen ERP-System ziehen können, lautet die Schlussfolgerung der Panorama-Consulting-Experten. Da könne die ERP-Software noch so gut sein.
Für den Bericht „Clash oft the Titans 2016“ haben die Experten von Panorama Consulting Solutions Antworten von 519 Unternehmen ausgewertet, die sich mit der Einführung eines ERP-Systems von Infor, Microsoft, Oracle oder SAP beschäftigt hatten beziehungsweise eine der entsprechenden Softwarelösungen im Einsatz hatten. Die Daten wurden im Zeitraum von Juli 2014 bis Oktober 2015 erhoben.
*Martin Bayer ist stellvertretender Chefredakteur bei der computerwoche.de
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