Es könnten bald Zeiten anbrechen, in denen nahezu unmöglich zu knackende Geheiminformationen direkt an unsere Smartphones gesendet werden können. Wir sprechen hier aber nicht über Handsets mit GPG-Keys oder Apps mit doppelter Authentifizierung, sondern über die Möglichkeiten der Quantenkryptographie, einer unglaublich sicheren Kommunikationstechnologie, die Nachrichten wesentlich sicherer verpacken kann, als es Lavabit, der mittlerweile auf Druck der USA geschlossene Webmaildienst von Whistleblower Edward Snowden, je könnte. [...]
Nach langen Jahren der Forschung verlauten Wissenschaftler der Universität von Bristol, dass sie einen Weg gefunden haben quantenkryptografische Informationen über einen zentralen Server direkt an mobile Endgeräte zu senden.
Nach dem derzeitigen Stand der Technik ist Quantenkryptographie äußerst problematisch. Um sie zu nutzen, müssen Benutzer zwei absolut perfekt aufeinander abgestimmte Computer haben, die die Möglichkeit bieten, einzelne Lichtpartikel (Photonen) zu kontrollieren beziehungsweise zu modifizieren, wie MIT Technology Review erläutert. Ähnlich wie bei einer herkömmlichen Verschlüsselung transportieren die Lichtpartikel einen Key, den die andere Seite entschlüsseln muss. Sind die beiden Seiten der Kommunikation nicht perfekt aufeinander abgestimmt oder werden die Lichtpartikel beim Sendevorgang verändert, funktioniert Quantenkryptographie nicht.
Das Team der Universität Bristol jedoch behauptet nun, Quantenkryptographie muss nicht so umständlich sein. Anstelle perfekt synchronisierter Lichtpartikel und extremer High-Tech-Ausrüstung sagen die Forscher, dass eigentlich nur eine Seite den großen Aufwand zum Austausch der Keys stemmen müsste.
FUTURISTISCHE TECHNOLOGIE
Anders als bei konventioneller Kryptografie, bei welcher Key-Paare durch komplexe mathematische Probleme kreiert werden, basiert Quantenkryptographie auf der Heisenbergschen Unschärferelation, dem Fundament der Quantenmechanik. Die Unschärferelation beinhaltet, dass alleine die Beobachtung eines Partikels dieses verändert.
„Quantenkryptographie funktioniert weil, sollte jemand versuchen das Geheimnis zu entschlüsseln, alleine der Versuch bereits zur Änderung der geheimen Daten führt“, wie Roger Grimes von InfoWorld kürzlich berichtete. ”Der potenzielle Datendieb wird nicht nur daran scheitern das Geheimnis zu erfahren, auch werden die autorisierten Personen wissen, dass jemand versucht hat hinter ihr Geheimnis zu kommen.“
Dies klingt nun alles großartig, würde es sogar der NSA nahezu unmöglich sein, den einfachen Bürger auszuspionieren. Tatsache ist jedoch: Quantenkryptographie steckt noch immer in den Kinderschuhen und die Nutzung im alltäglichen Gebrauch ist frühestens in einigen Jahren zu erwarten.
Der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger hat zwar mit seinem Team bereits 2008 in einem komplizierten Versuch Daten in einem handelsüblichen Telekommunikations-Netzwerk mittels Quantenkryptographie abgesichert. Bis diese unglaublich komplexe Technologie jedoch der breiten Öffentlichkeit zugängig wird, sollte jeder, der seine Daten oder seine Festplatte vor unberechtigten Zugriffen schützen möchte, sich mit der Nutzung der besten Verschlüsselungssysteme der Gegenwart vertraut machen.
Der Artikel basiert auf einem Beitrag der amerikanischen Computerworld.
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