Keiner mag den Stellvertreter

"Vor einiger Zeit stellte ich einen jungen Informatiker als meinen Stellvertreter ein. Er ist in meinem Softwareunternehmen unter anderem für die Qualitätskontrolle zuständig. Doch ich merke: Meine langjährigen Mitarbeiter sperren sich gegen ihn. Wo es geht, lassen sie ihn auflaufen. Habe ich den falschen Mann eingestellt?" [...]

Stefan Bald, Geschäftsführer bei Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, meint dazu:“Vermutlich nicht! Fast alle jungen, unerfahrenen Führungskräfte haben am Anfang Schwierigkeiten, ihrer Führungsrolle gerecht zu werden. In eine solche Rolle wächst man erst mit der Zeit hinein. Hierbei brauchen die angehenden Führungskräfte Unterstützung. Sonst begehen sie zum Beispiel folgenden typischen Anfängerfehler: Sie versuchen in den ersten Tagen bereits vieles umzukrempeln, um ihre Tat- und Führungskraft zu beweisen.

Das führt automatisch zu Spannungen mit den altgedienten Mitarbeitern – gerade wenn „der Neue“ für so sensible Aufgaben wie die Qualitätskontrolle zuständig ist, bei der er den anderen Mitarbeitern auch eine Rückmeldung über deren Arbeit gibt. Empfehlen würde ich Ihnen: Schicken Sie Ihren Stellvertreter mal zu einem Führungsseminar. Oder stellen Sie ihm in den nächsten Monaten einen Coach zur Seite, mit dem er darüber sprechen kann, wie er gewisse Führungsaufgaben im Alltag angeht.

Eine gute Fachkraft ist nicht automatisch auch eine gute Führungskraft. Wie erfolgreich Ihr Stellvertreter ist, hängt aber auch von Ihrem Verhalten ab: Lassen Sie Ihren Stellvertreter spüren, dass Sie ihm vertrauen. Und signalisieren Sie zugleich Ihren Mitarbeitern, dass sie mit dem „Neuen“ leben müssen. Ansonsten untergraben Sie seine Autorität und Ihre „alten“ Mitarbeiter werden stets versuchen, einen Keil zwischen Sie und Ihren Stellvertreter zu treiben.

10 TIPPS FÜR NEUE FÜHRUNGSKRÄFTE

  • Eigenen Stil finden: Kopieren Sie nicht den Führungsstil anderer Führungskräfte. Besinnen Sie sich auf Ihre Stärke und entwickeln Sie Ihren eigenen Stil.
  • Arbeitsabläufe kennenlernen:Treffen Sie in den ersten Wochen nach Übernahme einer Chefposition keine grundsätzlichen Entscheidungen. Denn zunächst müssen Sie Arbeitsabläufe kennenlernen. Sagen Sie das auch Ihren Mitarbeitern.
  • Versprechen Sie nichts! Machen Sie Ihren Mitarbeitern auch keine voreiligen Versprechungen, die Sie später eventuell nicht einlösen können.
  • Werte der Mitarbeiter: Übertragen Sie Ihre Wertmaßstäbe nicht auf Ihre Mitarbeiter und bedenken Sie stets, dass diese (zurecht) teils andere Interessen als Sie als Führungskraft haben.
  • Erfahrungen älterer Mitarbeiter: Respektieren Sie vor allem die Werte und Normen sowie Erfahrungen älterer Mitarbeiter und würdigen Sie deren Verdienste. Dann engagieren diese sich für Sie.
  • Fachaufgabe delegieren: Erledigen Sie nur Fachaufgaben, die außer Ihnen niemand übernehmen kann, denn Sie werden als Führungskraft nicht für Fachaufgaben bezahlt. Delegieren Sie diese.
  • Viel Zeit für Führung: Denken Sie stets daran: Ihre Leistung als Führungskraft wird letztendlich an der Leistung Ihrer Mitarbeiter gemessen. Investieren Sie entsprechend viel Zeit in Ihre Steuerungs- und Führungsaufgaben.
  • Keine Diskussion über Ziele: Stellen Sie in Mitarbeitergesprächen nie die übergeordneten Ziele zur Diskussion. Diskutieren Sie mit Ihren Mitarbeitern nur über den Weg, wie diese Ziele erreicht werden sollten.
  • Macht als ultima Ratio: Setzten Sie Ihre (Führungs-)Macht nur dosiert und als „letztes Mittel“ gezielt ein.
  • Wahrheit: Als Führungskraft müssen Sie die Wahrheit sagen, aber nicht immer aussprechen.

*Hans Königes ist Ressortleiter der computerwoche.de


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